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    Heute im TV & als kostenloser Stream: Dieser imposante Abenteuer-Geheimtipp hat Oscar-Geschichte geschrieben
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Ein imposant illustriertes Abenteuer, das sich tief im brasilianischen Regenwald entfaltet: „Der Smaragdwald“ ist ein eindringlich inszenierter, etwas abgeschmackt erzählter Film, der zwar recht unbekannt, aber auch sehr einflussreich ist.

    Er hat zwar weder Kassenrekorde gebrochen, noch ist er Stammgast in Bestenlisten. Trotzdem hat „Der Smaragdwald“ die Filmhistorie geformt: Das dramatisch aufbereitete Dschungelabenteuer prägte die Art und Weise, wie die Oscars entschieden werden! Doch auch abseits dieses kleinen, kuriosen Fakts ist „Der Smaragdwald“ ein bemerkenswertes Stück Abenteuerkino.

    Denn der angeblich auf einer wahren Geschichte beruhende Film über den sich im Privaten fortsetzenden Zwist zwischen einem indigenen Volk und einem Bauunternehmer glänzt mit einer diesigen Bildsprache und einer intensiven Atmosphäre. Im Streaming ist das Abenteuer derzeit nirgends zu finden, doch Arte zeigt „Der Smaragdwald“ heute, am 24. Juni 2024, ab 20.15 Uhr. Parallel dazu wird der Film für eine gewisse Zeit auch zum kostenlosen Streamen in der Arte Mediathek zur Verfügung gestellt.

    "Der Smaragdwald": Ein nach Brasilien verpflanzter Western

    Bauingenieur Bill Markham (Powers Boothe) reist mit seiner Familie nach Brasilien, um das Gebiet zu erkunden, in dem sein nächstes Projekt ansteht – die Errichtung eines Staudamms. Doch dann wird Bills Sohn Tommy entführt. Der besorgte Vater und Tommys Mutter Jean (Meg Foster) suchen verzweifelt nach ihm – ergebnislos.

    Zehn Jahre später kommt es zur erneuten Begegnung zwischen Vater und Sohn: Tommy (nun gespielt von Charley Boorman) wurde vom Eingeborenenstamm „Unsichtbares Volk“ aufgezogen und hat sich bei ihm eingelebt. In der Zwischenzeit hat Bills Unternehmen den Staudamm nahezu fertiggestellt. Es kommt zu einem hitzigen Kampf...

    Über den Wahrheitsgehalt der Aussage, „Der Smaragdwald“ basiere auf wahren Ereignissen, wurde eifrig gestritten. Die Rechercheorganisation The Southern California Answer Network konnte immerhin bestätigen, dass es tatsächlich Vorfälle gab, in denen der Nachwuchs westlich geprägter Arbeiterfamilien von indigenen Völkern assimiliert wurde. Weite Teile von „Der Smaragdwald“ scheinen aber Fiktion zu sein.

    Der Smaragdwald
    Der Smaragdwald
    Starttermin 14. November 1985 | 1 Std. 55 Min.
    Von John Boorman
    Mit Powers Boothe, Meg Foster, Charley Boorman
    User-Wertung
    3,2

    Drehbuchautor Rospo Pallenberg hangelte sich zudem an Versatzstücken eines tief in der Hollywood-Historie verwurzelten Genres entlang: „Der Smaragdwald“ läuft wie ein in den brasilianischen Regenwald verlegter Western ab, in dem nach Reichtum suchende Siedler die Natur für ihre Vorstellung von Fortschritt und Komfort zerstören und sich somit mit einem indigenen Stamm anlegen.

    Da dürfen neben schnellen Scharmützeln auch fesselnd aufgebauschte, schmerzliche Konfrontationen nicht fehlen. Pallenbergs Drehbuch ist in seiner ökologischen Botschaft ausgeprägter als viele der klassischen Western, an denen er sich orientiert – und er ist bemüht, nicht in dieselben Fallen der Stereotypisierung zu tapsen. Das ist ihm allerdings nicht konstant gelungen: Einige abgeschmackte Klischees sowie schwülstig-anbiedernde Monologe und Dialoge muss man in „Der Smaragdwald“ dann doch verkraften.

    Regisseur John Boorman schöpft bei der Inszenierung derweil nahezu aus dem Vollen: Seine Bildsprache macht die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit des Schauplatzes spürbar. Die betörende Schönheit und einschüchternde Unberechenbarkeit Natur liegen bei ihm nicht nur eng beieinander, sie überlappen sich geradezu – und ebenso gelingt es Boorman, bereits rein inszenatorisch die komplizierte Vater-Sohn-Dynamik begreiflich zu machen.

    So veränderte "Der Smaragdwald" nachhaltig das Oscar-Rennen

    Da der US-Verleih Embassy Pictures knapp bei Kasse war, beschloss er damals, sich gar nicht erst um eine Oscar-Kampagne inklusive Kinovorführungen allein für Academy-Mitglieder zu bemühen. Boorman ließ das jedoch nicht auf sich sitzen und ergriff selbst Initiative: Er ließ auf eigene Kosten VHS-Kopien seines Films produzieren, die er gratis an Academy-Mitglieder verteilte.

    Wie die Los Angeles Times festhält, schuf Boorman damit einen Präzedenzfall: Vor den 58. Academy Awards war es recht simpel: entweder gelang es Academy-Mitgliedern, einen Film im Kino zu schauen, oder sie konnten sich halt kein Bild von ihm machen. Boorman änderte dies: Dadurch, dass er unbedingt wollte, dass Academy-Mitglieder die Möglichkeit haben, „Der Smaragdwald“ zu schauen (und sei es nur auf Video), erfand er den Oscar-Screener.

    Solche persönliche Filmkopien für Academy-Mitglieder wurden daraufhin Schritt für Schritt wichtiger – erst auf Kassette, dann als DVD und mittlerweile als Stream. Mittlerweile kann man sich die Oscars ohne sie gar nicht mehr vorstellen.

    Mit einem Oscar-Screener eines Boorman-Films können wir derweil nicht dienen. Wohl aber mit einem weiteren Boorman-Filmtipp. Denn der legendäre Regisseur verantwortete auch ein Fantasy-Spektakel, das einen anderen, prominenten Filmemacher nachhaltig beeinflusste. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Streaming-Tipp:

    Streaming-Tipp: Nach diesem imposanten Fantasy-Abenteuer seht ihr die Filme von "Rebel Moon"-Macher Zack Snyder mit neuen Augen
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