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    "Du hast meinen verdammten Grammy gestohlen": So reagierte Quentin Tarantino, als dieses Meisterwerk ihn ausbootete
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    20 Jahre ist es mittlerweile her, seid Quentin Tarantino sein Rache-Epos „Kill Bill“ abgeschlossen hat. Dessen viel gelobter Soundtrack wurde jedoch bei den Grammys von der Musik aus einem Regiedebüt geschlagen – was er mit Humor aufnahm.

    Die Zusammenstellung eines Film-Soundtracks aus bereits existierenden Songs ist eine Kunst für sich – und wenige Filmschaffende haben ein derart gutes Händchen dafür bewiesen wie Quentin Tarantino. Sein Musikgeschmack ist mitentscheidend für den immensen Erfolg von „Pulp Fiction“, „Jackie Brown“ und Co. und mündete in viele äußerst beliebte Soundtrack-Alben.

    Vor 20 Jahren bekam Tarantino allerdings unerwartete Konkurrenz von einem Serien-Darsteller, dessen Regiedebüt sich zum tragikomischen Überraschungserfolg mauserte: 2004 war nicht etwa der Soundtrack zu „Kill Bill Vol. 2“ in aller Munde, sondern der zur romantischen Dramödie „Garden Statevon „Scrubs“-Star Zach Braff.

    Allein in den USA wurde der „Garden State“-Soundtrack geschätzt eine Million Mal verkauft, während es die „Kill Bill Vol. 2“-Musik auf etwa 196.000 verkaufte Datenträger brachte. Der Höhepunkt des Wettrennens zwischen den Filmen erfolgte dann bei der Verleihung der Grammy Awards:

    „Garden State“ gewann den Grammy in der Kategorie „Bester Compilation-Soundtrack für ein visuelles Medium“ und setzte sich damit unter anderem gegen die Soundtracks zu „Shrek 2“ und „Kill Bill Vol. 2“ durch. Tarantino krächzte daraufhin in Braffs Richtung: „Du hast meinen verdammten Grammy gestohlen, Alter!“ Das war aber viel kollegialer gemeint, als es zunächst klingt!

    Der Abend, an dem Zach Braff sein Idol geschlagen hat

    Tarantinos neckischer Kommentar wurde nun öffentlich, da Braff anlässlich des 20-jährigen Jubiläums seines Debütfilms ausführlich mit dem Popkultur-Portal The Ringer sprach. Im Mittelpunkt des Artikels stand der gefeierte Soundtrack zur Tragikomödie, der sich (nicht nur) in den USA zu einem regelrechten Phänomen entwickelte.

    In diesem Rahmen verrät Braff, dass er überzeugt war, keinerlei Chance auf einen Grammy-Sieg zu haben – und daher seinen Vater davon abhielt, ihn zur Preisgala zu begleiten: „Ich habe keinesfalls gedacht, dass ich irgendeine Chance hätte, Quentin Tarantino auch nur in irgendwas zu schlagen.“ Braff führte gegenüber The Ringer fort: „Mein Vater wollte mitkommen, und ich meinte nur: 'Dad, es ist ausgeschlossen, dass ich einen Grammy gewinne. Tarantino wird den Grammy gewinnen, und du verschwendest deinen Trip aus Jersey.'“

    Bekanntlich lief es anders – und Tarantino kam daraufhin auf seinen siegreichen Mitbewerber zu: „Tarantino sagte scherzend zu mir: 'Du hast meinen verdammten Grammy gestohlen, Alter!'“, erinnert sich Braff im Gespräch. „Und dann schenkte er mir ein strahlendes Lächeln und eine Umarmung.“ Es sei nicht dabei geblieben: Laut Braff war Tarantino „super lieb“ zu ihm und habe ihn voll unterstützt, was den „Scrubs“-Star als langjährigen Tarantino-Fan sehr rührte.

    Ein Edel-Soundtrack zum Sparpreis

    In „Garden State“ erklingt unter anderem Musik von Coldplay, Simon & Garfunkel und der Indie-Rock-Band The Shins. Die spezifische Songauswahl war Braff äußerst wichtig, weshalb viele Titel bereits im Drehbuch namentlich erwähnt werden – etwas, wovon Filmschaffenden üblicherweise abgeraten wird, da dies nur zu Frust führen würde.

    Doch Braff gelang es dank tatkräftiger Unterstützung, selbst bei einem schmalen Budget von 2,5 Millionen Dollar seinen erwünschten Soundtrack zusammenzustellen. Gegenüber The Ringer lobt er namentlich seine Musikleiterin Amanda Demme als Schlüsselfigur, die Stück für Stück die Lizenzgeber von „Garden State“ überzeugte, sodass diese nur einen Bruchteil der üblichen Summen verlangten.

    Entscheidend sei aber auch ein Trick von Robert Kraft gewesen, des früheren Präsidenten von Fox Music: Er schlug Braff vor, den Bands zu erklären, dass er sich die verlangten Lizenzabgaben nicht leisten kann, ihm ihre Songs aber viel bedeuten. „Das ist ein Kniff, den ich mir von Baz Luhrmann geborgt habe“, lässt sich Kraft zitieren.

    Falls ihr „Garden State“ noch nicht kennt: Nachholen lohnt sich! Der Film über einen apathischen, erfolglosen Schauspieler (Zach Braff), der nach dem Tod seiner Mutter in seine alte Heimat zurückkehrt und dort skurril-berührende Abenteuer mit einer Epileptikerin (Natalie Portman) erlebt, erhielt in der FILMSTARTS-Kritik die volle Punkzahl und hat somit Meisterwerk-Status.

    Ihr hättet beim Anschauen dieses Films auch eher den Segen von Tarantino als beim Angucken eines massiven 007-Blockbusters. Weshalb der Kultregisseur einen der größten „James Bond“-Hits nicht leiden kann, haben wir euch im folgenden Artikel zusammengefasst:

    "Das ist nicht James Bond, verdammt!": Quentin Tarantino war massiv enttäuscht von einem der besten 007-Blockbuster
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