Schon in den 90er Jahren – lange vor den Marvel- und DC-Universen – setzen viele Hollywood-Studios auf die Zugkraft von Superhelden-Filmen. Mit Ausnahme von Batman waren es allerdings eher die weniger populären Superhelden, die vor rund 30 Jahren die Leinwände bevölkerten: Darkman, The Rocketeer, das Phantom – oder The Shadow!
„The Shadow“ war eine in den 30er Jahren populäre Comic- und Radio-Serie, aus der bereits 1937 ein rund 60 Minuten langer Spielfilm entstand (mit Hollywood-Ikone Rita Hayworth in einer ihrer ersten Filmrollen). Bis zum zweiten Versuch dauerte es fast 60 Jahre. 1994 spielte Alec Baldwin den reichen New Yorker Playboy Lamont Cranston, der nachts in das Kostüm eines maskierten Rächers schlüpft, nachdem er von einem buddhistischen Meister in Tibet übernatürliche Fähigkeiten erlangt hat. Bald bekommt er es mit dem sinistren Nachfahren des Mongolenkaisers Dschingis Khan zu tun, der plant, die Welt mit einer Atombombe auszulöschen.
Klingt nach wüstem Pulp – und ist es auch. „Shadow und der Fluch des Khan“, so der deutsche Titel des Films, hat mit heutigen CGI-Spektakeln weniger gemein als mit dem naiven Attraktions-Kino und den Groschenromanen aus der Ära seiner Vorlage. Drehbuchautor David Koepp („Jurassic Park“, „Indiana Jones“) wiederum wollte eine Geschichte über „Schuld und Sühne“ schreiben, während Regisseur Russell Mulcahy ein „(...) eher charakter- und handlungsorientierter Film“ vorschwebte, wie er dem ehemaligen Science-Fiction-Magazin Starlog erzählte.
Doch schon dem damaligen Publikum, das in Sachen Superhelden-Kino vor allem mit den „Batman“-Filmen von Tim Burton sozialisiert war, erschien das alles zu wenig zeitgemäß: Gerade einmal 48 Millionen Dollar konnte der Film, in dem neben Baldwin u.a. Penelope Ann Miller und Gandalf-Darsteller Ian McKellen zu sehen sind, am Boxoffice einspielen – bei Produktionskosten von 45 Millionen Dollar!
Erst durfte Sam Raimi nicht Regie führen, dann wollte er nicht mehr
Ein zweiter Teil war damit begraben – und auch an eine Wiederbelebung hat sich bisher niemand herangetraut. Die Regie von „Shadow und der Fluch des Khan“ wollte ursprünglich Sam Raimi übernehmen, der bereits vier Jahre zuvor mit „Darkman“ einen so gelungenen wie erfolgreichen Beitrag zum Superhelden-Genre geschaffen hatte. Doch die Produzenten wollten lieber „Highlander“-Regisseur Mulcahy.
Mitte der 2000er, nachdem Raimi bereits mit seinen ersten beiden „Spider-Man“-Filmen durchgestartet war, wurde ihm erneut die Regie für einen „Shadow“-Film angeboten – doch dem „Tanz der Teufel“-Schöpfer gefiel das Skript nicht, und das Projekt verschwand wieder in der Versenkung.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich der Figur des Lamont Cranston alias The Shadow heute noch mal ein Filmstudio annimmt, denn selbst etabliertere Helden schwächeln momentan an den Kinokassen. So bleibt „Shadow und der Fluch des Khan“ eine kuriose – aber durchaus entdeckenswerte – Fußnote des 90er-Jahre-Blockbuster-Kinos.
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