FILMSTARTS: Hallo Rob, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur finanziell erfolgreichsten Kickstarter-Kampagne für ein Filmprojekt - ihr steht inzwischen bei mehr als 4,5 Millionen Dollar! Gibt es weitere Rekorde, die ihr mit der „Veronica Mars“-Kampagne noch brechen wollt?
Rob Thomas: Die größte Kickstarter-Kampagne aller Zeiten hat zehn Millionen Dollar für eine Bluetooth-Uhr zusammenbekommen, aber ich glaube nicht, dass wir da rankommen können. Allerdings gibt es einen anderen Rekord, den wir noch zu brechen hoffen: Uns fehlen noch 20.000 Unterstützer, dann hätten wir die meisten überhaupt.
FILMSTARTS: Welche möglichen Szenarien geisterten dir in der Nacht vor dem Start der Kampagne durch den Kopf?
Rob Thomas: Ich war ursprünglich extrem optimistisch, aber in der Nacht vor dem Start haben Kristen Bell und ich ein paar Tweets rausgeschickt, die die Möglichkeit eines „Veronica Mars“-Films andeuteten. Eigentlich hätte ich erwartet, dass die Leute da im Internet durchdrehen, aber es folgte kaum eine Reaktion. Obwohl Kristen mehr als eine Million Follower hat, gab es nur ein paar Hundert Re-Tweets. Und so wurde aus einer optimistischen Nacht ein des Zweifels und Schmerzes. Plötzlich dachte ich: „Oh mein Gott, was ist, wenn wir alle nur auf dieselben 20 ‚Veronica Mars‘-Fans gehört haben und es in Wirklichkeit gar kein Publikum für den Film gibt?“
Die Kultserie "Veronica Mars" lief von 2004 - 2007 auf dem US-Sender The CW.
FILMSTARTS: Du hast viel Zeit investiert, um das Belohnungssystem für die Kampagne zu entwickeln. Wie bist du das angegangen?
Rob Thomas: Ich habe mir einfach Projekte angeschaut, die erfolgreich gewesen sind und mehr als eine Million Dollar eingenommen haben. Dabei habe ich schnell gelernt, dass jene Kampagnen besonders erfolgreich waren, bei denen die Unterstützer das Produkt, um das es geht, am Ende selbst zu einem fairen Preis erhalten. Also wollten auch wir Belohnungen, bei denen die Leute sagen: „Ja, das ist es auch wert.“ Wir wollten auf keinen Fall wie eine Wohltätigkeitsorganisation behandelt werden, für die die Leute nur aus Barmherzigkeit spenden. Also bekommen unsere Unterstützer nun für 35 Dollar einen Download des fertigen Films, ein T-Shirt und einen Download des Skripts. Zusätzlich gibt es noch spaßige Belohnungen, über die die Leute sprechen und die auch die Presse anlocken – wie z.B. die 10.000-Dollar-Belohnung, die dem Unterstützer eine Ein-Satz-Sprechrolle im Film einbringt.
FILMSTARTS: Die angesprochene 10.000-Dollar-Belohnung ist ja bereits weggegangen – freust du dich schon darauf, den großzügigen Unterstützer kennenzulernen?
Rob Thomas: Wir haben uns bereits gemailt, ein echt interessanter Typ. Er ist nur ein moderater „Veronica Mars“-Fan, aber er liebt Kickstarter und glaubt an die Kraft des Internets. Außerdem hat er genug Geld. Am Ende hat er es also mehr aus der Liebe zum Crowdfunding als aus Liebe zu „Veronica Mars“ getan.
FILMSTARTS: Kannst du uns ein paar Ideen für mögliche Belohnungen verraten, die ihr am Ende aus irgendeinem Grund nicht integriert habt?
Rob Thomas: Wir kündigen in unserem Kickstarter-Video ja die Vergabe eines Credits als Associate Producer an - und das war auch durchaus eine ernsthafte Idee. Wir wollten zwischen 50 und 100 davon anbieten und der Name der Leute hätte dann im Abspann gestanden. Außerdem wollten wir sie alle zu einem Testscreening eingeladen, wo sie mir Anmerkungen zum Film hätten mitgeben können – sie hätten also eine reale Verantwortung für den Film getragen. Aber dann haben wir herausgefunden, dass die Produzentengilde damit gar nicht einverstanden wäre – deshalb mussten wir die Idee schon aus rein juristischen Gründen wieder verwerfen.
Das (herrlich selbstironische) Kickstarter-Video zur "Veronica Mars"-Kampagne:
FILMSTARTS: Inzwischen können Bewohner aus 21 Ländern (inklusive Deutschland) am Crowdfunding teilnehmen (hier geht’s zur Kickstarter-Kampagne). War es von Beginn an der Plan, die Aktion irgendwann über die USA und Kanada hinaus zu erweitern?
Rob Thomas: Ich habe während dieser Kampagne viel gelernt. Und wenn ich im kommenden Jahr noch eine Kampagne bei Kickstarter starten würde, hätte ich meine internationalen Belohnungen von Beginn an am Start. Denn diesmal haben wie erst kurz vor Beginn festgestellt, dass nun mal jede Nation ihre eigenen Gesetze hat und Warner Bros. musste für jedes Land erst einmal sicherstellen, dass wir alle Regeln korrekt einhalten. Beim nächsten Mal werden wir schlauer sein und uns schon vorher um solche Details kümmern.
FILMSTARTS: Wie viel müsste denn zusammenkommen, um die im Kickstarter-Video von Logan und Duck favorisierte Version zu drehen – eine Fassung ab 18, die im Weltall spielt und in der hunderte nackte Stripperinnen auftauchen?
Rob Thomas: Warner Bros. würde uns sicherlich keinen nicht jugendfreien Film machen lassen. Aber wenn der Film rauskommt und wir das neue „Blair Witch Project“ werden, dann können wir gerne noch mal über eine R-Rated-Version (Anm.d.Red: US-Freigabe ab 17) sprechen.
Die meisten werden auch im Kinofilm dabei sein: Der Cast der Kultserie "Veronica Mars"!
FILMSTARTS: Wie viel von der Story des Films steht denn schon fest - und wie viel wird sich erst entscheiden, nachdem das finale Budget feststeht?
Rob Thomas: Der Plot steht soweit fest, aber ich habe ein paar Variable eingebaut. Zum Beispiel soll es im Film auf jeden Fall ein zehnjähriges Highschool-Jubiläumstreffen geben – und wenn wir genug Geld zusammenbekommen, soll es in einer riesigen Schlägerei enden. Und wenn wir nicht genug Geld zusammensammeln, dann würden die Gäste sich wohl lediglich Schimpfwörter an den Kopf werfen.
FILMSTARTS: Wie wir gelesen haben, hat Veronica seit dem Ende der dritten Staffel keinen Fall mehr gelöst und stattdessen Jura studiert. Wieso hast du dich gegen die frühere Idee entschieden, aus Veronica eine FBI-Agentin zu machen?
Rob Thomas: Der FBI-Plan ist damals aus purer Verzweiflung entstanden. Der Sender hat angedeutet, dass wir im nächsten Jahr wohl nicht wiederkommen würden, weil unsere Quoten stagnierten. Allerdings hatten mir die Verantwortlichen verraten, dass sie an einer Serie über eine FBI-Agentin in ihren Zwanzigern interessiert sein – also habe ich vorgeschlagen, „Veronica Mars“ in diese Richtung weiterzuentwickeln. Wir haben ein 15-Minuten-Promovideo mit Veronica als FBI-Agentin gedreht und eine Woche lang tatsächlich geglaubt, dass wir es damit geschafft hätten - denn die Sender-Verantwortlichen haben es wirklich geliebt. Aber dann gibt es im Äther über den Sender-Verantwortlichen irgendwo noch die Konzern-Bosse – und die haben sich wohl nur die harten Zahlen angeschaut und daraufhin entschieden, „Veronica Mars“ zu beenden. Veronica im FBI war also nie meine erste Wahl, es war nur mein verzweifelter Versuch, die Serie noch irgendwie zu retten.
FILMSTARTS: Wenn „Veronica Mars“ 2014 erfolgreich in den Kinos angelaufen ist, startest du dann direkt eine Kickstarter-Kampagne für deine zweite zu früh abgesetzte Kultserie: „Party Down“? Oder machst du dann erst mal einen Monat Urlaub?
Rob Thomas: „Party Down“ wäre ein großartiges Projekt für Kickstarter. Allerdings haben wir bereits einen Deal mit einer Independent-Filmproduktion abgeschlossen. Wir schreiben gerade an einem Skript. Das ist zwar noch keine Garantie, dass es den Film geben wird – aber momentan sind wir voller Hoffnung, den Film auf „normalem“ Wege realisieren zu können. Aber hätten wir den Deal nicht schon abgeschlossen, wäre „Party Down“ wohl tatsächlich als nächstes dran gewesen.
Zur Kickstarter-Kampagne von "Veronica Mars":
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