Die 1990er waren für die Disney-Trickstudios glorreich: Mit Filmen wie „Die Schöne und das Biest“, „Aladdin“ und „Der König der Löwen“ feierten sie immense Erfolge. Und obwohl ihrerzeit die Disney-Trickfilme der späten 90er aufgrund übertriebener wirtschaftlicher Erwartungen als kleine Enttäuschungen gehandelt wurden, hat sich das Blatt gewendet:
Auch Filme aus dieser Phase haben sich zu Klassikern gemausert, die sich fest ins Gedächtnis (nicht nur) jener gebrannt haben, die mit ihnen aufgewachsen sind. Einer dieser unvergesslichen Hits läuft nun wieder im Free-TV: Der Disney Channel zeigt heute, am 15. März 2024, ab 20.15 Uhr den Zeichentrick-Klassiker „Mulan“. Wenn ihr das stilvoll animierte Abenteuer ohne Werbepausen genießen möchtet, findet ihr es im Abo bei Disney+!
"Mulan": Sie will Ehre bringen
Das mittelalterliche China: Mulan hat Probleme, sich in die Rolle einzufügen, die die Gesellschaft für sie vorgesehen hat. Ein Quäntchen Tollpatschigkeit und die dazwischenfunkende Glücksgrille Cri-Kee führen noch dazu, dass sich Mulan vor der Heiratsvermittlerin blamiert. Obwohl das toughe Mädchen keine Lust hatte, verheiratet zu werden, ist sie voller Scham, da sie fürchtet, ihre Eltern zu enttäuschen.
Als Mulans Vater einen Kriegsbescheid erhält, beschließt sie das Undenkbare: Sie gibt sich als Mann aus und meldet sich an der Stelle ihres Vaters zum Dienst. Mulans Urahnen sehen eine Katastrophe auf sie zukommen und senden ihr daher übernatürlichen Beistand. Dass der kleine, chaotische Drache Mushu diese Mission übernimmt, war allerdings nicht vorgesehen...
Nach Mega-Comeback kommt der erste Film einer absoluten Anime-Legende zurück ins Kino: Trailer zu "Lupin III: Das Schloss des Cagliostro"So setzt sich eine Geschichte in Gang, die zwar auf chinesischer Folklore basiert und viele inhaltliche, akustische sowie visuelle Referenzen auf die dortige Kultur umfasst. Doch sie entfaltet sich ebenso universell wie facettenreich: „Mulan“ lässt als alltägliche Coming-Of-Age-Geschichte mit hohem Identifikationspotential verstehen, da es um ein erwachsen werdendes Kind geht, das sich vergewissern will, dass seine Eltern stolz sind.
Ebenso ist „Mulan“ als Abenteuer über eine Frau, die sich den Männern als ebenbürtig erweist, eine flott aufbereitete, feministische Geschichte. Und durch das Crossdressing-Element, eine ihre Identität hinterfragende Mulan und Ausbilder Li Shang, der zunehmende Faszination für die noch verkleidete Mulan verspürt, gibt es eine Vielzahl an queeren Deutungen des filmischen Subtextes.
Trotz dieser Fülle an (potentiellen) Themen wirkt dieser Disney-Klassiker jedoch niemals überfrachtet oder verkrampft: Dank einer straffen Dramaturgie und eines mitreißenden Erzählflusses glänzt „Mulan“ zugleich schlicht als gewitztes, in den richtigen Momenten auch leise Töne treffendes Abenteuer über Heldenhaftigkeit und den Prozess, über sich hinauszuwachsen.
Schande über deine Kuh!
Dass die Geschichte so gut funktioniert, liegt auch daran, wie die Regisseure Barry Cook & Tony Bancroft mit dem musikalischen Element umgehen: Zu Filmbeginn wird die Erzählung durch verspielte Kompositionen, die introspektive Ballade „Wer bin ich?“ und den mitreißenden Powertraining-Ohrwurm „Sei ein Mann“ vorangetrieben.
Sobald sich Mulan und Co. offenbart, wie gefährlich ihre Feinde wirklich sind, tritt das Musical-Element in den Hintergrund. Anstelle der Lieder von Matthew Wilder & David Zippel bahnt sich verstärkt die energisch-dramatische Musik des Komponisten Jerry Goldsmith („Chinatown“) ihren Weg – auch wenn der größte Gänsehautmoment bereits in der ersten Hälfte erklingt, wenn Mulan nachts den Entschluss fasst, sich als Soldat auszugeben.
Nächster "Super Mario"-Film: Endlich wissen wir, wann eine Fortsetzung des Mega-Hits kommtDie Actioneinlagen sind konsequenterweise spektakulärer und ausgefeilter als bis dahin im Disney-Zeichentrickkanon üblich. Vor allem die epochale Schlacht gegen die Hunnen, die zur Flucht vor einer gigantischen Lawine wird, ist großer Trickfilm-Actiongenuss.
Trotzdem dürften es in diesem stilvoll gezeichneten Disney-Klassiker die Oneliner sein, die sich am stärksten einprägen – allen voran die von Mushu. Egal ob im Original von Eddie Murphy vertont oder in der deutschen Synchro von Otto Waalkes:
Beim vorlauten, sich stets in übertriebene Aufzählungen, Anspornversuche und Mahnungen steigernden Drachen zünden die Sprüche deutlich verlässlicher als sein eigener Feueratem. Und gab es je eine bessere (familientaugliche) Beleidigung als Mushus: „Schande! Schande über deine ganze Familie! Schande über dich! Schande über deine Kuh!“?
Wegen dieses Films ist "Der Pate"-Regisseur Francis Ford Coppola pleite gegangen: Vergessener Kult-Klassiker neu im Heimkino*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.