Wir schreiben das Jahr 1977. „Star Wars: Eine neue Hoffnung“ kommt in die Kinos und schlägt voll ein. Millionen Menschen auf der ganzen Welt bejubeln mit Luke Skywalker (Mark Hamill) einen neuen Helden – und sehen am Ende, wie dieser bei der Schlacht von Yavin den Todesstern zerstört. Im Anschluss an das epische Finale werden er und Han Solo (Harrison Ford) dafür von Prinzessin Leia (Carrie Fisher) mit einer Medaille ausgezeichnet. Daneben steht Wookie Chewbacca. Er hat genau so viel zu diesem Sieg der Rebellion beigetragen. Doch eine eigene Medaille bekommt er dafür nicht.
Diskriminierungen gegen Nicht-Menschen spielt in der Welt von „Star Wars“ eine große Rolle. Ist dies vielleicht der allererste Moment der Saga, in welchem dies besonders nachdrücklich unterstrichen wird? Oder ist es einfach nur ein Fehler? Zumindest fragten sich Fans schon 1977, warum der liebevoll Chewie genannte Pelzriese übergangen wird. Der berühmte Astrophysiker Carl Sagan nutze die Szene bereits 1978 in einem viel beachteten TV-Auftritt in der legendären TV-Late-Night-Sendung von Johnny Carson, wo er Rassismus und Diskriminierung in „Star Wars“ beklagte, als Beispiel für seine Kritik.
Auch ohne so schwere Geschütze aufzufahren, beschäftigte die Fans die Frage noch Jahre danach. Es wird gerne kritisiert. Viele sind der Meinung, dass George Lucas dieses kleine Detail im Finale einfach vermasselt hat.
Laut George Lucas: Chewie bekam seine eigene Ehrung – Kanon ist etwas anderes
Dabei hat sich der „Star Wars“-Schöpfer bereits damals dazu geäußert: „Chewbacca hat keine Medaille bekommen, weil Medaillen für Wookiees nicht wirklich viel bedeuten. Sie legen darauf keinen Wert. [… ] Chewbacca erhielt tatsächlich einen großen Preis und eine Ehre während einer Zeremonie mit seinem eigenen Volk. Die gesamte Abordnung der Rebellenallianz ging zu Chewbaccas Volk und nahm an einer sehr großen Feier teil. Es war eine Ehre für die gesamte Wookiee-Rasse“, erklärte Lucas, was in Wirklichkeit passiert sei.
Lucas widersprach damit aber dem, was sonst so geschrieben wurde. In Romanveröffentlichungen, die heute nicht mehr zum Kanon gehören, bekam Chewie nämlich einfach auch eine Medaille. Dies ist mittlerweile auch die offizielle Version der Ereignisse geworden. In den nämlich zum Kanon gehörenden Romanen „Im Auftrag der Rebellion“ und „Eine neue Hoffnung – Drei gegen das Imperium“ wird dies bestätigt. Auch in der Comic-Reihe „Chewbacca“ sehen wir in einer Szene, dass er eine eigene Medaille hat – und sie einem Mädchen für ihre mutigen Taten schenkt. Schließlich macht er sich selbst nicht so viel daraus.
In „Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers“ wurde eine Zeremonie dann auch endlich auf der Kinoleinwand „nachgeholt“. Maz Kanata überreicht Chewie hier die Medaille seines toten Freundes Han. Doch Fans waren zu diesem Zeitpunkt ohnehin längst versöhnt – und das lag weder an Disney noch an George Lucas, sondern ausgerechnet an Musiksender MTV.
So versöhnte MTV 1997 die "Star Wars"-Fans
Der Musiksender zeichnete bei seinen MTV Movie Awards im Jahr 1997 für das Lebenswerk nicht einen Schauspieler oder eine Schauspielerin aus, sondern einen Wookiee: Chewbacca. Dessen Darsteller Peter Mayhew erschien im legendären Kostüm und wurde von Carrie Fisher begrüßt. Die Prinzessin-Leia-Darstellerin händigte ihm nicht den üblichen Preis der Awards aus, sondern hängte ihm die Medaille um. So wurde die 1977 weggelassene Szene also 1997 bei dem MTV-Preis nachgeholt: Chewie bekommt von Leia eine eigene Medaille.
Es war ein echter Coup, der dem Musiksender damit gelang. Dieser Moment wurde von „Star Wars“-Fans anschließend frenetisch gefeiert. Auch wenn die Preisverleihung auf der unbedeutenden Erde im Jahr 1997 natürlich nicht offizieller Kanon ist, bleibt es für viele Anhänger der Saga trotzdem der Zeitpunkt, an dem Chewie seine Medaille bekam. Was George Lucas damals bei der Verleihung auf Yavin IV vergessen und vermasselt hat, hat MTV zwanzig Jahre später gerettet...
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