Wer einen Blick auf unser User-Ranking der besten Kriegsfilme aller Zeiten wirft, wird darin vor allem Klassiker und moderne Meisterwerke finden, die weit mehr als bloße Unterhaltung sind. Die die Schrecken des Krieges auf erschütternde Weise darlegen und damit gewissermaßen als Mahnmal verstanden werden können. Falls ihr auf der Suche nach derartigen Stoffen seid, werft am besten einen Blick in die Bestenliste – in der euch unter anderem „Im Westen nichts Neues“, „Apocalypse Now“ oder „Der Soldat James Ryan“ erwarten.
In diesem Artikel will der Autor indes auf einen Genre-Beitrag hinweisen, der mit den eben genannten Meisterwerken nicht allzu viel gemein hat – und dennoch unbedingt sehenswert ist, solange man mit den richtigen Erwartungen an ihn herantritt: Michael Bays „Pearl Harbor“ bietet drei Stunden perfektes Popcorn-Kino – bildgewaltig, episch und vor Pathos nur so triefend. Klar, vor allem letzteres muss man gut abkönnen, um die 183 Minuten unbeschadet zu überstehen. Wenn es einem jedoch gelingt, den Film eben nicht als klassischen Kriegsfilm zu betrachten, sondern als traditionelles Hollywood-Kino, in dem extradick aufgetragen wird, bevor noch eine weitere Schicht Kitsch aufgetragen wird, macht Bays bis heute nahezu unvergleichliches Kriegs-Spektakel immer noch unglaublich Laune.
Auf Disney+ könnt ihr den Film aktuell streamen – in HD und damit in der besten Qualität, in welcher der Film bis dato vorliegt. Auf eine 4K-Version des auch heute noch unfassbar bildgewaltigen Blockbusters warten wir bislang nämlich vergeblich. Ebenso wie auf eine Blu-ray-Auswertung des Director's Cut. Aber egal: Auch auf Disney+ entfaltet „Pearl Harbor“ seine volle Wirkung als epische Romanze, explosives Flieger-Spektakel und überstilisiertes Style-over-Substance-Feuerwerk in einem.
"Pearl Harbor": Liebe, Krieg und Heldentum
Vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs erzählt Bay die Geschichte von Rafe (Ben Affleck), der von Kindertagen an von einer Karriere als Kampfpilot träumt und schließlich die Chance bekommt, sein Talent an der Front unter Beweis zu stellen – auch wenn das bedeutet, nicht nur seinen Kumpel Danny (Josh Hartnett), sondern auch seine große Liebe Evelyn (Kate Beckinsale) zurückzulassen. Als die beiden über Rafes Tod informiert werden, finden sie schließlich in ihrer Trauer zusammen – bis der vermeintlich gefallene Flieger unerwartet auf der Matte steht…
Alle Spielfilme von Regisseur Michael Bay gerankt – vom schwächsten bis zum bestenAllerspätestens, wenn sich Ben Affleck und Kate Beckinsale bei ihrem letzten Date vor Rafes Einsatz vor einer malerischen Großstadtkulisse mittels Seilzug inklusive Lichterkette an einem Schiffsbug hochziehen, unterstreicht Michael Bay auch in seinem vermeintlich erschütternden Kriegsfilm eine seiner berühmtesten Aussagen: „Ich mache Filme für Teenager. Oh je, was für ein Verbrechen!“
Bay ist bekannt dafür, visuell keine halben Sachen zu machen – und schafft auch hier mit einer farbenprächtigen, überzeichneten Optik eine für einen Kriegsfilm ungewohnte Distanz zu seinem Publikum. Der Himmel erstrahlt in Azurblau, Wiesen in grellem Hulk-Grün und wenn das alles nichts mehr hilft, kommen eben die guten, alten Farbfilter zum Einsatz, um zu suggerieren, wie man sich in einer Szene zu fühlen hat. Dass der „Bad Boys“- und „Transformers“-Macher zudem fast schon exzessiv auf stimmungsvolle, aber eben auch ins Auge stechende Stilmittel wie Zeitlupen und Dutch Angle setzt, muss an dieser Stelle wohl nicht weiter erwähnt werden.
Die traditionellen Qualitäten eines Kriegsfilm an den Tag zu legen, scheint gar nie Ziel des Filmemachers gewesen zu sein. Denn „Pearl Harbor“ fühlt sich nie echt, der Krieg nie wie einer, den es tatsächlich gab. Stattdessen lässt Bay seiner bis zum Gehtnichtmehr romantisierten, fast schon märchenhaften Weltkriegsgeschichte zügellos freien Lauf – und beschert uns so wunderbar unironisches, altes Hollywood-Kino, wie man es heute kaum noch zu sehen bekommt. Ja, es ist bewundernswert, mit welcher Selbstverständlichkeit der Regisseur hier auf die Tube drückt – und damit keineswegs eine Geschichtsstunde sein will, sondern drei Stunden Larger-than-life-Kino, wie man es diese Tage höchstens noch aus Indien regelmäßig serviert bekommt.
"Inglourious Basterds" mit Henry Cavill: Erster Trailer zum Kriegs-Actioner "The Ministry Of Ungentlemanly Warfare"„Pearl Harbor“ ist Pathos pur – ein Film, in dem die Helden noch heldenhafter, die Bösen noch böser und die Gefühle noch größer als sonst sind. Und wer sich darauf einlässt, wird nicht zuletzt mit einem visuellen Feuerwerk belohnt, das es in sich hat – und auch über 20 (!) Jahre später noch beeindruckt. Dass der Film damals ein horrendes Budget von über 140 Millionen Dollar verschlang, macht sich so bis heute bezahlt.
Denn sobald die Action zündet, gibt es schlichtweg kein Halten mehr – und trotz offensichtlichem CGI-Einsatz ist „Pearl Harbor“ nach wie vor ein absolut brachiales, episches Spektakel. Das in Sachen Spezialeffekte sogar Roland Emmerichs „Midway - Für die Freiheit“ richtig alt aussehen lässt – obwohl dieser erst stolze 16 Jahre später entstanden ist! Aber gut, der Angriff auf Pearl Harbor zählt ja auch nicht umsonst zu den kostspieligsten Unterfangen der Hollywood-Geschichte:
Die fünf teuersten Spezialeffekte der Filmgeschichte*Bei diesem Link zu Disney+ handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr FILMSTARTS. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.