Unglaublich, aber wahr: Seit April diesen Jahres gab es jeden Monat Trailer zu jeweils zwei neuen Direct-to-DVD-Produktionen mit Bruce Willis. Der einstige Action-Star, der mit seinen ikonischen Rollen wie in „Stirb langsam“, „Last Boy Scout“, „Pulp Fiction“ oder „Armageddon“ zur Kult-Figur des Testosteron-Kinos avancierte, ist mittlerweile ein Videotheken-Lieferant, der für seine oft im Eiltempo heruntergekurbelten Fließbandproduktionen beinahe seine eigene Kategorie bei der Goldenen Himbeere bekam – bis schließlich bekannt wurde, dass Willis' tragischer Werdegang einen noch tragischeren Hintergrund hat: Willis ist krank und musste seine Schauspielkarriere nun endgültig an den Nagel hängen.
Dass er bei Filmen vor der Kamera stand, die man auch wirklich gerne geguckt hat – etwa „Sin City: A Dame To Kill For“ (2014) oder „Split“ (2017) – ist schon eine Weile her. Und wer einen Blick auf Willis letzte Action-Highlights werfen will, muss sogar noch ein Stückchen weiter zurückgehen: Für FILMSTARTS-Autor Daniel Fabian ist die Sache jedenfalls klar: Willis' letzter reinrassiger Action-Kracher, der heute noch genauso viel Spaß wie einst macht, ist sogar noch fünf Jahre älter als der ebenfalls sehenswerte Sci-Fi-Action-Thriller „Looper“ und hat damit bereits stolze 17 Jahre auf dem Buckel: „Stirb langsam 4.0“ von 2007.
Die um den Kinostart von vielen Genre-Fans der alten Schule verrufene vierte Mission von John McClane hebt sich zwar sichtlich von den ersten drei Filmen ab, hat den Test der Zeit allerdings mit Bravour bestanden und funktioniert auch heute noch besser als viele aktuelle Actionfilme.
Wer sich davon überzeugen will, hat heute Abend im Free-TV die Gelegenheit dazu. „Stirb langsam 4.0“ läuft am heutigen 14. September 2024 ab 20.15 Uhr auf ProSieben. Einziger Nachteil an der TV-Ausstrahlung: Zur Prime Time läuft der Film lediglich in der um über sechs Minuten gekürzten Fassung. Wir raten deshalb eher zu DVD, Blu-ray oder Stream – etwa auf Disney+, wo ihr sämtliche „Stirb langsam“-Filme findet.
Ja, die international als „Live Free Or Die Hard“ bekannte Nachzügler-Fortsetzung von „Stirb langsam - Jetzt erst recht“ hatte es nie besonders leicht. Während die Ur-Trilogie in einem Zeitraum von nur sieben Jahren entstand, mussten zwölf weitere Jahre vergehen, bis wir Kult-Cop John McClane erneut auf der Leinwand zu sehen bekamen. Zwölf Jahre, in denen sich das Kino und die Sehgewohnheiten des Publikums ziemlich verändert haben. Und so hatte „Stirb Langsam 4“ bei vielen schon verloren, noch bevor er überhaupt gestartet war: Denn als erster Film der Reihe, der in den USA ein PG-13-Rating und kein R-Rating erhielt, wurde er direkt als unwürdig, als Bastard abgestempelt, den niemand wollte. Dass im Heimkino später ein Recut folgen sollte, in dem Blutspritzer und Co. zum Teil digital eingefügt wurden, machte das am Ende nur noch schlimmer.
Wenn man sich aber erst einmal damit abgefunden hat, dass Actionfilme in den 2000ern nun mal mit etwas mehr Hochglanz und dafür ohne Bloodpacks daherkommen, erwartet einen hier ein kurzweilig-spaßiges und vor allem brachiales, unglaublich abwechslungsreiches Action-Spektakel.
"Stirb langsam 4.0": Ein brachiales Action-Spektakel – auch heute noch
Mit einem Angriff auf die USA und damit gewissermaßen auf die westliche Welt, den nur noch ein Mann – nämlich John McClane – stoppen kann, schwingt in „Stirb langsam 4.0“ zwar durchaus eine ordentliche Portion Retro-Actionkino mit. Fast 20 Jahre nach der in Blei und Blut getränkten Weihnachtsfeier im Nakatomi Plaza holte Regisseur Len Wiseman („Underworld“) die Heldensaga aber nun mal ins 21. Jahrhundert – was sich allen voran in der Inszenierung bemerkbar macht. Weniger Blut, mehr Hochglanz und ein fast schon unkaputtbarer Super-Held bilden zwar durchaus einen Kontrast zu den ersten drei Filmen. Nichtsdestotrotz gelingt Wiseman am Ende jedoch eine beeindruckende Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne, zwischen Kult und Kommerz.
Gerade verglichen mit aktuellen Blockbustern punktet „Stirb langsam 4.0“ mit handgemachter Action. Der Vorteil? Die hat auch nach 15 Jahren nichts von ihrer Wirkung verloren. Denn hier bleibt kein Stein auf dem anderen. Ob nun bei Verfolgungsjagden, Ballereien oder im Nahkampf: Man spürt einfach, dass hier möglichst wenig vor Green Screen oder im Studio, sondern vor allem on-location gedreht wurde. Die Kugeln versinken nicht einfach im Nichts (oder in animierten Einschusslöchern), sondern sorgen regelmäßig dafür, dass einem die Fetzen spürbar nur so um die Ohren fliegen. Was für eine Zerstörungsorgie!
Action wie bei "Stirb langsam"? Bruce Willis im Trailer zum Weihnachts-Kracher "Detective Knight: Redemption"Da wird ein Helikopter auch mal mit einem Polizeiauto (!) vom Himmel geholt, bevor im letzten Akt dann fast schon abwechslungsreicher Action-Wahnsinn à la „True Lies“ aufgefahren wird. Gerade im atemberaubenden Finale kommen zwar auch ein paar offensichtliche CGIs zum Einsatz, die inmitten der unfassbar aufwändigen praktischen Effekte aber stets ergänzendes Beiwerk bleiben – und nicht etwa zum Ersatz werden, wie in vielen Hollywood-Krachern heutzutage.
Fazit: Flotte Sprüche, brachiale Shootouts, spektakuläre Parkour-Einlagen, herausragende Verfolgungsjagden und jede Menge Mut zum Over-the-Top-Irrsinn machen „Stirb langsam 4.0“ zu einem explosiven, unglaublich kurzweiligen Action-Feuerwerk und einem der letzten wirklich guten Bruce-Willis-Filme. Zum Kinostart noch als moderner „Stirb langsam“-Abklatsch verrufen, hat das handgemachte Spektakel 15 Jahre später allerdings zumindest in Sachen Action fast mehr gemeinsam mit den legendären Action-Klassikern der 80er und 90er als mit den heutigen CGI-Orgien. Und das ist gut so.
Welchen Willis-Klassiker Kult-Regisseur Quentin Tarantino ganz besonders ins Herz geschlossen hat, könnt ihr übrigens hier nachlesen:
"Eines der Meisterwerke unserer Zeit": Quentin Tarantino ist ein glühender Fan von diesem Bruce-Willis-Hit*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision. Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.