Die Mediensatire ist beinahe so alt wie das Kino selbst: Schon früh gab es Filme, die sich mit Medienunternehmen, dem Medienzirkus und der Kraft der Medien wie auch deren Auswirkungen auf die Konsument*innen kritisch oder satirisch auseinandergesetzt haben. Federico Fellinis „La Dolce Vita” beispielsweise prägte den Begriff des Paparazzo, Quentin Tarantino und Oliver Stone feierten in „Natural Born Killers” den Gewaltexzess, und wir alle wurden Mitbeobachter*innen von Jim Carrey alias Truman in „Die Truman Show”.
Allen Mediensatiren ist eine gewisse Doppelbödigkeit gemein – denn, auch wenn der Film die Medien mit all ihren Auswüchsen kritisiert, so kann er doch nicht mehr, als selbst nur ein Film sein. Aber vielleicht ist ja auch genau diese Meta-Konstellation das, was den Reiz von Filmen dieser Art ausmacht. So auch in Gus van Sants „To Die For”, der grandios mit Nicole Kidman, Joaquin Phoenix und Matt Dillon besetzt ist und nach beinahe 30 Jahren meiner Meinung nach zu den Filmen gehört, die etwas zu sehr in der Versenkung gelandet sind – aber den es sich anzusehen unbedingt lohnt.
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Darum geht's in "To Die For"
Suzanne Stone (Nicole Kidman) träumt von einer Karriere als Fernsehmoderatorin und ist zu allem bereit, um ihren Namen bekannt zu machen. Als die örtlichen Fernsehsender sie nur für das Wetterreporter-Team akzeptieren, gibt sie sich damit nicht zufrieden und plant ihre große Karriere akribisch weiter. Bald wird sie zu einer lokalen Berühmtheit, doch ihr Ehemann Larry (Matt Dillon) steht ihrem Streben nach Berühmtheit im Weg.
Entschlossen, ihren Mann loszuwerden, beginnt sie eine Romanze mit dem Teenager Jimmy (Joaquin Phoenix) und hat Böses im Sinn. Es folgt ein Medienzirkus und endlich wird Suzanne zu der öffentlichen Figur, die sie immer sein wollte…
Basierend auf einer wahren Geschichte
„To Die For” basiert auf Joyce Maynards Roman* , der wiederum auf einem echten Mordfall zurückgeht: 1990 machte Pamela Smart Schlagzeilen, als die damals 22-jährige angeklagt wurde, ihren 15-jährigen Liebhaber manipuliert zu haben, ihren Ehemann zu ermorden. Maynard, die oftmals mit kritischem Blick auf soziale Normen und gesellschaftliche Themen blickt, nutzte diesen Fall, um die Obsession der amerikanischen Kultur mit Ruhm und Anerkennung zu thematisieren.
Regissuer Gus van Sant, der bekannt für seine außergewöhnlichen Biografien ist („Milk”, „Last Days”), übernimmt die Themen der Buchvorlage stringent und führt sie doch logisch fort – und der große Zugewinn sind hierfür mich vor allem die Schauspieler*innen, die nicht besser hätten passen können.
Performances auf den Punkt
So sieht man Nicole Kidman die Kaltschnäuzigkeit und Berechnung schon vom ersten Moment an. Ihr Gesicht wird zum Spiegel der Oberflächlichkeit, wird innerhalb ihrer Auftritte als Wetterfee zur Oberfläche des Fernsehers selbst – während ihre Figur eine Mischung aus Faszinosum, Charisma und Manipulation verschmilzt. Suzanne Stone, die ja eigentlich seit ihrer Heirat Maretto heißt, ist ein Sinnbild für die Medien selbst.
Joaquin Phoenix, der zuvor einige Male in Fernsehserien wie unter anderem „Mord ist ihr Hobby” aufgetreten war, ist hier in einer seiner ersten Rollen zu sehen. Gus van Sant hatte zuvor schon seinen verstorbenen Bruder River Phoenix in „My private Idaho” besetzt, auch seine Schwester Rain Phoenix übernahm eine Rolle in „Even Cowgirls get the Blues”. Zuletzt spielte Phoenix in Gus van Sants „Don’t worry - weglaufen geht nicht” den querschnittgelähmten und trinkenden Cartoonist John Callahan.
In „To die for” erkennt man nun bereits früh sein immenses Talent: Wie er den dumpf-naiven, verliebten kleinstädtischen Jugendlichen spielt, ist glaubhaft mit jeder Szene und jedem Blick.
Der Hype ist real
Die Performances seiner Darsteller*innen webt Gus van Sant mit seinem Cutter Curtiss Clayton geschickt in eine Collage aus Interviews und Zeitungsausschnitten, womit „To Die For” passagenweise in dokumentarischen Stil verfällt, das Gesehene also noch realistischer macht. Und wem bei der Titelsequenz gleich ein wohlig-bekanntes Schauern über den Rücken läuft, braucht sich nicht wundern: Die Filmmusik stammt von Danny Elfman, Tim Burtons Hauskomponist höchstpersönlich.
Wie das bei Mediensatiren öfter der Fall ist, bleibt einem das Lachen bei „To Die For” ein wenig im Halse stecken, denn das Thema des Films wie auch der Romanvorlage ist heute aktueller denn je. In einer Welt, in der noch viel mehr als vor 30 Jahren auf mediale Selbstdarstellungen gesetzt wird, in der Moral und Wahrheit bei großen TV-Auftritten nicht zählen, wird bisweilen die Realität selbst zur Satire.
Das nächste Mal auf der großen Leinwand wird Nicole Kidman im Erotik-Thriller „Babygirl“ zu sehen sein. Der Kinostart ist hier für den 30. Januar 2025 angesetzt. Den Trailer könnt ihr euch hier anschauen:
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