Sylvester Stallone verkörperte bereits in acht Filmen den vielleicht berühmtesten Boxer der Kino-Geschichte: Rocky Balboa. Doch die Action-Legende schlüpfte auch in andere Sportlerkarrieren. So war er in „Driven“ als alter Motorspot-Hase zu sehen und lieferte mit „Over The Top“ den wohl ultimativen Film über das Armdrücken ab.
Doch was selbst viele Stallone-Films oft übersehen, ist sein Status als Fußballkino-Veteran: Im Kriegs- und Sportfilm vereinenden „Flucht oder Sieg“ spielt Stallone an der Seite von „The Dark Knight“-Star Michael Caine und zahlreichen Fußballgrößen einen Soldaten, der sich auf dem Rasen mit der deutschen Wehrmacht misst. Wer diese filmische Kuriosität nachholen oder die Erinnerung daran auffrischen will: „Flucht oder Sieg“ ist als VOD bei Amazon Prime Video erhältlich.
"Flucht oder Sieg": Propaganda als Fußballspiel
Major Karl von Steiner (Max von Sydow) hat eine Propagandaidee: Er will eine Auswahl aus Kriegsgefangenen gegen eine Wehrmachtself antreten lassen, um die Überlegenheit der Deutschen zu unterstreichen. Der britische Captain und Ex-Profifußballer John Colby (Michael Caine) willigt ein, die chaotisch zusammengestellte, britisch-amerikanische Mannschaft zu trainieren. Zähneknirschend nimmt er auch den eigensinnigen Robert Hatch (Sylvester Stallone) in die Mannschaft auf.
Der plant, das Fußballspiel als Ablenkung zu nutzen, um einen Fluchtversuch zu unternehmen. Doch Colby drängt ihn und das restliche Team, sich diese Idee aus dem Kopf zu schlagen: Diese Flucht würde den sicheren Tod bedeuten! Und so kommt es auf dem Platz nicht nur zum Kampf zwischen Alliierten und Nazi-Fußballern, sondern auch zum steten Abwägen zwischen der Flucht nach vorn und mauernder Defensive...
Bei „Flucht oder Sieg“ handelt es sich um ein Remake des ungarischen Kriegsdramas „Zwei Halbzeiten in der Hölle“. Der preisgekrönte Film von Zoltán Fábri dreht sich (sehr vage an wahren Ereignissen orientiert) um ein Spiel zwischen einer Nazi-Auswahl und einer Fußballmannschaft, die in einem ungarischen Straflager zusammengestellt wurde.
Das lose Remake des „African Queen“-Regisseurs John Huston hat einen optimistischeren Tonfall als seine Vorlage, wurde aber genauso wie sie in Ungarn gedreht. Dort überließ Huston die Inszenierung der reinen Sportszenen seiner Second Unit, da er nach eigener Aussage nicht das geringste Interesse an Fußball hatte: Huston übernahm das Projekt einzig und allein, um mit Michael Caine zusammenarbeiten zu können. Demnach dürfte Huston auch ein großer Anteil seines Casts wenig bedeutet haben...
Jede Menge Fußball-Cameos und ein Torwart als Top-Stürmer?
Viele der in „Flucht oder Sieg“ vorkommenden Fußballspieler wurden von realen Fußballstars verkörpert. Mit von der Partie sind der legendäre brasilianische Nationalspieler Pelé, US-Verteidiger Werner Roth, der frühere englische Nationalkapitän Bobby Moore, die polnische Mittelfeldgröße Kazimierz Deyna und der umjubelte Belgier Paul Van Himst.
Anders als Huston entwickelte Stallone durchaus Interesse an Fußball: Zunächst dachte er zwar „Fußball sei ein Weicheisport“, doch kaum begann das Training für den Film, wich er von dieser Meinung ab und entwickelte großen Respekt für den Sport. Das erzählte er zumindest dem britischen Express. Am Film selbst und dessen Dreharbeiten ließ der „Rambo“-Star aber kaum ein gutes Haar: Er betonte, dass er „einer der Tiefpunkte meines Lebens sei“. Einer der Gründe dafür wäre, dass er sich einen Finger brach, als er einen von Pelé geschossenen Freistoß halten wollte.
Vielleicht schmerzte es Stallone aber auch, dass seinen Storywünschen nicht nachgegeben wurde: Stallones Figur Robert Hatch bekommt nämlich im großen Spiel die Position des Torhüters – trotzdem bestand er darauf, dass der Film endet, indem er das Siegtor gegen die Deutschen schießt. Ganz so groß wird Stallones Respekt in Fußballfragen dann wohl doch nicht gewesen sein!
Der Legende nach war es letztlich allein der lautstarke Protest der europäischen Filmcrew, der dafür sorgte, dass „Flucht oder Sieg“ ein anderes Ende als von Stallone gewünscht verpasst bekam. Stallone müsste es aber gewohnt sein, Gegenwind zu erhalten. Schließlich wurde er einst harsch von einem „Rocky“-Kollegen beleidigt:
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