Johnny Depp ist bekannt dafür, schrullige Figuren zu verkörpern. Egal ob nun Frankenstein mit messerscharfen Fingern in „Edward mit den Scherenhänden“, lebensfroh-wahnsinniger Süßwarenhersteller in „Charlie und die Schokoladenfabrik“ oder kauzig-egomanischer Piratenkapitän mit einem Hang zur Selbstüberschätzung in der „Fluch der Karibik“-Reihe. Im Laufe seiner Karriere hat der Mime schon etliche schräge Typen vor der Kamera verkörpert – viele auch in Zusammenarbeit mit Tim Burton, in dessen Filmen er einige seiner besten Darstellungen ablieferte.
An insgesamt acht Produktionen waren Tim Burton und Johnny Depp gemeinsam beteiligt. Die letzte Kooperation der beiden Kreativköpfe datiert dabei auf das Jahr 2012. In „Dark Shadows“, einem Kino-Remake der gleichnamigen 60er-Jahre Gothic-Seifenoper, ist Depp zwar unter einer gewaltigen Schicht an Theaterschminke, einer Nasenprothese und Massen an Haarwachs verborgen, liefert aber eine seiner letzten richtig guten Darbietungen.
Heute Abend könnt ihr euch selbst ein Bild davon machen, wie sich Johnny Depp als angestaubter Vampirfürst Barnabas Collins in den USA der 70er-Jahre schlägt. „Dark Shadows“ läuft am heutigen 30. Oktober 2024 um 20.15 Uhr auf Kabel Eins. Eine Wiederholung erfolgt am 1. November um 12.35 Uhr.
Wer an beiden Daten keine Zeit hat, die Horrorkomödie aber trotzdem gerne streamen möchte, findet diese aktuell im Abo von Netflix und WOW (ehemals Sky Ticket), wo der Film sogar in Originalsprache und ohne Werbeunterbrechungen genossen werden kann:
"Dark Shadows": Das ist die Handlung
Die Geschichte beginnt im Jahr 1750: Der aus England eingewanderte Collins-Klan begründet in Amerika eine Fischerei-Dynastie. Diese wird über die Jahre so groß und bedeutend, dass der Küstenort Collinsport in Maine sogar nach ihr benannt wird. Barnabas (Johnny Depp) ist der jüngste Spross der Collins, der sein Leben in vollen Zügen genießt. Doch als er dem Dienstmädchen Angelique Bouchard (Eva Green) das Herz bricht, hat das ungeahnte Konsequenzen, denn bei dieser handelt es sich um eine leibhaftige Hexe. Ein Fluch sorgt dafür, dass Barnabas fortan verdammt ist, sein irdisches Dasein als Vampir zu fristen – und sperrt ihn kurze Zeit darauf in einen Sarg.
Erst knapp 200 Jahre später wird er wieder befreit. Als der aus der Zeit gefallene Vampirfürst in sein Anwesen zurückkehrt, muss er feststellen, dass das einstige Vorzeige-Familienimperium ein kümmerlicher Haufen Eigenbrötler geworden ist, die alle ihr eigenes Päckchen zu tragen haben. Und auch Collinsport hat sich verändert – und wird jetzt von einer Person kontrolliert, die Barnabas nur zu gut kennt: Angelique Bouchard.
Handlung mau – aber Johnny Depp macht Spaß
Johnny Depp macht in „Dark Shadows“ als blasser Vampirfürst Barnabas mit trockenem Humor das Amerika der 70er unsicher und versetzt dabei immer wieder die Einwohner*innen des Städtchens Collinsport in Angst und Schrecken. Zwar ist Depp trotz eines Karriereknicks infolge des aufsehenerregenden Gerichtsprozesses gegen seine Ex-Frau Amber Heard bis heute auf der Leinwand aktiv, seine Blutsauger-Interpretation dürfte dennoch seine bislang letzte einprägsame Rolle gewesen sein. Und wie schon in vielen anderen Tim-Burton-Filmen scheint ihm hier wieder die Figur sprichwörtlich auf den Leib geschneidert worden zu sein – das stellt auch FILMSTARTS-Autor Carsten Baumgardt in seiner 3,5-Sterne-Kritik fest:
„Mit dem Altvorderen aller skurrilen Hollywoodstars, Johnny Depp, hat „Dark Shadows" genau das Aushängeschild, das der Film braucht. Depp ist wie immer Depp, ganz der Filmstar, der allein mit seiner unglaublichen Präsenz in den Bann zieht und hier sichtlich Freude an den köstlich gestelzten Dialogen hat.“
Nein, an Johnny Depp scheitert der Film wahrlich nicht. Dass „Dark Shadows“ deutlich hinter anderen Arbeiten in Tim Burtons Filmografie zurückfällt, dürfte an kaum übersehbaren Drehbuchschwächen liegen, die sich insbesondere in einem fehlenden roten Faden bemerkbar machen. Primär die unnötig aufgeblasene Anzahl der Familienmitglieder der verbliebenen Collins-Sippe ist einer der größten Schwachpunkte im Film.
Kaum eine Figur bekommt den nötigen Platz zur Entfaltung. Konflikte werden gefühlt beliebig aufgebaut und dann direkt fallengelassen, wenn es das Drehbuch verlangt. Da hilft es auch nichts, dass die Sippschaft (und der entsprechende Anhang) mit Michelle Pfeiffer, Jonny Lee Miller, Chloë Moretz, Gulliver McGrath, Josephine Butler und Helena Bonham Carter ausnehmend gut besetzt wurde.
Eine seiner stärksten Leistungen hat Johnny Depp übrigens ebenfalls in einem Film von Tim Burton abgerufen. Mehr dazu erfahrt ihr in unserem Streaming-Tipp:
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