Wenn man all die bekannten Gesichter aufzählen möchte, die Regisseur Wes Anderson für seine absurde Sci-Fi-Erzählung vor die Kamera bekommen konnte, dann wird man durchaus eine Zeit beschäftigt sein, denn der Cast von „Asteroid City“ platzt wahrlich aus allen Nähten. Hier geben sich Hollywood-Nasen wie Scarlett Johansson, Edward Norton, Tilda Swinton, Tom Hanks, Matt Dillon und Bryan Cranston die Klinke in die Hand. Und selbst „Barbie“-Star Margot Robbie schaut ebenso wie Steve Carell oder Jeff Goldblum für einen Mini-Auftritt vorbei.
Das kann bisweilen schon etwas ermüdend werden, gerade dann, wenn die reine Masse der Stars die eigentliche Handlung zu erdrücken scheint und statt einem roten Erzählfaden zu folgen, nur noch Kurzauftritt an Kurzauftritt gereiht wird. So ging es zumindest dem Autor des Artikels bei Andersons letztem Film „The French Dispatch“.
Für mich ist „Asteroid City“ jedoch wieder eine Rückkehr zu alter Wes-Anderson-Stärke, der hier artifiziell inszeniert wie nie zuvor, dabei aber stets einem klaren Gedanken folgt. Die Landschaftsaufnahmen werden zu einem in Pastellfarben getauchtem Werbetraum, die das amerikanische Lebensgefühl zu versprechen scheinen, in der aber letztlich niemand wirklich existiert. Es ist ein Film über die Künstlichkeit des Filmemachens und die unerfüllbare Erwartungshaltung des Publikums, das voller Freude dem angekündigten „Alien“ entgegenfiebert, der im finalen Akt wie ein Springteufel aus der Box hüpft – und der aufgebauten Spannung letztlich nie gerecht werden kann.
Das klingt wirr? Das ist es auch – aber gleichzeitig ein großer Retro-Sci-Fi Meta-Spaß. In gewisser Weise vielleicht Wes Andersons „Mars Attacks!“. Denn auch Tim Burton hatte seinerzeit eine gigantische Freude daran, mit den Erwartungen des Publikums zu spielen und ein gigantisches Chaos auf der Leinwand zu entfesseln. Natürlich verläuft „Chaos“ bei Wes Anderson noch immer in geometrischen Formen, dennoch ist „Asteroid City“ wohl der größte Bruch mit Kino-Norm, der vom exzentrischen Filmemacher bisher vollzogen wurde.
Wer jetzt selbst ein Blick wagen will, findet „Asteroid City“ aktuell im Streaming-Angebot von Amazon Prime Video, wo ihn Abonnent*innen ohne Zusatzkosten streamen können:
Und darum geht es in "Asteroid City"
Vor tausenden von Jahren hinterließ ein Asteroideneinschlag auf der Erde einen tiefen Krater und eine Menge extraterrestrisches Geröll. In den 1950er-Jahren reisen Schüler mit ihren Eltern durch die USA zu einer abgelegenen Wüstenstadt namens Asteroid City, um am Junior-Stargazer-Kongress teilzunehmen. Neben den Familien zieht dieses Großereignis auch Astronomen, Lehrer und das Militär an. Doch anstelle des geplanten wissenschaftlichen Wettbewerbs ereignen sich unvorhergesehene weltverändernde Vorfälle, die Chaos und Verwirrung stiften, als plötzlich ein Alien auftaucht.
Daraufhin erklärt das Militär Asteroid City zur Sperrzone, aus der niemand mehr heraus- oder hereinkommen kann. Dies betrifft auch Mitch Campbell (Jason Schwartzman), seine vier Kinder und seinen Schwiegervater Stanley (Tom Hanks), die nun in der Stadt festsitzen. In dieser unerwarteten Situation versuchen sie, das Beste daraus zu machen. Für Mitch bedeutet das, eine Freundschaft mit der ebenfalls gestrandeten Schauspielerin Midge (Scarlett Johansson) zu knüpfen.
Übrigens wäre gegen den Willen von Steven Spielberg fast eine Fortsetzung zu einem seiner Sci-Fi-Filme gedreht worden – und auch der hätte krass mit dem ersten Teil und der Erwartungshaltung des Publikums gebrochen:
"Ich hatte keine Rechte": Gegen den Willen von Steven Spielberg wäre fast eine Fortsetzung zu einem seiner besten Filme gedreht worden*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.