Mit spektakulären Verfolgungsjagden und eindringlichen Bildern wurde „Mad Max: Fury Road“ zu einem der umjubelsten Actionfilme der vergangenen zehn Jahre. Auch der bald in die Kinos düsende Ableger „Furiosa: A Mad Max Saga“ verlässt sich stärker auf geballte Action und eine imposante Ästhetik als auf redselige Figuren.
Denn Regisseur George Miller findet, dass Dialoge „die Dinge oft einfach bloß ausbremsen – dabei ist Film ein Medium, das zumeist im Volltempo den größten Spaß macht.“ Daher hat „Furiosa“-Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy den gesamten Film über bloß „etwa 30 Zeilen Dialoge“, ähnlich wie zuvor Tom Hardy und Mel Gibson im Mittelpunkt der bisherigen „Mad Max“-Filme wenig Text hatten. Das verriet Miller im Interview mit dem britischen Magazin The Telegraph.
Wer allerdings glaubt, dass Taylor-Joy mit „Furiosa“ einen einfachen Job hatte, weil sie ja kaum Text lernen musste, irrt gewaltig: Der „Das Damengambit“-Star beschrieb die Dreharbeiten zum postapokalyptischen Action-Spektakel als kolossale emotionale sowie körperliche Belastung.
Der "Furiosa"-Dreh war eine (gewollte) Tortur
Allein schon der bloße Umstand, dass die oft unter knallender Sonne stattfindenden Dreharbeiten sechseinhalb Monate umfassten, kosteten die Schauspielerin Energie. Dass sie während dieser Zeit aufgrund des spärlichen Dialogs zwangsweise in sich gekehrt war, kam erschwerend dazu: Taylor-Joy habe am Set monatelang kein Wort gesprochen und sich gezwungen gesehen, die überwältigenden Emotionen ihrer Figur allein mit ihren Augen zu vermitteln.
Im Gespräch mit der New York Times fasst Taylor-Joy die Dreharbeiten zu „Furiosa“ daher als kräftezehrende Überraschung zusammen: „Ich war noch nie so einsam beim Dreh eines Films. Ich will es nicht weiter vertiefen, aber alles, von dem ich dachte, dass es einfach sein wird, war stattdessen knallhart.“
"Mad Max"-Dreh statt Fahrschule: "Furiosa"-Star hat gar keinen Führerschein!Das mag extrem negativ klingen, war allerdings genau das, wonach sich die „The Menu“-Darstellerin sehnte. Denn Taylor-Joy betont gegenüber der New York Times ebenso, dass sie ganz spezielle Erwartungen an das Projekt hatte: „Ich wollte, dass es mich verändert. Ich wollte in eine Extremsituation gesteckt werden, bei der ich keine andere Wahl habe, als zu wachsen. Und genau die habe ich bekommen.“
Zur Extremsituation trug außerdem bei, dass sich die gefragte Schauspielerin intensiv mit ihrer Figur mitfühlte. Daher habe sie regelrechte Tränenbäche vergossen, als sie eine frühe Schnittfassung des Films zu sehen bekam: „Ich habe diese Person geliebt, die ich nicht beschützen konnte.“
Monatelange Diskussionen um einen einzelnen Schrei
Zu den außergewöhnlichen „Furiosa“-Drehbedingungen und der Taylor-Joys aufzehrender Story kam ein weiterer Aspekt, der das Projekt erschwerte: Die Schauspielerin und George Miller hatten unterschiedliche Auffassungen, wie sich Furiosas Zorn äußern sollte. Taylor-Joy war überzeugt, dass Furiosa an einer bestimmten Stelle des Films einen impulsiven, wütenden Schrei auslassen muss.
Miller dagegen war vollauf von seiner Vision einer zornig blickenden, ihren Mund so selten wie möglich öffnenden Furiosa überzeugt. Das zog laut Taylor-Joy lange, im beidseitigen Respekt, aber ebenso passioniert geführte Diskussionen nach sich. „Kein Scherz! Es gibt einen Schrei in diesem Film, für den ich drei Monate lang kämpfen musste“, zitiert die New York Times die „Furiosa“-Hauptdarstellerin.
Dieser Kampf war ihr eine Herzensangelegenheit: Taylor-Joy legt Wert darauf, dass weibliche Figuren ihre Wut äußern, statt alles erduldend neben den männlichen Figuren zu stehen, die sämtliche Emotionen durchmachen. „Wir sind Tiere – und es gibt halt diesen Moment, in denen man einfach durchdreht“, so Taylor-Joy. Dass Taylor-Joy für sich einsteht und Miller willens ist, seiner Hauptdarstellerin zuzuhören, darf gerne als gutes Zeichen für den am 23. Mai 2024 startenden Film verstanden werden.
Schließlich gibt es ein prominentes Gegenbeispiel, in dem ein Regisseur seiner Hauptdarstellerin untersagte, in ihrer Rolle Gefühle auszudrücken, da sie ja nur dazu da sei, hübsch auszusehen. Das Ergebnis war ein vielfach verrissener Film, der fast eine Schauspielkarriere beendet hätte. Mehr dazu verraten wir euch im folgenden Artikel:
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