„Das apokalyptische Meisterwerk des vielleicht wildesten Regisseurs der Welt“, heißt es unter anderem auf der Rückseite der Blu-ray von Alex de la Iglesias' „Perdita Durango“, die der Autor dieses Artikels im Regal stehen hat. Und in diesem Fall sieht dieser darin nicht bloß einen effekthascherischen Slogan, der mehr verspricht als der Film hält – sondern würde die Aussage prompt unterschreiben. Und zwar doppelt und dreifach. Wer allerdings keine Lust hat, für die mittlerweile fast nur noch für teures Geld bzw. auf dem Drittmarkt erhältliche Uncut-Scheibe tief in die Tasche zu greifen, muss das aber auch gar nicht:
„Perdita Durango“ könnt ihr derzeit mit eurem Abo bei Amazon Prime Video ganz ohne Zusatzkosten streamen – und das sogar in der ungekürzten FSK-18-Fassung! Das ergibt jedenfalls ein flüchtiger Blick auf den Bildvergleich bei den Experten von Schnittberichte.com, die die ungeschnittene Version im Laufe der Jahre mit mehreren entschärften Varianten verglichen haben.
Aber Achtung: Hier bekommt ihr es mit ziemlich hartem Tobak zu tun – mit einem Stück spanischem Extrem-Kino, für das Regisseur Álex de la Iglesia („Aktion Mutante“, „Ein ferpektes Verbrechen“) zwar bekannt ist, dessen Grenzen er in dem irren Genre-Brett von 1997 aber besonders exzessiv und nach allen Regeln der Kunst auslotet.
"Perdita Durango": Knallharter Kult-Kracher
Tiefgefrorene Embryonen, Drogen, Sex, Mord und Totschlag: „Perdita Durango“ bricht Tabus, ist so dreckig und abartig, dass man sich anschließend am liebsten direkt unter die Dusche stellen würde und stellt gleich mit seiner ersten Aufnahme klar, dass der zumindest teils auch US-amerikanisch produzierte Mix aus Gangster-Roadmovie und sinistrem Horror-Thriller sich in Sachen Altersfreigabe nicht in ein MPAA-Korsett zwängen lässt. So beginnt der Film mit einem Geparden, der die nackt unter einer Decke liegende Hauptdarstellerin Rosie Perez („Weiße Jungs bringen's nicht“) entblößt. Gut zwei Minuten später wurden nicht nur Po und Brüste enthüllt, ein durchgedrehter Typ (der nicht der letzte bleiben wird) stimmt auch gleich auf den Wahnsinn ein, der in den nächsten beiden Stunden folgen wird – und richtet sich schließlich selbst hin.
Ja, die Geschichte der titelgebenden Prostituierten Perdita Durango (Perez) und dem mordlüsternen Santeria-Priester Romeo Dolorosa (Oscar-Preisträger und Bond-Schurke Javier Bardem), die sich an der amerikanisch-mexikanischen Grenze treffen und schließlich eine animalische Liaison beginnen, legt mit durchgedrücktem Gaspedal los – und geht zwischen Entführung und Vergewaltigung, Drogenrausch und Leichenschändung, tiefgefrorenen Menschenkörpern und finsteren Riten in Sachen Wahnsinn durchgehend in die Vollen.
"Ich hasse diesen verdammten Film": Quentin Tarantino kann diesen Kultfilm nicht ausstehen – obwohl er das Drehbuch geschrieben hat„Perdita Durango“ erinnert nicht nur an den ikonischen Nicolas-Cage-Klassiker „Wild At Heart“, sondern auch an überbordende Genrefilm-Meilensteine wie „Pulp Fiction“ oder „From Dusk Till Dawn“ (wie u.a. auch auf dem Cover der Blu-ray hingewiesen wird). Es ist ein Film, der in Sachen Freizügigkeit und Gewalt keine Grenzen zu kennen scheint scheint, gleichzeitig aber auch immer wieder heitere sowie verdammt coole Töne anschlägt. Etwa wenn Perdita ihrer neuen Bekanntschaft bei ihrem ersten Treffen direkt verklickert, dass dieser doch sicherlich Zahnarzt sei – das erkenne sie schon an dessen dämlichen Grinsen. Auf der Filmbewertungsplattform Letterboxd wird der Film passenderweise zudem „Supernatural Born Killers“ genannt – in Anlehnung an den von Oliver Stone inszenierten (und von Quentin Tarantino geschriebenen) Kultfilm „Natural Born Killers“, mit dem er ebenso einiges gemeinsam hat.
Falls ihr die eben genannten Vergleichsfilme in euer Herz geschlossen habt, solltet ihr auch hier unbedingt einen Blick riskieren. „Perdita Durango“ ist typisches 90er-Kult-Kino – mit brutalen Bloodpack-Ballereien und trockenen Onelinern, sexuell aufgeladen und total irre.
"Ich hasse diesen verdammten Film": Quentin Tarantino kann diesen Kultfilm nicht ausstehen – obwohl er das Drehbuch geschrieben hatDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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