Jahrelang ist Tom Cruise nun schon fester Bestandteil des Action-Kinos: von „Mission: Impossible“ über „Jack Reacher“ bis hin zu „Top Gun: Maverick“. Doch es geht auch ganz anders. Und nein, heute geht es nicht um „Magnolia“, den wir euch schon häufiger ans Herz gelegt haben. Im meinem Streaming-Tipp möchte ich euch „Cocktail“ servieren – ein charmantes Filmjuwel aus den 1980er-Jahren. Doch das sehen längst nicht alle so, denn auf der Kritiken-Sammelseite Rotten Tomatoes kommt der Mix aus romantischem Drama, stylischen Bildern und eingängiger Musik bei den Besprechungen auf gerade einmal 9 % – ein Wert, der einem Film das Urteil „durchgefallen“ attestiert. Ich werde euch verraten, warum dem so ist, aber auch, warum der Film trotzdem sehenswert ist.
Streamen könnt ihr „Cocktail“ aktuell bei diversen Anbietern. Er ist nicht nur im Abo von Disney+, sondern auch für kleines Geld bei Amazon Prime Video verfügbar:
Darum geht's in "Cocktail":
Brian Flanagan (Tom Cruise) kehrt nach seinem Wehrdienst in seine Heimat New York zurück. Als er feststellt, dass er ohne akademischen Abschluss in der Großstadt nicht weit kommt, landet er vorerst in der Bar des erfahrenen Barkeepers Douglas Coughlin (Bryan Brown). Für sein Ziel, ganz weit nach oben zu kommen, braucht es jedoch mehr und so beginnt er ein Wirtschaftsstudium am New-York-City-College.
Mit Vodkaflasche in der einen Hand und Praxislektüre Finanzen in der anderen ist seine Zukunft alles andere als gewiss. Doch dann kommt die Wendung: Er landet als Barkeeper für Urlauber im Inselparadies Jamaika und lernt dort die charmante Jordan Mooney (Elisabeth Shue) kennen. Als er eines Tages Besuch von Douglas bekommt, holt ihn seine Vergangenheit wieder ein. Zurück in New York landet Brian in den höchsten Kreisen der Gesellschaft. Doch ist das wirklich der richtige Ort, an dem er gern sein will?
Tom Cruise von einer anderen Seite
Wenn Tom Cruise nicht gerade als Geheimagent die physikalischen Gesetze herausfordert oder als Kampfjetpilot die Lüfte unsicher macht, zeigt er in Filmen wie „Cocktail“ eine andere Seite von sich. Zwar lebt seine Figur auch hier vom typischen Draufgängertum und Cruise'schen Charisma, doch da ist noch sehr viel mehr. In seiner Rolle als Brian Flanagan verkörpert er nicht nur Freigeist, Lebenskünstler, Charmeur und Visionär, sondern vor allem einen Träumer.
Anders als in modernen Actionkrachern wirkt seine Figur hier komplexer. Von der Ungewissheit über seine Zukunft gelähmt, findet er Halt in den aufregenden Abenden hinter der Bar. Seine Ratlosigkeit, gepaart mit Durchhaltevermögen und Tatendrang, verleiht „Cocktail“ für mich eine gelungene Tiefe.
Das Haar in der Suppe
Zugegeben, der Wert auf Rotten Tomatoes kommt nicht von ungefähr, was vor allem an einem Punkt liegen mag: Keine der Frauenfiguren in „Cocktail“ ist wirklich gelungen geschrieben. Entweder sind sie sexbesessen und aufmerksamkeitsgeil, zu bedrängend und schwach oder scharf auf einen Gigolo. Gelungene Frauenfiguren sehen anders aus, wohl wahr.
Aber auch die Männer sind nicht unbedingt besser: Zuerst verdrehen sie den Frauen die Köpfe, nur um dann selbst in einer destruktiven Spirale zu versinken. Das könnte sicherlich runder sein, macht den Film aber nicht automatisch schlecht. Ein entscheidender Faktor sorgt nämlich dafür, dass „Cocktail“ nicht in der Mittelmäßigkeit versinkt.
Cocktails und Träume
Trotz der Klischees ist das Drama sehenswert, weil die Welt, in der es spielt, interessant gezeichnet ist. Es ist eine Welt, in der an dem Kredo „Vom Barkeeper zum Millionär“ festgehalten wird. Eine Welt voller Hürden für das Individuum. Eine Welt, in der Romantik und die große Liebe existieren, aber ebenso Melancholie und die unaufhörliche Unzufriedenheit jedes Menschen. Hier ist das Leben eben keine Happy Hour, wie sie an den Bars im Urlaub zu finden ist.
Immer wieder sind die Figuren hier am träumen: von einem besseren Leben, mehr Geld, mehr Liebe, aber auch mehr Wahrheit. Ist das Leben in besseren Kreisen wirklich die Lösung für alles? „Cocktail“ zieht sehr kritisch ins Gericht mit der Welt der Reichen, obwohl seine Figuren selbst dem Kapitalismus hinterherjagen. Mit diesen gelungenen Ansätzen und dem mitreißenden Soundtrack können die paar Schwachstellen meiner Meinung nach gekonnt ausgeglichen werden.
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