Zwar hatte sich kurz vor dem Release durch die überschwänglichen ersten Kritiken und die besondere One-Shot-Machart schon angedeutet, dass uns mit „Adolescence“ etwas Besonderes erwarten würde. Dass die Netflix-Miniserie rund um einen 13-jährigen Jungen, der beschuldigt wird, eine Mitschülerin umgebracht zu haben, aber auf dermaßen großes Interesse stößt, dürfte selbst die Macher dahinter überrascht haben.
Nach den ersten vier Tagen kam „Adolescence“ bei Netflix auf starke 24,3 Millionen Views, was dem Neustart mit Abstand den ersten Platz in der Top-10 der in der vergangenen Woche meistgestreamten Serien einbrachte (und auch hinter dem vielfach teureren Sci-Fi-Blockbuster „The Electric State“ ist man damit nicht allzu weit abgeschlagen).
Und damit nicht genug: „Adolescence“ legte so auch den bis dato besten Start einer fiktionalen Serie im Jahr 2025 hin, noch vor dem Harlan-Coben-Hit „Ich vermisse dich“, der zweiten Staffel „The Night Agent“ und der Robert-De-Niro-Serie „Zero Day“. Lediglich die True-Crime-Doku-Serie „American Murder: Gabby Petito“ lief mit 31,3 Millionen Views noch besser an, hatte durch einen Start am Montag dafür aber auch drei Tage mehr Zeit.
Fakt ist: „Adolescence“ ist ein Riesen-Hit für Netflix, der seine Zahlen in den kommenden Wochen recht konstant halten dürfte, da es einer dieser Fälle ist, in dem sich erst nach und nach rumsprechen dürfte, mit was für einem unvorhergesehenen Highlight man es hier zu tun hat. Dabei hätte allerdings beinahe ein ganz anderer Streaminganbieter die Sektkorken knallen lassen können.
Wie „Adolescence“-Schöpfer Jack Thorne (aus dessen Feder übrigens auch der Netflix-Erfolg „Enola Holmes“ und das Theaterstück „Harry Potter und das verwunschene Kind“ stammen) in einem Interview mit Deadline nämlich verriet, wurde die Serie ursprünglich für Amazon Prime Video entwickelt. Warum das Projekt letztlich dann zur Streaming-Konkurrenz gewechselt ist, offenbarte Thorne hingegen nicht.
Sterben britische Serien wie "Adolescence" aus?
Primäres Anliegen des Autors war es in dem Gespräch ohnehin, auf die problematische Finanzierung spannender neuer Serien-Stoffe in Großbritannien aufmerksam zu machen. Ihm zufolge würden Serien wie „Adolescence“ und originelle Ideen aufstrebender Schreibtalente aussterben, wenn die Branche die durch Budgetkürzungen britischer Sender, internationale Finanzierungsschwierigkeiten und eine grassierende Inflation verursachten Probleme nicht löse. Dafür forderte er im Deadline-Interview die britische Regierung auf, verbesserte Steuervergünstigungen für derartige Projekte und eine Abgabe für Streamingdienste einzuführen, die in ein solches Finanzierungsmodell einzahlen würden.
Im Zuge seines jüngsten Erfolgs mit „Adolescence“ könnte Jack Thorne damit tatsächlich auf mehr Gehör stoßen. Bis dahin kann er sich aber erst einmal an den Zahlen für seine Serie erfreuen. Weniger erfreulich sind hingegen die Werte für das eingangs erwähnte Mammutwerk „The Electric State“. Warum das so ist, erfahrt ihr im folgenden Artikel:
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