Sicher ist: Sony will die zwei Fortsetzungen zu "Verblendung" in Angriff nehmen. Das Problem ist nur wie? Auf jeden Fall wird das Studio dabei erst einmal tief in die Tasche greifen, den Regisseur David Fincher, Produzent Scott Rudin und Drehbuchautor Steven Zaillian haben gut dotierte Verträge, die ihnen gemeinsam zwischen 25 und 35 Millionen Dollar garantieren und zwar im Voraus. David Fincher hat sogar noch eine besondere Klausel im Vertrag, die ihm 5 Millionen Dollar garantiert, wenn Sony einen anderen (!) Regisseur auswählen sollte. Das Filmstudio will daher die übrigen Kosten klein halten, zumal "Verblendung" mit einem weltweiten Einspiel von 230 Millionen Dollar (bei 90 Millionen Dollar reinem Produktionsbudget) nur ein moderater Erfolg war.
Ausgerechnet Daniel Craig bringt nach einem aktuellen Bericht des Hollywood Reporters Sony nun in die Bredouille. Nach dem weltweiten Mega-Erfolg des jüngsten James-Bond-Films "Skyfall" (ebenfalls von Sony produziert) verlangt Craig einen deutlich höheren Gehaltsscheck für die "Verblendung"-Fortsetzungen. Vorher kehre er nicht vor die Kamera zurück. Laut dem Branchenblatt ist dies der Grund, warum die Arbeiten an den Fortsetzungen so schleppend vorangehen obwohl zwei überzeugende Drehbücher von Zaillian vorliegen sollen. Bei Sony sei man zudem so verärgert darüber, dass Craig mehr Geld wolle (obwohl das Studio das Budget für die Fortsetzungen kleiner halten will), dass man nun überlege, den Film ohne ihn zu machen. Dabei wolle man die Figur nicht umbesetzen, sondern aus der Geschichte schreiben, was Leser der Romanvorlagen mit Erstaunen zur Kenntnis nehmen dürfte. Denn auch wenn sich die in Deutschland unter den Titeln "Verdammnis" und "Vergebung" erschienenen Fortsetzungen deutlich mehr auf Punk-Hackerin Lisbeth Salander (gespielt von Rooney Mara) konzentrieren und hauptsächlich ihre Geschichte erzählen, ist der Journalist und Gerechtigkeitsfanatiker Mikael Blomkvist der Zugang zu dieser Story.
Zudem dürfte ein solches Unterfangen Sony vor weitere Probleme stellen. Fortsetzungen ohne Craig erfordern neue Drehbücher, heißt: Steven Zaillian müssste wieder Hand anlegen, was dieser sich auch bezahlen lassen würde -wenn er überhaupt Zeit hätte, arbeitet er doch im Moment an der neuen HBO-Serie "Criminal Justice". Und das zweite Problem ist: Regisseur David Fincher gilt als sehr loyal zu seinen Schauspielern. Er boxte, sogar mit der Drohung hinzuschmeißen, Rooney Mara als Besetzung gegen Studio-Verantwortliche durch und dürfte bei einem Abschuss Craigs nicht begeistert sein. Und schließlich will Sony in Zukunft bei den Bond-Filmen weiter mit Craig zusammenarbeiten. Mehr als fraglich, ob man es sich da leisten kann, es sich mit einem so wichtigen Mitarbeiter zu verscherzen.
Trotzdem gibt es die Überlegungen, Craigs Figur aus den Fortsetzungen zu entfernen und wir dürfen gespannt bleiben, wie sich Sony entscheiden wird. Zeit für eine Entscheidung haben die Studio-Verantwortlichen allerdings wohl noch etwas. Die Terminpläne aller Beteiligten sind im Moment so voll, dass es unwahrscheinlich ist, dass Dreharbeiten – mit oder ohne Craig – vor 2014 stattfinden können.