Auch wenn sich „Higuita: The Way Of The Scorpion“ (seit 2. November exklusiv auf Netflix) nicht an Action-Fans, sondern in erster Linie an Fußball-Enthusiasten sowie Sport-Freunde und -Freundinnen im Allgemeinen richtet: Die Dokumentation um den vielleicht legendärsten Torwart aller Zeiten wird dem kultig verehrten Lockenkopf mit Oberlippenbart ganz und gar gerecht – und deckt obendrein Hintergründe über den kolumbianischen Fußballer auf, die faszinieren, erschüttern und zuweilen schlicht unglaublich sind.
Klar, ältere Semester dürften die Ereignisse um René Higuita in den späten 80ern und frühen 90ern damals schon verfolgt haben. Gerade jüngere Fußball-Aficionados dürften mit dem Denkmal, das Netflix dem Kult-Kicker mit „The Way Of The Scorpion“ setzt, jedoch ihre helle Freude haben. Dem fußballbegeisterten Autor dieses Artikels (Baujahr 1989) war Higuita jedenfalls zwar durch seinen Tormann-Vater ein Begriff, über seine legendäre Skorpion-Abwehr hinaus kannte er ihn jedoch nicht. Geschweige denn hatte er auch nur den Funken einer Ahnung davon, dass dieser den Fußball bis heute prägte – und obendrein nicht nur für seine Taten auf dem Spielfeld bis heute als Held vergöttert wird…
"Higuita: The Way Of The Scorpion": Die wilden 80er
René Higuita wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und entdeckte schon früh seine Liebe für das runde Leder. Sein Vater erkannte das Potenzial seines Nachkömmlings und ermöglichte ihm schließlich, eine Karriere als Fußballer zu starten. Doch was aus ihm einmal werden würde, das hätte er sich wohl in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können.
Higuita spielte Fußball, wie kein Tormann zuvor – und auch keiner seitdem. Und drückte dem Spiel damit seinen Stempel auf. Bis heute. Denn er trat nicht nur reihenweise Elfmeter oder Freistöße (die er in der Regel auch verwandelte), sondern fühlt sich wie ein geborener Feldspieler – und verließ das Tor so Spiel für Spiel immer wieder, um Angriffe bis weit in die gegnerische Hälfte rauszuspielen.
Nicht zuletzt auch dank seiner Spielweise kam es Anfang der 90er überhaupt erst zur Einführung der Rückpassregel, die es Schlussmännern seitdem untersagt, den von einem Mitspieler zurück gespielten Ball mit der Hand aufzunehmen.
Wie dreht man eine bewegende Vater-Sohn-Geschichte im vollen Fußballstadion? Unser Interview zu "Wochenendrebellen" mit Regisseur Marc RothemundDoch Berühmtheit erlangte Higuita vor allem mit seiner legendären Skorpion-Abwehr, die er jahrelang übte und schließlich in einem Spiel gegen England einsetzte – ein Bild für die Ewigkeit, das Fußball-Fans in aller Welt kennen. Und mit dem er sich für immer seinen Platz in der kolumbianischen Hall of Fame des Fußballs sicherte.
Noch verblüffender ist allerdings, was sich abseits des Fußballs abspielte – wo René Higuita seinen Heldenstatus erst recht untermauerte. Wie und warum? Das soll an dieser Stelle nicht allzu konkret ausgeführt werden (und ist im Netz ohnehin überall nachzulesen), ist der Überraschungseffekt dem Unterhaltungsfaktor und Spannungsbogen der Doku doch absolut zuträglich. Nur eines sei gesagt: Neben einer ikonischen WM-Teilnahme, jeder Menge spektakulärer Paraden und noch spektakulärereren Alleingängen quer übers Feld erwarten euch unter anderem auch eine Entführung, eine Haftstrafe und Drogenbaron Pablo Escobar...
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