Anfang der 1990er-Jahre sollte der Western noch einmal neu aufleben und gerade bei den Oscars ein beachtliches Wörtchen mitzusprechen haben. Nachdem Kevin Costner mit „Der mit dem Wolf tanzt“ 1990 ganze sieben Goldjungen abräumen durfte, konnte Clint Eastwood mit „Erbarmungslos“ 1992 nachziehen und vier Trophäen abräumen. Danach sollte das Interesse an dem wohl ältesten Genre der Filmgeschichte merklich abebben.
Mit dem Epos „Wyatt Earp – Das Leben einer Legende“ ging Kevin Costner 1994 ziemlich baden, was nicht nur der Laufzeit des Films geschuldet gewesen ist (182 Minuten), sondern auch dem Umstand, dass der bildgewaltige Western von einer ziemlich lexikalischen Steifheit befallen war. Wer den besseren Wyatt-Earp-Film sehen möchte, sollte also zu „Tombstone“ von „Rambo 2“-Regisseur George Pan Cosmatos aus dem Jahre 1993 greifen.
Auch wenn der actiongeladene und erlesen fotografierte Western am Box Office erfolgreicher war als Kevin Costners „Wyatt Earp“, ist der Film heutzutage völlig in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, denn „Tombstone“ ist richtig gut! Falls ihr diesen bislang noch nicht gesehen habt, könnt ihr ihn ganz bequem bei Disney+ nachholen:
Darum geht’s in "Tombstone"
Wir schreiben das Jahr 1881: Wyatt Earp (Kurt Russell) kommt gemeinsam mit seinen Brüdern Virgil (Sam Elliott) und Morgan (Bill Paxton) in die Goldgräberstadt Tombstone, wo sie sich mit ihren Ehefrauen zur Ruhe setzen wollen. Hier treffen sie auf Wyatts alten Freund Doc Holliday (Val Kilmer), der schwer an Tuberkulose erkrankt ist und sich in der trockenen Umgebung von Arizona Linderung erhofft.
Die Gebrüder Earp schaffen es in Windeseile, sich einen Teil des örtlichen Glücksspielgeschäfts unter den Nagel zu reißen und sich so ein Auskommen zu sichern. Doch das friedliche Rentner-Dasein währt nicht gerade lange: Die Cowboys, eine organisierte Band von geldgierigen Gaunern, halten die Stadt mit ihren skrupellosen Verbrechen in Atem. Einzig die Gebrürder Earp stellen sich den Gesetzlosen in den Weg. Als Morgan erschossen wird, rüsten sich Wyatt und Doc für einen Rachefeldzug...
Packende Wild-West-Unterhaltung
In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es für „Tombstone“ starke 4 von 5 möglichen Sternen. In seinem Fazit schreibt unser Autor Andreas R. Becker: „,Tombstone´ ist ein moderner Hollywood-Western nach Maß. Trotz seines vergleichsweise geringen Budgets liefert er Wild-West-Unterhaltung auf hohem Niveau. Zwar wurde aus Gründen der Legendenbildung mit historischen Begebenheiten teilweise sehr frei umgegangen, dafür aber eine ideale Mischung aus Action, Romantik und Dialogwitz erreicht.“
Tatsächlich darf man es mit der geschichtlichen Akkuratesse im Falle von „Tombstone“ nicht allzu genau nehmen. Stattdessen wird hier nach sehr klassischer Gut-Böse-Dialektik verfahren, die die Sympathien und Antipathien von Anfang klar aufteilt. Das mag die Zuschauer*innen stören, die ein historisch genaues Bild verlangen, letztlich aber ist „Tombstone“ vor allem ein Western, der als Genre-Film auf Unterhaltung spekuliert – und das gelingt auch!
Dafür ist nicht nur der von Kurt Russell und Val Kilmer angeführte Cast verantwortlich. Auch die stilvollen Bilder (eingefangen von „Rosemaries Baby“- und „Bullitt“-Kameramann William A. Fraker) und die wunderbar rustikale Action-Inszenierung von George Pan Cosmatos wissen zu gefallen. Schon bei „Rambo 2“ hat der Regisseur bewiesen, dass er es zünftig krachen lassen kann – und in „Tombstone“ ist das nicht anders. Wenn es hier zur Sache geht, dann mit einer klaren Härte, die man heute viel zu oft vermissen muss.
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Streaming-Tipp: Ein grandioses & viel zu unbekanntes Western-Epos mit einem herausragenden Christian BaleDies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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