Lisa Joy schuf zusammen mit ihrem Ehemann Jonathan Nolan, dem Bruder von Star-Regisseur Christopher Nolan, die gefeierte Sci-Fi-Serie „Westworld“ basierend auf einem Roman von Michael Crichton. Dadurch mit dystopischen Szenarien bestens vertraut, übernahm Joy dann ihre erste Spielfilm-Regie so dann auch bei einem Sci-Fi-Thriller: „Reminiscence: Die Erinnerung stirbt nie“, der 2021 ins Kino kam.
Das Drehbuch schrieb Lisa Joy selbst, vor die Linse holte sie sich Hugh „Wolverine“ Jackman, die mehrfach in „Mission: Impossible“-Filmen aufgetretene Rebecca Ferguson, „Avatar 2“-Star Cliff Curtis und Thandiwe Newton, mit der Joy schon bei „Westworld“ zusammengearbeitet hatte. Was dabei rausgekommen ist, könnt ihr jetzt in eurem Netflix-Abo sehen: „Reminiscence: Die Erinnerung stirbt nie“ kann dort ab sofort gestreamt werden.
Mit 2,5 von 5 möglichen Sternen schneidet „Reminiscence“ in unserer FILMSTARTS-Kritik zwar gerade mal durchschnittlich ab – dass der Sci-Fi-Film im Kino aber derart auf die Nase gefallen ist, hat er dennoch nicht verdient. Denn schlecht ist er ja nicht, und gerade die spektakulären Kulissen und das Star-Duo Jackman & Ferguson hätten durchaus zu einem Kinobesuch animieren können. Aber trotzdem wurden weltweit nur magere 16,4 Millionen US-Dollar in die Kassen gespült. Damit wurde nicht einmal ansatzweise das Budget von (je nach Quelle) 54 bis 68 Millionen Dollar eingespielt!
"Reminiscence": Trotz Kassenflop sehenswert?
Einen Negativ-Rekord hat der Sci-Fi-Flop zudem auch noch eingefahren: In den USA absolvierte „Reminiscence“ das bis dahin schlechteste Startwochenende eines Films mit mehr als 3.000 Kopien. Solltet ihr euch von der schlechten Box-Office-Performance aber abschrecken lassen? Wir sagen: nein. Wer spektakuläre Sci-Fi-Szenarien mag, die eher an Film-noir als an Weltraum-Action wie in „Star Wars“ und Co. angelehnt sind, kann durchaus seinen Spaß mit dem Film haben – Fans der Darsteller*innen sowieso.
Hugh Jackman spielt in „Reminiscence“ einen Privatdetektiv, so richtig mit Trenchcoat und allem – nur ermittelt er nicht in den Straßen des in einer dytopischen Zukunft überfluteten Miami, sondern in den Erinnerungen seiner Klientinnen und Klienten. Möglich macht das eine Technologie, die die Erinnerungen einer Person in einem 3D-Holodeck sichtbar machen kann.
Als ihn die geheimnisvolle Mae (Rebecca Ferguson) aufsucht, will sie angeblich nur einen verlegten Schlüsselbund wiederfinden. Privatdetektiv Nick Bannister verfällt der schönen Fremden sofort, beginnt eine Affäre mit ihr – und ist tief betroffen, als Mae scheinbar spurlos verschwindet. Nick bricht seine eigene Regel und benutzt seinen Erinnerungs-Apparat für sich selbst, in der Hoffnung, einen Hinweis darauf zu finden, was mit Mae geschah…
Eher was fürs Auge als fürs Hirn
Ein düsteres Szenario, ein Privatdetektiv, eine Femme Fatale – klassische Elemente eines Film-noir werden hier zu einem (zugegebenermaßen nur mild) spannenden Thriller-Plot zusammengemischt. Wen es nicht stört, dass das Drehbuch jetzt nicht gerade übermäßig tiefgründig ist – durchaus eine vertane Chance, denn da wäre bei dieser Story mehr drin gewesen – , kann sich aber auf jeden Fall auf einen fast zweistündigen Augenschmaus freuen.
Nicht nur die Stars sehen top aus, vor allem das unter Wasser stehende Miami macht ordentlich was her. Leider aber eben auch nur optisch. Was zu der radikalen Veränderung des Stadtbilds beigetragen hat (Stichwort: Klimawandel) und wie die Gesellschaft damit umgeht, wird nämlich allerhöchstens angerissen.
Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.