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    Tarantino-Fans aufgepasst: Von dieser mega peinlichen "Pulp Fiction"-Parodie habt ihr garantiert noch nie gehört!
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: vom obskuren 70er-Jahre-Horrorfilm über Kunstfilme von Chantal Akerman bis hin zum neuesten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Schon mehrere Jahre vor „Scary Movie“ und Co. gab es einen Spoof-Film, der sich ausgerechnet Quentin Tarantino zur Zielscheibe auserkoren hat. An die Existenz des Films kann sich heute aus gutem Grund kaum noch jemand erinnern...

    Bob Koherr

    Sogenannte Spoof-Filme – also Filmparodien, die die prägnantesten Merkmale ihrer berühmten Vorbilder kopieren und auf meist ziemlich alberne Weise durch den Kakao ziehen – hatten in den 2000er Jahren Hochkonjunktur. Nachdem sich „Scary Movie“ (dessen erster Teil es vor allem auf Wes Cravens „Scream“-Reihe abgesehen hatte, die streng genommen selbst schon als Genre-Parodie durchging) zum weltweiten Phänomen entwickelte, schossen die Nachahmer nur so aus dem Boden – mit wechselndem Erfolg...

    Die ersten beiden „Scary Movie“-Sequels wurden ebenfalls zu Box-Office-Erfolgen, und auch die Highschool-Komödien-Parodie „Nicht noch ein Teenie-Film!“ konnte mehr als das Vierfache ihres Budgets einspielen. Doch viele der nachfolgenden Spoof-Movies (oft aus der Friedberg/Seltzer-Schmiede) zählen zu den schlechtesten Filmen aller Zeiten.

    Das gilt für die „300“-Parodie „Meine Frau, die Spartaner und Ich“ genauso wie für die Katastrophenfilm-Persiflage „Disaster Movie“. Und nachdem „Beilight – Bis(s) zum Abendbrot“ zu Beginn der 2010er Jahre zwar nicht lustig, aber zumindest moderat erfolgreich war, wollte „Die Pute von Panem“ schließlich endgültig niemand mehr sehen. Doch ein Film aus dem Jahr 1997, der den Trend heimlich vorweggenommen hat, stellt sie alle in den Schatten – die Tarantino-Parodie „Plump Fiction“!

    Wie der Titel verrät, orientiert sich der Film weitgehend an Quentin Tarantinos 90er-Jahre-Kultfilm „Pulp Fiction – wobei er mit seinem Ausgangsmaterial ziemlich frei umgeht. Die Bruce-Willis-Episode aus dem Originalfilm findet in „Plump Fiction“ beispielsweise keine Entsprechung. Die Szene, in der Butch (Willis) und Marsellus Wallace (Ving Rhames) in einem Folterkeller landen, ist allerdings im Film enthalten – nur, dass hier Mia Wallace (im Original: Uma Thurman) und Vincent Vega (ursprünglich John Travolta) gefesselt und geknebelt werden.

    Im Wesentlichen spielen in „Plump Fiction“ zwei Handlungsstränge aus der berühmten Vorlage eine Rolle (und das Restaurant-Intro mit Pumpkin und Honey Bunny), den Rest des Films haben die Macher mit Parodien auf weitere Tarantino-Produktionen aufgefüllt: So wird „Natural Born Killers“ (zu dem Tarantino das Drehbuch schrieb) zu „Natural Blonde Killers“ (warum auch immer), und die Gangster aus „Reservoir Dogs“ (hier: „Reservoir Nuns“) tragen keine Anzüge, sondern – ihr ahnt es – Nonnenkostüme.

    Dann gibt es noch eine Art Meta-Ebene, die von der Entstehung von „Plump Fiction“ selbst handelt. Hier wird betont selbstironisch darüber gewitzelt, dass es eigentlich gar kein richtiges, zusammenhängendes Drehbuch für den Film gebe. Sieht man das finale Ergebnis, wäre das tatsächlich eine mögliche Erklärung – witziger macht das den Film allerdings auch nicht...

    Unlustiger als "Plump Fiction" werden Filme nicht mehr

    „Plump Fiction“ ist bis heute der einzige Spielfilm von Regisseur Bob Koherr, der darüber hinaus ausschließlich einzelne Folgen für „Anger Management“ und andere TV-Serien gedreht hat – sicher aus guten Gründen. Es ist nicht nur so, dass der mit äußerst geringem Aufwand produzierte Film keinen einzigen (!) Gag landen würde – über einen Großteil der Laufzeit kann man sich nicht einmal sicher sein, ob er es überhaupt versucht.

    Dialoge, die im Original Funken sprühten, werden einfach nur faul und lustlos wiederholt: Beim legendären Auto-Dialog zwischen Vincent Vega (hier: Jimmy Nova) und Jules Winnfield (der schlicht zu Julius wird) zum Beispiel werden einfach Burger durch Disney-Figuren ersetzt – das war's, das ist der Witz. Im Hollywood-Themen-Restaurant (hier einfach ein normales Diner) begegnen wir nicht Marilyn Monroe oder Elvis Presley, sondern Figuren aus 90er-Jahre-Independent-Filmen wie „Clerks“. Mia Wallace heißt hier Mimi und ist nicht wie Uma Thurman im Original cool und elegant, sondern ein wenig dicklich („plump“) und tollpatschig. Und das Schlimmste: Keine*r der Beteiligten hat auch nur einen Funken komisches Talent – manchmal wirkt es so, als hätten die Schauspieler*innen den Film selbst schon längst aufgegeben, weshalb sich teils wirklich niemand mehr Mühe gibt.

    Die gerade einmal knapp 80 Minuten fühlen sich jedenfalls länger als das Tarantino-Original, das es fast auf die doppelte Lauflänge bringt. Als ich den Film gemeinsam mit einem Freund gegen 2 Uhr nachts als Abschluss eines sieben Filme umfassenden Marathons gesehen habe, waren wir kurz entgeistert – um den Film nach dieser kurzen Eingewöhnungsphase einfach nur noch lethargisch über uns ergehen zu lassen. Gelacht haben wir übrigens kein einziges Mal. Falls sich trotzdem jemand zur Nachahmung berufen fühlt: Den kompletten Film gibt es auf YouTube zu sehen...

    "Ich hasse diesen verdammten Film": Quentin Tarantino kann diesen Kultfilm nicht ausstehen – obwohl er das Drehbuch geschrieben hat

    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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