Vor knapp 20 Jahren scheiterte „Star Wars“-Schöpfer George Lucas noch selbst an dem Versuch, mit „Underworld“ eine eigene Realserie aus der weit, weit entfernten Galaxis auf die Beine zu stellen, doch heute sind „Star Wars“-Live-Action-Formate bei Disney+ fast schon Normalität: „The Mandalorian“, „Boba Fett“, „Obi-Wan“, „Andor“, jetzt „Ahsoka“ – ich bin sicherlich nicht der einzige, bei dem sich hier gewisse Abnutzungserscheinungen zeigen.
Ich will hier nicht über „Star Wars“-Serien im Allgemeinen meckern, ganz im Gegenteil. Selbst „Boba Fett“ fand ich nicht durch die Bank schlecht und den viel gescholtenen „Obi-Wan Kenobi“ mochte ich sogar ganz gerne. Doch „The Mandalorian“ dümpelte in Staffel 3 teilweise ganz schön vor sich hin – wie gut, dass es „Andor“ gab und jetzt „Ahsoka“, die für mich sogar die beste „Star Wars“-Serie bisher ist. Ja, sogar besser als „Mando“ Staffel 1 und besser als „Andor“!
Die Lichtschwerter machen den Unterschied
Ich muss allerdings zugeben, dass „Ahsoka“ im Vergleich zu „Andor“ nur minimal die Nase vorne hat, vielleicht um eine Lichtschwertlänge. Denn auch wenn ich in der Vergangenheit bei Diskussionen in der FILMSTARTS-Redaktion oder im Freundeskreis gerne mal die Meinung vertreten habe, dass „Star Wars“ auch mal ohne Jedi und Sith und ohne Lichtschwerter auskommen sollte, muss ich nach den ersten fünf Folgen von „Ahsoka“ sagen:
Lichtschwertkämpfe sind doch eine feine Sache – erst Recht, wenn sie so abwechslungsreich inszeniert und fantastisch bebildert sind wie hier und es zumeist nicht nur um die Action an sich geht, sondern dabei auch noch eine Geschichte erzählt wird. Ganz besonders etwa bei den Kämpfen von Ahsoka (Rosario Dawson) und Anakin/Darth Vader (Hayden Christensen) in Folge 5, wo das Duell vielmehr eine Metapher für die Entwicklung der Hauptfigur ist.
Ahsoka begleite ich gerne durch die Galaxis
Das ist übrigens sowieso eine Stärke von „Ahsoka“, die ich nicht genug betonen kann: Die Entwicklung von Din Djarin vom Kopfgeldjäger zum galaktischen Vorzeigepapa trat in letzter Zeit eigentlich nur noch auf der Stelle und bei „Andor“ ist halt schon bekannt, wo die Reise hinführt (nämlich zu „Rogue One“).
Der Entwicklung von Ahsoka von der von Selbstzweifeln geplagten, grantigen Kriegerin zu Ahsoka der Weißen (mehr zu den Gandalf-Parallelen findet ihr in diesem Artikel meines Kollegen Björn Becher) folge ich hingegen mit großer Spannung – obwohl (oder vielleicht auch: gerade weil) ich nicht mal „Rebels“ und „Clone Wars“ gesehen habe.
Denn auch in dieser Hinsicht gelingt Mandoverse-Mastermind Dave Filoni in „Ahsoka“ die ideale Balance. Zwar gibt es hier und da Momente, die eindeutig für Fans von „Rebels“ und „Clone Wars“ gedacht, jedoch nehmen diese nie Überhand. Ich habe mich bisher jedenfalls nie ausgeschlossen oder vor den Kopf gestoßen gefühlt, nur weil ich mal eine Verneigung hier oder eine Anspielung da nicht verstanden habe.
Endlich Spannung in der weit, weit entfernten Galaxis
Doch der wichtigste Grund, warum ich „Ahsoka“ so schätze, ist ein anderer: Endlich ist eine „Star Wars“-Serie mal durchgängig richtig spannend! Von Anfang an ist bei „Ahsoka“ ordentlich Dampf drin, es gibt ein klares Ziel, das die drei Heldinnen Ahsoka, Sabine Wren (Natasha Liu Bordizzo) und Hera Syndulla (Mary Elizabeth Winstead) erreichen wollen: nämlich Morgan Elsbeth (Diana Lee Inosanto) und ihre Verbündeten davon abhalten, Großadmiral Thrawn zurückzubringen, und gleichzeitig Ezra Bridger zu finden.
Ebenso klar sind die Hindernisse, die die drei Heldinnen überwinden müssen, seien es tolle Widersacher wie Baylan Skoll (Ray Stevenson) oder eine fehlende Hyperraumkarte. Und noch viel wichtiger: All das geschieht ohne die fast schon berüchtigten Leerlaufepisoden, die es bei „Mando“, „Boba Fett“ und „Obi-Wan“ gab. Noch nie habe ich eine „Star Wars“-Serie Woche für Woche mit so großer Spannung verfolgt.
Nach "Ahsoka": Diese "Star Wars"-Serie wird jetzt doch ein Film – aber fürs Kino oder für Disney+?