Am Montagabend (8. Oktober) war es soweit: Steven Spielbergs Biopic "Lincoln" feierte auf dem New Yorker Filmfestival seine Weltpremiere - ein Film, der bereits jetzt eng mit der kommenden Oscar-Verleihung in Verbindung gebracht wird, nicht zuletzt wegen dem zweifachen Oscar-Gewinner Daniel Day-Lewis. Er gewann die Trophäe als "Bester Hauptdarsteller" für seine Leistungen in "Mein linker Fuß" und 2008 in P.T. Andersons "There Will Be Blood". In "Lincoln" mimt er nun den 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Abraham Lincoln, der die Nordstaaten 1861 bis 1865 in den Bürgerkrieg führte. Nach der Vorführung verbreiteten sich sofort die unterschiedlichen Meinungen der Zuschauer per Internet. Nachfolgend ein kleiner Querschnitt:
So ist sich die große Mehrheit darüber einig, dass Day-Lewis erneut und wie erwartet eine großartige Performance hinlegt und den Präsidenten lebensnah darstellt. Für die Kollegen von Deadline steht sogar fest, dass er in "Lincoln" seine bisher beste Leistung abliefert. So sei er voll und ganz in der Figur aufgegangen, habe ihr Leben eingehaucht und die unterschiedlichen Facetten fantastisch umgesetzt. Wenn es nach Collider und dem Publikums-Applaus ginge, toppt jedoch Tommy Lee Jones noch Day-Lewis' Leistung. Der Autor des Magazins schlug ihn sogleich für den Oscar in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" vor. Über Twitter verbreiteten sich besonders schnell diverse Meinungen: "Spielbergs 'Lincoln' verwandelt ein bestimmtes historisches Ereignis in eine menschliche Geschichte", "Spielbergs 'Lincoln' ist der beste Film, den Roberto Rossellini nie gemacht hat", "'Lincoln' ist Spielbergs kleinster Film seit 'Always'. Perfekt, um einen Mann mit unkalkulierbarer Last zu portraitieren" und auch "'Lincoln' war in Ordnung. Day-Lewis war ok, aber war schon besser. Und es war sehr sehr langsam". Aber auch: "Spielberg hat sein Gefühl verloren."
ComingSoon schreibt, dass "Lincoln" zwar ein sehr dialoglastiger Film sei, aber das Drehbuch von Tony Kushner zu einem der besten in den letzten Jahren gehöre. Das liege besonders daran, dass Kushner es versteht, die vielen Dialoge fantastisch aufblühen zu lassen und mit Humor zu unterlegen. Die große Wortdichte habe natürlich ihren Preis und man muss der sich langsam entwickelnden Erzählung die notwendige Zeit und Aufmerksamkeit schenken, um belohnt zu werden.
Indiewire ist froh, dass Steven Spielberg in "Lincoln" glücklicherweise seinen Hang zur Übersentimentalität zurückschraubt und stuft ihn von der Machart irgendwo zwischen "Amistad - Das Sklavenschiff" und "Schindlers Liste" ein. Sie loben zwar, dass der Film bis in die kleinsten Rollen mit hochkarätigen Stars besetzt ist (Joseph Gordon-Levitt, Jared Harris, James Spader, Jackie Earle Haley, Lee Pace), diese auch alle gute Arbeit abliefern, jedoch aufgrund der hohen Anzahl kaum Spielzeit haben und so etwas untergehen.
Bei der aufgeführten "Lincoln"-Version handelt es sich um eine fast abgeschlossene Fassung. Die vielen verschiedenen Meinungen sollten Spielberg und Co. dienlich sein, eventuell noch letzte Feinjustierungen vorzunehmen. Mehr bedarf es aber wohl nicht und es hört sich ganz danach an, dass uns mit "Lincoln" ein packendes Charakterportrait erwartet. Am 24. Januar 2013 läuft "Lincoln" in den deutschen Kinos an.
Freut ihr auch darauf oder klingt euch der dialoglastige Film zu langatmig?