Wie die "Captain America 2"-Regisseure Joe und Anthony Russo dem Branchenmagazin Deadline verrieten, sei es frustrierend, dass Comic-Verfilmungen von der für die Oscars zuständigen Academy ignoriert werden. Die Zeit sei eigentlich reif, einen Comic-Film in der Kategorie "Bester Film" bei den Oscars zu nominieren. Es sei schon merkwürdig, dass diese Filme nur auf ihre Einnahmen reduziert werden, so Joe Russo. Wie möglicherweise Christopher Nolan zuerst bewiesen habe, könne man doch auch in diesem Genre, richtige und wertvolle Filme machen. Es sei sehr traurig, dass viele Leute wegen einigen mittelmäßigen Filmen das gesamte Genre abschätzig behandeln und nicht erkennen, was für eine massive, kulturelle Präsenz Comic-Verfilmungen haben.
Es sei Zeit, dass dies geändert werde, so die Russo-Brüder und dabei schöpfen sie Hoffnung aus der Vergangenheit. Das Fantasy-Genre wurde schließlich, wie Deadline anmerkt, lange Zeit auch komplett ignoriert, bis alle drei "Der Herr der Ringe"-Filme als Bester Film nominiert wurden und der Abschluss der Saga, "Die Rückkehr des Königs", dann 2003 einen fulminanten Sieg einfuhr. Laut Anthony Russo gebe es zudem bei ihnen die Hoffnung, dass ihrem eigenen Film, "Captain America 2: The Return Of The First Avenger", gesteigerte Aufmerksamkeit wiederfährt, weil man mit Robert Redford einen Schauspieler dabei habe, der eigentlich aus einer anderen Liga stamme. Diese Besetzung und vor allem die Rolle, die er spiele, geben dem Film laut Russo einen viel tieferen kulturellen Kontext. Zudem sei es ein sehr aktueller Film, der sich auch mit der Frage von Bürgerrechten auseinandersetze.
Richtig an eine Nominierung glauben die Russo-Brüder aber nicht. Dies liege auch daran, dass ein Verleih wie Marvel viel Geld für Publikums-Werbekampagnen zur Steigerung der Einnahmen an den Kinokassen ausgebe. Warum sollte die Comicschmiede aber zusätzlich noch einmal Geld für eine Oscar-Kampagne investieren? Die Einnahmen des Publikums sind schließlich schon da. Und wenn man sich die Oscar-Verleihungen der Vergangenheit so anschaue, sei es doch ziemlich wichtig, dass man sehr viel Werbung für seinen Film bei den Oscar-Wählern mache.
So gilt es auch in der Branche als nicht nur sehr unwahrscheinlich, sondern nahezu ausgeschlossen, dass "Captain America 2: The Return Of The First Avenger" oder auch "Guardians Of The Galaxy" oder "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit" am Ende eine Nominierung in der Kategorie Bester Film davontragen. Und dies obwohl alle drei Filme bei den internationalen Filmkritikern hervorragend ankamen, bei der Kritiken-Übersichtsseite rottentomatoes.com einen Anteil positiver Kritiken von jeweils um die 90% haben und damit mehr als manch aussichtsreicher Oscar-Kandidat (eine Übersicht gibt es übrigens in unserem Special "Die 30 größten Favoriten für die Oscars 2015").
Doch selbst der von vielen als Meisterwerk gepriesene "The Dark Knight" des bereits angesprochenen Regisseurs Christopher Nolan wurde damals bei den Oscars nicht nominiert. Die Folge war, dass im darauffolgenden Jahr die Anzahl der möglichen Nominierungen in der Kategorie Bester Film erhöht wurde. Dies führte aber insgesamt (trotz Ausnahmen wie "District 9") nicht dazu, dass das Nominierten-Feld nun variantenreicher erscheint, sondern einfach dazu, dass nun mehr der "klassischen Oscar-Filme" nominiert sind.
Was ist eure Meinung? Hätte eine Comic-Verfilmung eine Oscar-Nominierung verdient?