Aufgrund der rar gesäten Auftritte in neuen Filmen des mit der „Fluch der Karibik“-Reihe endgültig zum globalen Superstar avancierten Johnny Depp lohnt es sich für Fans, immer mal wieder einen Blick auf seine Filmografie zu werfen. So lässt sich bisher Verpasstes wunderbar nachholen oder in Bezug auf vielleicht schon wieder Vergessenes die Erinnerung auffrischen. Ich habe vor einer Weile exakt das getan und bin dabei auf den Historien- & Horrorkrimi „From Hell“ gestoßen, den ich seit seinem 2002er-Kinostart nicht gesehen hatte. Hiermit möchte ich euch den FSK-16-Titel für eure nächste Streaming-Session empfehlen.
„From Hell“ ist im Flatrate-Programm von Disney+ enthalten, kann aber für ein paar Euro als Video-on-Demand auch beispielsweise via Amazon Prime Video*, AppleTV, Microsoft oder GooglePlay genossen werden.
Neben Johnny Depp ist von der Besetzungsliste vor allem Heather Graham erwähnenswert, die hier als potentielles Ripper-Opfer ihre wohl beste Performance neben „Boogie Nights“ zeigt. Zudem standen unter anderem noch Ian Holm („Alien“), Robbie Coltrane aus der „Harry Potter“-Reihe, Jason Flemyng („Snatch“) und Ralph Ineson („Catch The Killer“) vor der Kamera.
Das ist die Story von "From Hell"
1888: Im Londoner East End wird eine brutal ermordete Prostituierte aufgefunden. Sergeant Godley (Coltrane) setzt daraufhin seinen besten Mann auf den Fall an: Inspektor Abberline (Depp). Der Cop versetzt sich routinemäßig mittels Absinth- und Opiumkonsum in eine Art Trance und erhält durch dabei erlebte Visionen Hinweise auf den oder die Täter.
Entgegen der Vorgaben seiner Vorgesetzten sucht Abberline den Täter, der offensichtlich ein gebildeter Mann sein muss, in der reichen Oberschicht der Stadt. Während es weitere Leichenfunde gibt, kommt der Ermittler der Identität des Killers immer näher. Da wird Abberline klar, dass dieser von höchster Stelle gedeckt werden muss …
"From Hell" basiert auf einem Comic
Der berüchtigte Serienkiller Jack The Ripper beging seine Morde vor weit über 100 Jahren. Trotzdem faszinieren uns seine blutigen Taten bis heute – wohl auch weil in der Realität nie schlüssig geklärt werden konnte, wer wirklich hinter dem Pseudonym steckte. Zahllose Bücher sind im Laufe der Zeit über den Mann (oder war es eine Frau, wie diverse Experten vermuten?) geschrieben worden. Und auch Filme gibt es jede Menge. „From Hell“ zählt unter ihnen sicher zu den interessantesten.
Das Werk der US-amerikanischen Zwillingsbrüder Albert und Allen Hughes („Menace II Society“) ist nicht perfekt. Dazu mäandert es zwischendurch ein wenig zu sehr. Die Story ist sehr spannend, hätte mit etwas Straffung aber sogar noch effektiver sein können. In Bezug auf die Darstellungen gibt es allerdings nichts zu mäkeln. Und auch die visuelle Umsetzung – beginnend mit der brillanten Ausstattung sowie der Kameraarbeit von Peter Deming („Mulholland Drive“) – ist grandios. Die düstere Seite des viktorianischen Londons kommt komplett authentisch rüber. Der von Johnny Depp dargestellte Inspektor Abberline existierte übrigens wirklich. Zuvor wurde er schon in der preisgekrönten Miniserie „Das Ungeheuer von London“ von Michael Caine gespielt.
„From Hell“ basiert lose auf der mehrteiligen Graphic Novel gleichen Titels von „Watchmen“- und „V wie Vendetta“-Schöpfer Alan Moore. Diese ist zwischen 1989 und 1998 erschienen und sehr zu empfehlen. Der Autor und sein Illustrator Eddie Campbell orientierten sich für ihre Handlung an einer damals von Abberline untersuchten und noch immer weitverbreiteten Theorie. Der Comic ist in einer exzellent aufgemachten und liebevoll überarbeiteten Komplett-Edition (fast 600 Seiten!) in englischer Sprache zu haben:
„From Hell“ mag nicht der beste aller Filme mit Johnny Depp sein, wird aber meiner Meinung nach in Sachen Atmosphäre höchstens von „Dead Man“ getoppt. Der Star hat sichtlich Spaß daran, sich in dieser dunkel-gewalttätigen und opium-schwangeren Welt zu bewegen und liefert eine schauspielerische Top-Leistung ab.
"Das jagt dir eine Heidenangst ein": So hat sich Johnny Depp auf eine seiner bekanntesten Rollen vorbereitet*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.
Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.