Nachdem die „Herr der Ringe“-Bücher von J.R.R. Tolkien jahrzehntelang als unverfilmbar galten, bewies Peter Jackson der Welt ab 2001 das Gegenteil – und setzte mit seiner monumentalen Trilogie neue Maßstäbe fürs Fantasy-Genre. 17 Oscars (elf davon allein für den Abschlussfilm „Die Rückkehr des Königs“) und ein Gesamt-Einspielergebnis von rund drei Milliarden Dollar waren der Lohn, ganz zu schweigen von der einhelligen Begeisterung von Fans und Kritiker*innen. Für uns von FILMSTARTS zum Beispiel sind alle drei „Herr der Ringe“-Filme nahezu perfekte 5-Sterne-Meisterwerke.
Sagenhafte 438 Tage dauerten die Dreharbeiten in Jacksons Heimat Neuseeland an, und noch Jahre später schwärmten alle an dem Mammutprojekt beteiligten Schauspieler*innen (naja, zumindest fast alle) in höchsten Tönen von der einzigartigen Erfahrung und dem Zusammenhalt am Set. Kein Wunder also, dass Ian McKellen bereitwillig zusagte, als er gefragt wurde, ob er für die „Der Hobbit“-Trilogie in seiner Rolle des Zauberers Gandalf zurückkehren würde.
Doch der beispiellose Triumph von „Der Herr der Ringe“ ließ sich nicht wiederholen: Es gibt wohl nur wenige Tolkien-Fans, die der Meinung sind, dass es sich bei den „Hobbit“-Filmen um eine ebenbürtige oder gar bessere Kino-Trilogie handelt. Jackson sprang diesmal erst in letzter Minute als Regisseur ein, nachdem Guillermo del Toro („Shape Of Water“) das Handtuch schmiss – dementsprechend steckte er wohl auch weit weniger Herzblut in das Projekt als noch in die „Herr der Ringe“-Filme, von deren Realisierung er jahrelang geträumt hatte.
Dazu kommt, dass die „Herr der Ringe“-Trilogie aus massenweise Stoff schöpfen konnte, während bei „Der Hobbit“ aus einem einzigen mittellangen Roman drei etwa zweieinhalbstündige Leinwand-Werke entstehen sollten – kaum verwunderlich, dass es in den Filmen zahlreiche Passagen gibt, denen man ihre Füllmaterial-Funktion nur allzu deutlich anmerkt.
Auch die Drehvoraussetzungen hatten sich im Digital-Zeitalter drastisch geändert: Während die Originaltrilogie nicht zuletzt deshalb so zeitlos beeindruckend ist, weil sie an realen Natur-Schauplätzen gedreht wurde und zahlreiche praktische (Masken-)Effekte zum Einsatz kamen, dominierten in den „Hobbit“-Filmen CGI und Greenscreen. Ein Umstand, der besonders Ian McKellen zu Schaffen machte.
Irgendwann kamen Ian McKellen die Tränen
„Ich war unglücklich“, gestand der 85-Jährige gegenüber Time Out. „Vielleicht ist das nur mein Eindruck, aber ich erinnere mich an keinen Greenscreen bei ,Der Herr der Ringe'. Wenn Gandalf auf dem Gipfel eines Berges stand, dann war ich dort auf dem Berg.“ Irgendwann wurde die Enttäuschung so groß, dass McKellen am Set in Tränen ausbrach.
Im Interview mit Contact Music hat er seine Erfahrung konkretisiert: „Um eine Szene mit den Zwergen und dem großen Gandalf zu drehen, konnten wir nicht am selben Set sein. Alles, was ich hatte, waren 13 Fotos von den Zwergen auf Ständern mit kleinen Lichtern, und immer dann, wenn einer von ihnen sprach, blinkte das jeweilige Licht auf.“ Sein ernüchtertes Resümee: „Das ist nicht der Grund, warum ich Schauspieler wurde.“
Jackson bestätigte später, dass McKellen unter den Gegebenheiten des „Hobbit“-Drehs und dem Mangel an Interaktion gelitten habe. Trotzdem gab der Brite noch einmal alles, um seiner Paraderolle gerecht zu werden. An ihm lag es jedenfalls nicht, dass die Filme zumindest in künstlerischer Hinsicht gescheitert sind.
Übrigens war McKellen nicht der erste Schauspieler, der für Gandalf in Frage kam. Was er den Hollywood-Legenden zu sagen hat, die dem Zauberer eine Absage erteilten, könnt ihr im folgenden Artikel nachlesen:
"Hoffe, sie kommen sich blöd vor": Ian McKellen über die zwei Schauspiel-Legenden, die ursprünglich Gandalf spielen solltenDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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