Der Diskurs über Steven Soderberghs „Ocean's“-Trilogie verteilt sich ungerecht! Der ungeheuerlich coole „Ocean's Eleven“ bekommt den größten Schwall Liebe ab. Aufgrund seines neckischen Umgangs mit Genrekonventionen sowie den Erwartungen des Publikums lässt sich fürstlich über „Ocean's Twelve“ debattieren.
Und „Ocean's Thirteen“? Der geht für meinen Geschmack zu oft unter – obwohl es sich bei diesem Film um eine verspielt-gelassene Gaunerkomödie handelt, die in meinen Augen sogar den Höhepunkt der „Ocean's“-Reihe darstellt. Falls ihr euch selbst davon überzeugen möchtet: „Ocean's Thirteen“ ist heute, am 21. Juli 2024, ab 20.15 Uhr bei RTL Zwei zu sehen. Außerdem könnt ihr ihn bei Netflix streamen.
"Ocean's Thirteen": Rache, smooth serviert
Casino-Mogul Willy Bank (Al Pacino) haut seinen gutmütigen Mitbewerber Reuben Tishkoff (Elliott Gould) übers Ohr und reibt ihm auch noch Salz in die Wunde! Das ruft Danny Ocean (George Clooney) auf den Plan, der süffisante Vergeltung schwört:
Er trommelt seine alte Gang (Brad Pitt, Matt Damon, Don Cheadle, Bernie Mac, Casey Affleck, Scott Caan, Eddie Jemison, Shaobo Qin und Carl Reiner) und sogar seinen Erzfeind Terry Benedict (Andy Garcia) zusammen, um Banks Assistentin Abigail Sponder (Ellen Barkin) zu foppen und sein Mega-Casino „The Bank“ bereits während der Eröffnungsgala zu ruinieren!
Die Ocean's-Gang hatte schon immer Stil, Charme, Raffinesse und Coolness – aber bei ihren drei Coups äußert sich das total unterschiedlich. Im ersten Film sind sie die gewitzten Saubermann-Frechdachse, die krumme Dinger drehen, als wäre es ein eleganter Sport. Im zweiten Film stolpert sie in einen auf links gedrehten, auf den Kopf gestellten „So stellt sich Hollywood europäische Hochglanz-Kriminalität vor“-Fall und gewinnt dadurch an Sympathie, wie sie mit Überforderung umgeht.
Das macht alles Spaß, und man kann es sich mehrmals äußerst vergnügt anschauen. Doch „Ocean's Thirteen“ zeigt die Gang für mich von ihrer stilvollsten, charismatischsten, raffiniertesten und coolsten Seite. Denn in „Ocean's Thirteen“ wird am laufenden Band gelogen, betrogen und gemogelt, aber mit solch einer vorausplanend-friedfertigen Eleganz, dass sich der Film eine FSK-Freigabe ohne Altersbeschränkung sichern konnte.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Ein Rache-Gangsterfilm ab 0 Jahren – was Soderbergh und sein Ensemble derart geschmeidig aus dem Ärmel schütteln, dass man es kaum fassen kann. Und doch steht es diesen Figuren wie ein Maßanzug und bietet elegant-milden Sehgenuss. Denn Brian Koppelman und David Levien lassen in ihrem Skript mehr und mehr Vorbereitungen, entspannt-aufgeweckt umschiffte Komplikationen und Notfallpläne aufeinanderfolgen, bis alles harmonisch kulminiert.
All das, ohne dass sich wer bereichern möchte – es geht einzig darum, einem Mistkerl einen Galaabend zu vermiesen. Was in angenehmen Bildern mit teils expressionistischen Farben eingefangen und vom Cast in Seelenruhe ausgekostet wird. Das macht „Ocean's Thirteen“ zum sanftesten aller Rachefilme: Gewitzt, aber smooth wie ein guter Whisky, dem eine spritzige Garnitur vergönnt wurde. Ein Geschmack, den Las Vegas selten wirklich hinterlässt, aber liebend gerne als sein Image behauptet. Vortrefflicher kann man die „Ocean's“-Trilogie doch nicht beenden.
Doch manchmal will man dann halt doch, dass nachgeschenkt wird: Es gibt Überlegungen für einen weiteren „Ocean's“-Film mit George Clooney. So ganz ließe sich das alte Erlebnis allerdings nicht rekreieren – mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Artikel:
"Wir haben ein tolles Drehbuch": George Clooney will neuen "Ocean's Eleven"-Film machen - dieses Urgestein wäre aber nicht dabei