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    167 Minuten perfektes Blockbuster-Kino: Auf Netflix gibt's den besten Actionfilm des Jahres
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Kino aus aller Welt ist wie reisen, ohne vom Sofa aufzustehen. Fremde Kulturen und neue Sichtweisen – davon kann man nie genug haben.

    In der FILMSTARTS-Kritik kam „Mission: Impossible 7“ auf die vollen fünf Sterne. Für FILMSTARTS-Redakteur Daniel Fabian hat allerdings ein anderer Kracher die Nase vorne, wenn es um das Action-Highlight 2023 geht …

    … und es sind auch nicht „John Wick 4“, „Fast & Furious 10“, „Plane“ oder sonst irgendeine Hollywood-Produktion. Sondern ein Megahit aus Indien, der überhöhtes Spektakel in Perfektion liefert (und damit der Traumfabrik zeigt, was man dort ein wenig verlernt zu haben scheint): „Jawan“.

    Das fast dreistündige Action-Epos mit Superstar Shah Rukh Khan in der Titelrolle ist nicht nur einer der teuersten Filme in der indischen Geschichte, sondern mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 140 Millionen Dollar auch einer der erfolgreichsten (nur vier indische Filme spielten noch mehr ein). Was mich daran besonders freut? Dass der Film auch den Weg in die hiesigen Kinos fand – und auch in Deutschland Filmfans mit einem Hang zur Realitätsflucht ein außergewöhnliches Kinoerlebnis bescherte. Und was mich fast noch mehr freut? „Jawan“ ist nur zwei Monate nach seinem Kinostart im vergangenen September bereits auf Netflix verfügbar!

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    Gut, ihr findet den Film zwar nur mit einem kleinen Trick auf der Streaming-Plattform – indem ihr die Sprache in eurem Netflix-Profil auf Englisch umstellt –, doch die zumindest kurzfristige Anpassung lohnt sich. Denn das ist nun die perfekte Gelegenheit, dieses herausragende Action-Werk endlich nachzuholen – oder einfach immer wieder zu sehen, wie in meinem Fall. Denn „Jawan“ bietet ein derart rundes und abwechslungsreiches Action-Komplettpaket, dass sich zumindest bei mir selbst nach drei Sichtungen kein Stück Langeweile eingestellt hat…

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    Regisseur Atlee Kumar („The Spark - Theri“) erzählt die Geschichte eines Mannes (Shah Rukh Khan), der beschließt, das Unrecht in der Gesellschaft zu bekämpfen. Böse Taten sollen bestraft werden – und wer unrechtmäßig an sein Vermögen gekommen ist, soll im Gegenzug dazu den Armen etwas zurückgeben. Doch dann wird er eines Tages von seiner Vergangenheit eingeholt – und sein Gerechtigkeitsfeldzug droht aus der Bahn zu geraten...

    Das klingt im Grunde erst einmal nach einer klassischen Robin-Hood-Geschichte – was „Jawan“ im Kern auch ist. Am Ende landeten in dem Action-Cocktail aber auch noch jede Menge weitere stilistische Einflüsse, sowohl erzählerischer wie auch inszenatorischer Natur, die Erinnerungen an „Mission: Impossible“, „300“ und viele weitere moderne Hollywood-Blockbuster wecken – und am Ende doch etwas ganz Eigenes daraus machen.

    Mit viel Mut zum guten, alten "Mehr ist mehr!"

    „Jawan“ beginnt mit einer Eröffnungsszene, wie sie im Buche steht. Denn mit einem Überfall auf ein Dorf und den Gräueltaten der Angreifer drückt Kumar gleich von Anfang an voll auf die Tube – und zwar nicht nur in Sachen Emotionen, sondern vor allem mit genüsslich zelebrierter Action. Der erste Auftritt von Shah Rukh Khan, der wohl nicht nur in meiner Kinovorstellung nahezu vom gesamten Publikum lautstark bejubelt wurde, etabliert den Protagonisten zudem nicht nur im Handumdrehen als den ultimativen Helden – sondern stimmt außerdem auch auf ein visuell überhöhtes Feuerwerk ein, dem keine Grenzen gesetzt scheinen.

    Ich habe einen Hollywood-Superstar nach seinem Namen gefragt – und seine Reaktion war pures Gold!

    Wenn der Titelheld zum Speer greift und mit seinen ersten Widersachern in Superzeitlupe kurzen Prozess macht, erinnert das am ehesten noch an Zack Snyders „300“. Klar, Zyniker dürften darin wohl direkt den ersten Grund für die überlange, für Bollywood-Verhältnisse allerdings ziemlich normale Laufzeit sehen – die Schauwerte kann man der Eröffnung allerdings nicht absprechen. Zumal jene Aufnahmen nicht nur dazu dienen, um die spektakulärsten Bilder noch ein bisschen spektakulärer zu machen, sondern auch mit Kalkül innerhalb der Erzählung eingesetzt werden – etwa, um die Hauptfiguren unmissverständlich als solche einzuführen. Da wird auch schon mal in Slow-Motion aus dem Auto ausgestiegen, auf den Boden getreten oder einfach nur in die Hände geklatscht.

    Atlee Kumars Inszenierungsfreude ist schlicht ein Genuss und sorgt immer wieder dafür, dass sich selbst Momente wie Actionszenen anfühlen, die überhaupt keine sind – und macht den Film so zu einer ungemein kurzweiligen Angelegenheit. Von aufwändigen Drohnen-Shots, wie sie auch in Hollywood gerade richtig angesagt sind, über famos choreographierte und brachial in Szene gesetzte Martial-Arts-Einlagen bis hin zu verspielt inszenierten Verfolgungsjagden – „Jawan“ liefert alles, was das Herz des Action-Fans begehrt …

    … und legt noch einmal ein, zwei Schippen drauf, wo US-Filme die Handbremse ziehen. Denn ja, selbst überspitzte Reißer wie „John Wick“ und Konsorten, die in Sachen Logik und Authentizität auch nicht gerade oberstes Regal sind, bestehen immer wieder auf ein gewisses Grundmaß an Realismus – und heben sich so etwa von Hollywood-Blockbustern der 90er ab, die öfter mal nach „Mehr ist mehr“-Prinzip aufdrehten und ihr Publikum mit purer Eskalation in eine andere Welt entführten. Damals genügte den Leuten der Realismus, der außerhalb des Kinosaals herrschte – und mir langt dieser manchmal auch heute noch.

    Was den SRK-Blockbuster am Ende aber auszeichnet, ist die Tatsache, dass er trotz alledem nichts von seiner emotionalen Durchschlagskraft einbüßt. Ein Kunststück, das kaum einem Film gelingt – und eigentlich kaum gelingen kann. Doch Kumar schafft es, trotz der überhöhten Bilder eine Geschichte zu erzählen, die ihrer Klischees zum Trotz universell geraten ist. Er spricht gesellschaftliche Probleme an und beleuchtet Familienschicksale, wie sie in Indien sicherlich ein großes Thema sind, aber eben auch im Rest der Welt kaum jemanden kalt lassen dürften.

    Gepaart mit einer ganzen Reihe von Wendungen, die den Spannungsbogen immer wieder aufs neue befeuern und die Fragen aufkommen lässt, wie zur Hölle es denn nun weitergehen soll und was denn wohl als nächstes kommt, ist „Jawan“ ein rundum gelungenes, zügelloses Filmerlebnis – und für mich ganz klar das Action-Highlight des Jahres.

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