Dass die zahlreichen Filme und Serien des Marvel Cinematic Universe miteinander verbunden sind, macht für viele Fans einen großen Teil der Faszination aus. Ebenso berühmt ist das MCU aber für seine schier überwältigende Masse an Easter Eggs: Praktisch jeder Eintrag ins MCU ist randvoll mit Verweisen auf Marvels lange Comic-Historie sowie leicht zu übersehenden Referenzen auf andere Marvel-Projekte.
Diese beiden MCU-Merkmale ergänzen sich häufig, stehen sich aber manchmal im Weg! Denn gelegentlich kommt es vor, dass in einem Film ein Element aus der gigantischen Marvel-Mythologie noch als kleine, nichtssagende Referenz allein für scharfäugige Fans herausgestellt wird. Wenn dieser Aspekt aber später in anderer Form handlungsrelevant wird, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Hoffen, dass die Fans etwaige Widersprüche hinnehmen – oder aber man geht wie „Thor – Tag der Entscheidung“-Regisseur Taika Waititi in die Offensive!
"Thor": Wenn kleine Scherze dem großen Plan im Weg stehen
Der erste „Thor“ kam 2011 als vierter Film des Marvel Cinematic Universe in die Kinos – und somit zu einem Zeitpunkt, als das große Etappenziel von Produzent Kevin Feige schlicht war, zum „Avengers“-Crossover hinzuleiten. Das dürfte erklären, weshalb die unter Regisseur Kenneth Branagh tätige Crew noch mit einer gewissen Naivität an Easter Eggs herangetreten sind.
Denn im Laufe des Films bekommen wir einige Schätze zu sehen, die Göttervater Thor für sein Königreich Asgard angehäuft hat. Und für einen flüchtigen Augenblick wird auch ein Ausstellungsstück gezeigt, das 2011 vornehmlich Comicfans etwas gesagt haben dürfte: Ein güldener Handschuh, besetzt mit bunten Edelsteinen...
Im weiteren Verlauf des Marvel Cinematic Universe gewann dieser Anblick auch für Nicht-Comicfans an Relevanz: Da steht doch in Asgard einfach ein vollständiger Infinity-Handschuh herum, das mächtige Artefakt, das einem unvorstellbare Kräfte verleiht – wie die Möglichkeit, mit einem Schnipsen allein die Hälfte allen Lebens im gesamten Universum auszulöschen!
In der Frühphase des Marvel Cinematic Universe war es noch ein keckes Augenzwinkern an eingefleischte Marvel-Fans, im Hintergrund den Infinity-Handschuh zu zeigen, der in einer der berühmtesten Marvel-Storylines immense Bedeutung hat. Doch als sich abzeichnete, dass im MCU nach der Zusammenführung der Avengers das nächste Etappenziel lautet, Thanos als Superschurken aufzubauen, tat sich ein Problem auf:
Thanos giert danach, sämtliche Infinity-Steine an sich zu reißen und so den Infinity-Handschuh zu vervollständigen – eine Story, die „Avengers: Infinity War“ letztlich mit einem unvorstellbaren weltweiten Kassenerfolg erzählte. Allerdings drängte sich angesichts „Thor“ die Frage auf, wie sinnvoll diese Geschichte ist, wenn in Asgard doch bereits der komplettierte Infinity-Handschuh darauf wartet, verwendet zu werden.
"Thor 3": Ein kleiner Seitenhieb löst das Problem
2017 leistete „Thor – Tag der Entscheidung“ alias „Thor 3“ Abhilfe: Der 17. Film des MCU kam rund ein halbes Jahr vor „Avengers: Infinity War“ in die Kinos, als Thanos' Suche nach den Infinity-Steinen schon essentieller Teil des MCU-Masterplans war. Regisseur und Ko-Autor Taika Waititi nutzte seinen Superheldenfilm, um das womöglich größte MCU-Logikloch zu stopfen:
In „Thor – Tag der Entscheidung“ reißt Odins verstoßene Tochter Hela (Cate Blanchett) die Herrschaft über Asgard an sich – und nutzt dies, um ihre Verachtung für Odin und seine Doppelzüngigkeit auszudrücken. Währenddessen begibt sie sich auch zum in „Thor“ gezeigten Infinity-Handschuh:
Den enttarnt und beschimpft sie als wertlosen Tand, eine nichtsnutzige Attrappe, die der verlogene Odin als Trophäe zur Schau stellt. Es ist eine skurril-komödiantische Szene, die gleichzeitig der Widersacherin des heroischen Thor (Chris Hemsworth) Profil verleiht. Dass sie im Marvel Cinematic Universe eine riesige Widersprüchlichkeit aus dem Weg räumt, ist das Tüpfelchen auf dem i.
Dass „Thor – Tag der Entscheidung“ generell einen überzogenen, teils karikaturesken Tonfall hat, dürfte den Marvel Studios dabei zum Vorteil gereicht haben: Von einem derart gewitzten, augenzwinkernden Film nimmt man eine solch simple Logikloch-Lösung wie „Das Teil war ein Fake!“ leichter an als von einem ernsteren Marvel-Film.
Ein anderes Marvel-Logikloch ließ sich nicht so leicht auf der großen Leinwand aus dem Weg räumen – da musste stattdessen ein an Fans gerichtetes Buch in die Bresche springen. Mehr dazu erfahrt ihr in folgendem Artikel:
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