TV-Tipp: Martin Scorseses späte Fortsetzung eines 1960er-Jahre-Klassikers - mit Tom Cruise in der Hauptrolle!
Monta Alaine
Monta Alaine
Bereits jung von ihrem Vater an Klassiker wie "Taxi Driver" und "Clockwerk Orange" herangeführt stand fest: Film sollte es sein. Nach diversen Stops in der Branche gilt ihre Liebe auch heute noch Hollywood-Kino à la Nolan und raffinierten Arthouse-Filmen.

25 Jahre nach Erscheinen von „Haie der Großstadt" brachte Scorsese mit „Die Farbe des Geldes” den zweiten Teil des Klassikers ins Kino. Die Fortsetzung mit Paul Newman und Tom Cruise läuft heute Abend auf arte.

Vor einigen Tagen, am 26. Januar 2025, wäre Paul Newman 100 Jahre alt geworden. Bereits in den 60er-Jahren wurde der „Mann mit den blauesten Augen Hollywoods” zur Ikone. Er drehte mit den ganz Großen:Alfred Hitchcock („Der zerrissene Vorhang”), Robert Wise („Die Hölle ist in mir”), Sidney Lumet („The Verdict“), Sam Mendes („Road to Perdition”). Er stand vor der Kamera mit Steve McQueen („Flammendes Inferno”), mit Elizabeth Taylor („Die Katze auf dem heißen Blechdach”) und er gab sogar die Stimme des gealterten Doc Hudson in „Cars”.

Seine Rollen waren oftmals hinter der schönen Fassade zweifelnde, suchende Charaktere: In „Der wildeste unter Tausend” etwa verkörperte er den Alkoholiker Hud – und schaffte es dennoch, die Figur mit einer Coolness zu beleben, die ihr den zweifelhaften Ruf des „meistgeliebten texanischen Bastards” einbrachte.

Ikonisch ist auch seine Rolle des ehrgeizigen, aber auch übermütigen, Poolbillardspielers Eddie „Fast" Felson in Robert Rossens „Haie der Großstadt“ von 1961, der inzwischen zu den großen Hollywood-Klassikern zählt. Nur vordergründig geht es hier um Pool-Billard: Eigentlich erzählt der Film von Machtdynamiken, von Talent und seiner Verschwendung, von Sucht und vor allem vom Scheitern.

25 Jahre später, 1986, hatte Paul Newman sein gefeiertes Comeback als Fast: Denn niemand Geringeres als Martin Scorsese („Taxi Driver“, „Wie ein wilder Stier“) setzte „Haie der Großstadt“ mit „Die Farbe des Geldes“ fort. Und Paul Newman rockte seinen Auftritt als inzwischen gealterter Großstadthai so sehr, dass er mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Scorseses oftmals unterschätztes Sportfilm-Juwel bekommt ihr heute Abend werbefrei um 20.15 Uhr auf arte zu sehen. Ganz ohne Werbeunterbrechungen!

Ein Grünschnabel auf der Überholspur

Fast gegenübergestellt wird Tom Cruise, quasi sein jüngeres Alter Ego – dieser ist als Nachwuchstalent Vincent Lauria überheblich, aufmüpfig, siegessicher, charismatisch – Tom Cruise spielt also ein bisschen sich selbst, oder zumindest das Bild, das man von ihm als von sich selbst überzeugter Strahlemann hat.

Eddie Felson kehrt also nach Jahren der Abwesenheit von der Szene wieder an den Pool-Tisch zurück und trifft auf Vince, in dem er sogleich eine Chance wittert, nochmal richtig groß rauszukommen. Er übernimmt die Rolle von Vinces Mentor und tourt mit ihm durch eine Reihe von Matches quer durchs Land – nicht, ohne die Einsätze mit der einen oder anderen betrügerischen Nummer in die Höhe zu treiben, versteht sich.

Dabei prallen die Welten von Schüler und Mentor schnell aufeinander: Während Eddie eine pragmatische und besonnene Herangehensweise verfolgt, ist Vincent getrieben von jugendlichem Leichtsinn und purer Freude am Spiel. Ihr Konflikt gipfelt in einer entscheidenden Partie, die für beide Männer eine Lektion über Stolz, Ehrgeiz und das wahre Wesen des Gewinnens bereithält.

Bunte Kugeln auf grünem Stoff

Es ist nachvollziehbar, weshalb „Die Farbe des Geldes" für viele hinter anderen Scorsese-Werken, wie „Taxi Driver" oder „Goodfellas", zurückbleibt. Denn „Die Farbe des Geldes" glänzt mit der Abwesenheit von Gewalt, es fließt kein Tropfen Blut, das Aufeinandertreffen verschiedener Parteien wird lediglich auf dem Pool-Tisch ausgetragen – wo Fast in „Haie der Großstadt" beide Daumen gebrochen werden, kommt Vince mit einem blauen Auge davon. Die Erzählweise ist konventionell und klassisch, wobei der Konflikt zwischen Schüler und Mentor einem wohlbekannten Pfad folgt.

Dennoch liegt hier Tiefe und Sehenswertes in der Inszenierung: Wie das oft so ist in Sportfilmen, lässt sich das Sujet ganz wunderbar optisch instrumentalisieren (ähnlich z. B. auch in Luca Guadagninos „Challengers” ). Scorsese reizt hier mit phallischen Queues und klackernden Kugeln, mit Einstellungen und Schnitten von Achse zu Achse, mit stimmungsvoll aufgeladenen Spelunken, visuell aus, was nur geht.

So ist „Die Farbe des Geldes" kein typischer Scorsese und noch dazu ein Film, dem man die 80er-Jahre nicht nur am Soundtrack, sondern auch an der Inszenierung der Frauen ordentlich anmerkt. Nichtsdestotrotz ist es ein Film, der es schafft, Dramaturgie und Spiel solide in Einklang zu bringen – und ein Film, der nicht nur dem Jungspund Tom Cruise den Status als aufstrebender Hollywood-Star sicherte, sondern auch das Bild von Paul Newman nachhaltig zementierte. Wenn auch seine immer funkelnden blauen Augen hier meist von einer Sonnenbrille verdeckt sind.

Falls ihr wissen wollt, welchen siebenstündigen (!) Film Martin Scorsese richtig abgefeiert, müsst ihr den nachfolgenden Artikel lesen:

Er ist über 7 (!) Stunden lang und gilt als einer der besten Filme aller Zeiten: Martin Scorsese feiert ihn als "echtes Erlebnis"

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