Sandra Bullock war zwar nicht Alfonso Cuaróns erste Wahl für die Rolle der Dr. Ryan Stone, die in "Gravity" durch einen Zwischenfall einsam im All schwebt, aber sie ist eindeutig diejenige, die am meisten profitiert hat. Nicht nur hat sie eine weitere Oscar-Nominierung erhalten, auch ihr Kontostand ist um einiges gewachsen. Angelina Jolie, die ursprünglich für die Rolle vorgesehen war, wird sich wohl ärgern.
Der Deal, den Bullock mit Warner eingegangen ist, beinhalte laut Hollywood Reporter 20 Millionen Dollar als fixes Gehalt plus 15% des weltweiten Teils der Brutto-Einnahmen, der beim Studio ankommt. "Gravity" spielte momentan über 700 Millionen Dollar weltweit ein. Der Hollywood Reporter schätzt, dass davon rund 45% beim Studio nach Abzug zum Beispiel des Anteils für die Kinos angekommen sind. Da Bullock einen sogenannten "First-Dollar-Deal" habe, der sie sofort am ersten Dollar, der beim Studio landet, beteiligt (im Gegensatz zu Beteiligungen, die erst greifen, wenn der Film in der Gewinnzone ist), habe sie nach den Schätzungen des Branchenblatts auf diesem Weg bereits weitere ca. 50 Millionen Dollar kassiert, also insgesamt bisher ca. 70 Millionen Dollar. Doch auch von den DVD-, Blu-ray- und VOD-Verkäufen sowie von den TV-Rechten wird sie profitieren. Insgesamt rechnen die Analysten, die nach eigener Angabe bei den Berechnungen von einem branchenerfahrenen Finanzanwalt unterstützt wurden, der die üblichen Summen bei solchen Auswertungsketten kennt, daher damit, dass Bullocks Anteil auf bis zu 100 Millionen Dollar wachsen wird. Dies dürfte Bullock locker den Titel als bestbezahlteste Schauspielerin des Jahres 2013 einbringen. Ein solcher Deal ist momentan in der Branche höchst unüblich. Robert Downey Jr. ist einer der wenigen Kollegen, der für seine Auftritte als Iron Man einen ähnlichen Vertrag herausschlagen konnte. Bullock konnte diesen Vertrag wohl abschließen, weil sie 2010 in einer perfekten Verhandlungsposition war. Mit "Blind Side - Die große Chance" landete sie direkt davor nicht nur einem Überraschungshit, sondern gewann dafür auch einen Oscar, also genau die Kombination aus Award- und Publikumsruhm, den man sich auch für "Gravity" erhoffte. Und nach der Absage von Angelina Jolie brauchte man unbedingt einen zugkräftigen weiblichen Star, der einen Film nahezu alleine tragen kann.
Warner wird dies allerdings kaum wehtun, denn obwohl für die Produktion von "Gravity" mehr als 110 Millionen Dollar ausgegeben wurden, plus weitere geschätzte 100 Millionen Dollar für das erfolgreiche Marketing mit der Botschaft "ihr müsst diesen Film in 3D im Kino sehen", muss das Studio kaum weitere Personen beteiligten, denn die Produktion wurde größtenteils selbst finanziert. Die einzigen weiteren Anteilnehmer sind Brett Ratner und James Packer von RatPac-Dune Entertainment, die allerdings nur einen vergleichsweise kleinen Profit daraus schlagen werden können, da ihre Beteiligung sehr marginal sei. Vor allem greife ihre Beteiligung erst nach Abschreibungen diverser Kosten, bei denen Studios meist sehr erfinderisch sein können. Regisseur Alfonso Cuaron und Produzent David Heyman gaben ihre ursprünglichen Gewinnbeteiligungen dagegen wohl auf, als das Budget des Films den ursprünglichen Rahmen überschritt und Warner zusätzliches Geld nur gegen eine Neuverhandlung der Verträge des Duos bereitstellte.
"Gravity" wird nach Hochrechnungen des Hollywood Reporters übrigens am Ende mehr eingespielt haben als alle anderen Filme zusammen, die bei den Oscars 2014 für den Besten Film nominiert sind. Ob sich dies auch bei den Oscars bezahlt macht, werden wir in der Nacht von Sonntag (2. März 2014) auf Montag (3. März 2014) erfahren. Hier noch einmal der Trailer: