Womöglich haben ihn viele „Star Wars“-Fans, die nur die Kinofilme und die Live-Action-Serien schauen, in der neuen Episode „Ahsoka“ das allererste Mal gesehen. Doch Thrawn ist einer der beliebtesten und besten Bösewichte im „Star Wars“-Universum. Daher wollen wir euch hier seine Hintergrundgeschichte erklären – zumal diese auch eine gute Erklärung für sein strategisches und kaltes Streben nach Macht in „Ahsoka“ gibt – und somit euch schon mal auf die zukünftigen Episoden der Serie einstimmt.
Einst erfand Autor Timothy Zahn die Figur Thrawn für seinen nach „Star Wars 6: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ spielenden Roman „Erben des Imperiums“. Die damit 1991 gestartete Buch-Trilogie ist wohl das beste, was im teilweise ziemlich konfusen erweiterten Universum erschienen ist. Es ist so keine Überraschung, dass Lucasfilm die Figur später auch in den offiziellen Kanon holte. Bevor er in „Ahsoka“ nun als gefährliche Bedrohung für die Neue Republik eine ähnliche Rolle einnimmt wie damals in Zahns Roman-Trilogie wurde er bereits in Animationsserie „Star Wars Rebels“ etabliert. Hier erweist er sich als gefährlicher Widersacher für die Rebellion.
Doch um diese Vorgeschichte soll es hier gar nicht gehen. Denn auch Autor Timothy Zahn wurde zurückgeholt, um in gleich zwei (!) neuen Roman-Trilogien die Hintergründe der Figur auszuloten. Während die Bücher „Thrawn“, „Thrawn: Allianzen“ und „Thrawn: Verrat“ zeigen, wie er Teil des Imperiums wurde, dort Karriere machte und seine Auftritte in „Star Wars Rebels“ ergänzen, wollen wir uns hier auf die fesselnde „Thrawn – Der Aufstieg“-Trilogie konzentrieren.
Denn die Bücher „Drohendes Unheil“, „Verborgener Feind“ und „Teurer Sieg“ bereiten wunderbar vor, warum Thrawn so kalt agiert und die Rebellion bzw. nun die Neue Republik zerschlagen will. Hier ist er der Held der Geschichte...
Damit ihr nicht bis zur nächsten Episode gleich drei dicke Bücher lesen müsst, wollen wir euch ein paar wichtige Informationen hier zusammenfassen. Es folgen daher Spoiler zu den Romanen, die zur Erklärung notwendig sind. Der Autor dieser Zeilen kann aber auch Kenntnis dieser Informationen empfehlen, sich bei Gelegenheit danach noch an die spannenden Bücher zu wagen.
Thrawn und seine Herkunft: Das sind die Chiss
Thrawn gehört zu dem Volk der Chiss, die in völliger Abgeschiedenheit in den sogenannten unbekannten Regionen leben. Das mächtige, durch ein kompliziertes politisches System rund um diverse zwar konkurrierende, aber trotzdem gemeinsam herrschende Familien geprägte Volk versucht sich weitestgehend zu isolieren. Kontakte zu anderen Völkern werden nur gepflegt, wo es unabdingbar ist. Man beginnt normalerweise keine Kriege, kann aber mit seinen mächtigen Kriegsraumschiffen jeden Konflikt beenden und Feinde zerschmettern.
Thrawn wird Teil des Militärs, macht bei der Flotte aufgrund seiner herausragenden strategischen Fähigkeiten Karriere. Allerdings fehlt ihm jegliches Gespür für die politischen Intrigenspiele seines Volks – und er beginnt früh, die ebenso starren wie strengen Regeln zu biegen. Damit macht er sich bei Leuten in mächtigen Positionen unbeliebt, die ihn deswegen loswerden wollen...
Thrawn rettet seine Welt ...
Doch es ist Thrawn, der in der Romantrilogie als einer der wenigen erkennt, dass eine große Gefahr für sein Volk existiert. Denn zu Beginn der Romanreihe betritt eine externe Bedrohung die Bildfläche. Zuerst scheint diese rein militärischer Natur zu sein – und auch wenn es gefährliche und womöglich verlustreiche Schlachten (sowie Thrawns ganzes strategisches Geschick und seine List) erfordert, damit sein Volk dagegen zu verteidigen.
Doch nach und nach kommt heraus, dass im Hintergrund ein gefährliches Volk die Strippen zieht, um das Reich der Chiss in einen Bürgerkrieg zu stürzen und dabei zu zerstören. Die aus dem Dunklen agierenden Widersacher machen sich dabei gerade das politische System der blauhäutigen Alien-Rasse mit den sich misstrauenden Familien-Clans zunutze.
Am Ende der Romantrilogie gelingt es Thrawn und einigen Mitstreiter*innen mit sehr riskanten und diverse Chiss-Regeln brechenden Manövern die Bedrohung abzuwehren – doch zu einem extrem hohen Preis: Thrawn wird aufgrund seiner Regelverstöße zum Aussätzigen und aus der Welt der Chiss ins Exil verbannt.
Wie sich aber in einer letzten Wendung herausstellt, nahm er dieses für ihn große Opfer bewusst in Kauf. Denn es ist für ihn der einzige Weg, um sein Volk nicht nur dieses eine Mal wieder zu retten, sondern um es für immer zu beschützen. Denn Thrawn und einige wenige Vertraute erkennen, dass der Gegner nicht für immer besiegt ist, das Volk der Chiss sich auch in Zukunft Gefahren ausgesetzt werden sieht, welche die herrschenden Polit-Klassen in ihren Streitereien untereinander verkennen werden. Um die Chiss langfristig zu schützen, braucht es eine starke Allianz – welche die Regierung aufgrund ihrer Isolationspolitik aber niemals offiziell schließen wird.
… und beschützt die Chiss nun weiter
Thrawn nutzt so seine Ausnahmestellung im Exil, um sich einem mächtigen Reich anzunähern, durch welches er bei einer Begegnung mit dem Jedi Anakin Skywalker gehört hat. In Palpatine findet er den Mann, dem er zutraut, mit seiner Macht langfristig die Heimat der Chiss zu beschützen. Er macht schnell unter dem Imperator Karriere und wird zu einer der wichtigsten imperialen Führungskräfte.
Die Rebellion muss ihm folglich ein Dorn im Auge sein, da sie die Machtposition des Imperators gefährdet. Daher geht Thrawn gegen sie so erbarmungslos vor. Er wird nicht etwa von Bösartigkeit oder Sadismus, sondern von der Sorge um sein Volk getrieben. Ein geschwächter Imperator kann die Sicherheit der Chiss nicht mehr garantieren, wenn sich diese irgendwann vielleicht wieder einem Gegner stellen müssen, der selbst für ihre riesige Verteidigungsflotte zu mächtig ist.
So erklärt die Vergangenheit seine Pläne in "Ahsoka"
Dies macht auch deutlich, warum Thrawn nun eine Bedrohung für die Neue Republik ist. Wenn er selbst zum mächtigsten Mann einer Galaxis wird, hat er natürlich alle Mittel, um jegliche Bedrohungen für seine ursprüngliche Heimat abzuwehren. Ein Bündnis mit der Republik dürfte für ihn keine Option sein. Er weiß ja selbst, wie schwach diese mit ihrer Abrüstungsstrategie ist. Zudem hat er am eigenen Leib erfahren müssen, dass ein politisches System ausgehebelt werden kann. Thrawn glaubt durch seine Vergangenheit, dass eine einzelne Person, die mit starker Hand regiert, das Beste ist, um Frieden zu garantieren.
Es ist keine neue Erkenntnis, dass ein Bösewicht gleich viel besser ist, wenn er eine Motivation besitzt, die ihn aus seiner eigenen Perspektive zum Guten, zum Helden macht. Thrawn ist genau deswegen so faszinierend. Kennt man seine ganze Hintergrundgeschichte, versteht man ihn deutlich besser, hat gleich einen ganz anderen Blick auf seine Taten. Er ist eben niemand, der nur grausam nach Macht strebt, sondern er glaubt, dass es zum Besten für Alle ist, wenn eine starke Person, nun er selbst, regiert.
Und er ist der Meinung, dass dafür einzelne Opfer in Kauf genommen werden müssen – egal ob es alte Gegner wie Sabine Wren (Natasha Liu Bordizzo) oder sogar kurzzeitige Verbündete wie Baylan Skoll (Ray Stevenson) sind. Schließlich hat er auch selbst schon große Opfer gebracht – und wäre immer wieder bereit diese zu bringen, wenn er glaubt, dass das der einzige und richtige Weg ist.
Die nächste Episode von „Ahsoka“ erscheint in den frühen Morgenstunden des 27. September 2023 auf Disney+. Bereits ab 3.00 Uhr in der Nacht können Frühaufsteher am Mittwoch die neue Folge streamen.
"Star Wars" beschreitet in "Ahsoka" nun komplett neue Wege – und erfüllt damit einen Traum von George Lucas*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.