Es gibt Filme, über die müssen eigentlich keine Worte mehr verloren werden. „Shining“ von Stanley Kubrick („2001“) ist wohl so ein Fall. Lobeshymnen, wissenschaftliche Abhandlung, ja, sogar konspirative Versuchsanordnungen haben die Genialität und Bedeutsamkeit des Horrorfilms aus dem Jahre 1980 im großen Stil immer und immer wieder aufs Neue deutlich gemacht. Trotzdem gibt es wohl nichts Schöneres, als über ein Meisterwerk ins Schwärmen zu geraten.
Für uns ist „Shining“ nicht einfach nur ein großer Meilenstein, sondern sogar der beste Horrorfilm aller Zeiten! Ihr habt Stanley Kubricks Klassiker mit Jack Nicholson („Chinatown“) in der Hauptrolle bislang noch nicht gesehen und wollt diese gewaltige Bildungslücke endlich schließen? Dann könnt ihr ihn aktuell bei Amazon Prime Video nachholen. Und nicht nur das: Im Abo steht nämlich die 23-minütige US-Kinofassung zur Verfügung, die in Deutschland nie im Kino lief!
Darum geht’s in "Shining"
Jack Torrance (Jack Nicholson) übernimmt die Stelle des Hausverwalters in einem Berghotel in Colorado, in dem es vor zehn Jahren zu einem grausamen Blutbad kam. Während der Wintermonate soll Jack das leergefegte Gebäude im Auge behalten. Der Familienvater sieht darin die perfekte Gelegenheit, um endlich die nötige Ruhe zu finden, um seinen Roman zu beenden.
Auch seine Frau Wendy (Shelley Duvall) freut sich auf die Zeit im abgeschiedenen Hotel. Nur der sechsjährige Danny (Danny Llyod), ihr gemeinsamer Sohn, ist nicht besonders glücklich über die kommenden Monate in totaler Abgeschiedenheit. Die dunklen Vorahnungen, die Danny seit jeher verfolgen, scheinen alsbald Realität zu werden. Jack beginnt nämlich immer mehr, den Verstand zu verlieren – und greift schon bald zur Axt...
Dieses Hotel werdet ihr nie wieder verlassen
Unterfüttert wurde der legendäre Status von „Shining“ natürlich auch durch den Umstand, dass Vorlagengeber Stephen King überhaupt nicht begeistert von Stanley Kubricks Vision gewesen ist. Der Grund für Kings Abneigung ist dem Umstand geschuldet, dass Kubrick keinen großen Wert auf die psychologische Entwicklung der Charaktere legte und die Vorlage in der Beschreibung von Persönlichkeitsstrukturen stark verkürzte.
Als Autor des Romans sicherlich ein valider Punkt, in der filmischen Umsetzung ist Kubricks Herangehensweise aber alles andere als kontraproduktiv. Selbst wenn man als Zuschauer*in von Beginn an weiß, dass dieser Jack Torrance bald schon völlig am Rad drehen wird, ist „Shining“ nicht etwa psychologisch einfältig, sondern setzt vielmehr auf eine Verdichtung des sozialen Klimas innerhalb des Familiengefüges.
Ja, „Shining“ ist eine Art Sozialhorror, in der sich Mutter und Sohn gegen den völlig wahnsinnigen Vater zur Wehr setzen müssen. Gegen ein Familienoberhaupt, dessen dunkle Vergangenheit nur in Andeutung immer wieder zum Ausdruck gebracht wird – und der scheinbar eine tiefe, die Jahrzehnte überdauernde Verbindung zu dem Overlook Hotel aufgebaut hat. Ob der Horror nun mehr vom Gebäude oder doch in erster Linie von Jack Torrance ausgeht, darf dabei diskutiert werden.
„Shining“ legt sich in seiner Wirkung wie zwei eiskalte Hände um den Hals seiner Zuschauer*innen und drückt von Minute zu Minute immer ein wenig fester zu. Dafür sorgt nicht nur die ikonische Performance von Jack Nicholson, sondern gerade die hervorragende, fast schon schwebend-übersinnliche Kameraarbeit von John Alcott und der extrem unkonventionelle, immer wieder Stiche verpassende Terror-Score von Wendy Carlos und Rachel Elkind. „Shining“ ist ein formvollendetes Meisterwerk. So unvergesslich in seine beunruhigende Wirkung, dass man dieses Hotel nach der Sichtung nie wirklich verlässt.
Welchen Film Quentin Tarantino allen „Shining“-Fans nur wärmstens ans Herz legen würde, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:
"Ein Horrorfilm wie kein anderer": Quentin Tarantino schwärmt von diesem 80er-Jahre-Geheimtipp für "Shining"-FansDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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