Besonders in den späten 90er und frühen 2000er Jahren stand das japanische Horrorkino hoch im Kurs: Filme wie „Ring“ oder „The Grudge“ jagten dem Publikum weit über die Grenzen des asiatischen Inselstaats hinaus einen Schauer über den Rücken und wurden in Hollywood nur wenig später erfolgreich als Remakes neu aufgelegt.
Doch es gibt einen Regisseur, der für den Autor dieser Zeilen in diesem Bereich alle anderen überragt: Kiyoshi Kurosawa, der zwar längst nicht nur Horrorfilme gedreht hat, aber für einige der unheimlichsten, verstörendsten Genre-Werke der jüngeren japanischen Kinogeschichte verantwortlich ist – darunter „Pulse“ (2001) und vor allem „Cure“ (1997), der sich gerade durch seine Uneindeutigkeit, seine schleichend-hypnotische, latent bedrohliche Atmosphäre und nur vereinzelte, dafür aber klug platzierte Schreckensbilder ganz tief ins Gedächtnis einbrennt.
Auch einer der größten Filmemacher überhaupt gehört zu den erklärten Fans des ungewöhnlichen Serienkiller-Thrillers: Martin Scorsese, der das Horror-Genre mit „Shutter Island“ und „Kap der Angst“ zwar nur gestreift hat, dessen filmische Interessen aber bekanntlich breit gestreut sind.
Darum liebt Martin Scorsese den Horrorfilm "Cure"
Auf DirectTV veröffentlichte der „Killers Of The Flower Moon“-Schöpfer seinerzeit eine Rezension zu „Cure“, die hier archiviert ist. Darin schreibt er:
„Dies ist einer der allerbesten Filme des äußerst talentierten Kiyoshi Kurosawa. Er ist ein absoluter Meister des Lichts, des Bildausschnitts und des Rhythmus, und er hat darüber so viel Kontrolle, dass es Momente in seinen Filmen gibt, in denen einem die kleinste Geste in der hintersten Ecke des Bildes einen Schauer über den Rücken jagt.
Kurosawa arbeitet nicht wirklich im Horror-Genre. Vielmehr sind seine Filme von einem seltsamen Grauen erfüllt. In vielen von ihnen passieren Dinge, von denen niemand genau weiß, was, wie oder zu welchem Zweck. Die Realität bleibt unberührt, bis auf ein, zwei kleine, beunruhigende Details, die in Gewalt und Irrationalität münden.
Zusammen mit ‚Pulse‘, in dem es um Geister im Internet geht, ist ‚Cure‘ sein erschreckendster Film. Es gibt erschreckende Bilder und Momente in diesem Film, die euch noch lange verfolgen werden, und ich sollte wohl dazu sagen, dass er nichts für schwache Nerven ist. Aber seid tapfer, denn es lohnt sich. Kurosawa ist ein großer Filmemacher.“
Wer den Film gesehen hat, wird Scorsese mit Sicherheit Recht geben. Bei der US-amerikanischen Kritiken-Sammelseite Rotten Tomatoes sind aktuell 94 Prozent aller gesammelten Reviews positiv, während er mit 84 Prozent (basierend auf über 5.000 User-Bewertungen) auch beim Publikum gut ankommt. Eine deutsche Veröffentlichung des Films existiert bisher leider nicht, doch wer nun neugierig geworden ist, kann sich die amerikanische Import-Blu-ray ins Regal stellen:
Martin Scorsese lobt regelmäßig Werke aus der Kinogeschichte und fördert jüngere Filmschaffende, indem er öffentlich von ihren Projekten schwärmt oder ihnen als Produzent unter die Arme greift. Doch es gibt auch Dinge, mit denen der „GoodFellas“-Macher wenig anfangen kann – zum Beispiel eine legendäre 90er-Jahre-Serie, die er nach nur einer Folge abgebrochen hat. Um welchen TV-Klassiker es geht, erfahrt ihr im folgenden Artikel:
"Ich kapier's nicht": Diese legendäre Gangster-Serie hat Martin Scorsese nach nur einer Folge abgebrochenDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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