Was wären die schillernden 70er-Jahre ohne Schlaghosen, Lavalampen, Drogen und natürlich ohne Disco? Quasi über Nacht rollte die Disco-Welle über die feiersüchtigen Teens der 70er her. Und verantwortlich dafür, dass eure Eltern die Hüften und Arme auf leuchtenden Dancefloors schwingen ließen, ist ein Film, ist ein Soundtrack, ist ein Star: „Saturday Night Fever“. Die Bee Gees. John Travolta.
Ohne John Badhams „Saturday Night Fever“ wären die 70er nicht das, was sie waren: Der Film sorgte dafür, dass Discomusik endgültig in der breiten Masse angekommen war und so ziemlich jede(r) sich in Glitzerfummel schmeißen und im Strobo-Licht grooven wollte. Verantwortlich für den Riesenerfolg war nicht zuletzt ein kluges Marketing: So wurde ein Teil des Soundtracks bereits vor Filmstart veröffentlicht und brachte den Hype ins Rollen. Ohrwürmer wie „Stayin’ Alive“, „Night Fever“ und natürlich die große Ballade „How deep is your Love“ halten sich bis heute hartnäckig in Radio-Playlists und „Stayin’ Alive“ wurde vom American Film Institute auf Platz 9 der besten US-Filmsongs aller Zeiten gewählt.
Wer Lust auf das ultimative 70ies-Flair im heimischen Wohnzimmer hat, der kann heute Abend um 20.15 Uhr arte einschalten, „Saturday Night Fever“ schauen und mit John Travolta ein paar Schritte üben. Das lohnt sich nicht nur, weil der Kultfilm ohne Werbung läuft, sondern auch, weil ihr den Kultfilm sonst nur auf Paramount+, bzw. im Paramount-Channel von Amazon zu streamen bekommt und außerhalb des siebentägigen Probeabos dafür bezahlen müsst.
Loser On The Dancefloor
Die 70er waren weit mehr als Disco: Es war eine Zeit der Umbrüche und Zeit einer großen Unsicherheit vor allem unter Jugendlichen. Insbesondere junge Amerikaner*innen waren desillusioniert durch den Vietnamkrieg und wussten nicht wohin mit sich, was sich an Filmen wie „Die durch die Hölle gehen“ oder auch „Taxi Driver“ zeigt. Der Antiheld war geboren.
Einen solchen haben wir hier auch mit Tony Manero, der Figur des John Travolta: Ein charismatischer Taugenichts, der Versager seiner Familie, der für ein paar Dollar die Stunde in einem Farbgeschäft jobbt und nur fürs Wochenende lebt. Vorzugsweise samstags geht es im „2001“ dann heiß her: Mit seinen Kumpels wird gezogen, Mädels aufgerissen und Sprüche geklopft. Und natürlich getanzt. Denn auf der Tanzfläche kann Tony wirklich loslassen, da ist er der Held, der er im wahren Leben nicht sein kann.
Hinter der Discokugel-Fassade bröckelt es
Doch der Alltag kann nicht für immer draußen bleiben aus seiner glitzernden Discowelt, da sind die Abgründe zwischen den Tanzmoves: Da ist nicht nur die unglaublich gut tanzende Stephanie (Karen Lynn Gorney), der gegenüber er seiner eigenen Unzulänglichkeit erst bewusst wird. Da sind auch seine rüpelhaften Freunde, da ist Rassismus und Sexismus, da sind Vergewaltigungen, da sind ungewollte Schwangerschaften.
„Saturday Night Fever“ sollte eine Milieustudie mitten aus dem Herzen Brooklyns sein, basierend auf einem Artikel, der im New York Magazine erschienen war. Autor und Musikjournalist Nick Cohn gab später zu, den Artikel erfunden zu haben – was nicht unbedingt bedeuten muss, dass es in der New Yorker Disco-Szene nicht ähnlich derb zugegangen sein kann. Auf der Blu-ray des Films findet ihr umfangreiches Bonusmaterial mit Hintergründen zu dem „echten Saturday Night Fever“ – und sogar ein Dance-Tutorial mit John Cassesse.
Für den Kino-Release musste Paramount seinerzeit 5 Minuten kürzen, um die Jugendfreigabe zu erhalten: Zu viele Schimpfwörter und explizite Szenen enthielt der Film. Heute bekommt man auch ohne Probleme die ungekürzte Fassung zu sehen, doch einfach ist das auch mit Abstand nicht – zumindest nicht für Menschen, die Wert auf Frauen legen. Die werden nämlich in einer Tour abgewertet und behandelt wie Dreck.
Anschauen kann man sich „Saturday Night Fever“ trotzdem auch heute noch. Schon allein für die Moves, die Looks und das 70er-Jahre-Feeling. Und dann gibt es natürlich auch einen John Travolta, der mit seiner Darstellung zwar keinen Oscar gewann, dafür aber zur Ikone wurde. So ist dieser Klassiker auch die Steilvorlage für eine nicht minder ikonische Tanzszene 16 Jahre später, zwar ganz ohne Disco, dafür aber mit Uma Thurman.
Übrigens: John Travolta hat eine Rolle abgelehnt, die Denzel Washington eine Oscar-Nominierung einbrachte. Um welchen Film es sich handelt, erfahrt ihr in folgendem Artikel:
"Sie ist nicht gut genug": John Travolta lehnte Rolle ab, die Denzel Washington eine Oscar-Nominierung einbrachte*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.