Die schwedischen Verfilmungen von Stieg Larssons „Millennium“-Trilogie – also „Verblendung“, „Verdammnis“ und „Vergebung“ – überzeugen vor allem aus einem Grund: Noomi Rapaces kongeniale Performance als Anti-Heldin-Hackerin Lisbeth Salander. Das 2011 erschienene US-Remake von „Verblendung“ musste dann zwar ohne Noomi Rapace auskommen (auch wenn Rooney Mara ebenfalls keinen schlechten Job gemacht hat), begeisterte darüber hinaus aber einmal mehr mit einer hyperpräzisen Inszenierung von Meisterregisseur David Fincher („Gone Girl“) ...
... doch dann kam statt einer US-Fortsetzung von „Verblendung“ im Jahr 2018 der Reboot „Verschwörung“ – und bei dem gibt es trotz vielversprechender Hauptdarstellerin und vielversprechendem Regisseur nicht nur keinen Grund, am heutigen 11. September 2023 ab 22.15 Uhr im ZDF einzuschalten. Es gibt im Gegenteil sogar einen besonders guten Grund, es lieber bleiben zu lassen!
Superheldin statt Anti-Heldin
Schon die „Millennium“-Trilogie selbst wurde erst nach dem Tod des Autors veröffentlicht. Aber während Stieg Larsson die ersten drei Romane noch selbst geschrieben hat, basiert der vierte Teil „Verschwörung“ lediglich auf seinen Aufzeichnungen und Skizzen, die dann später von dem Journalisten David Lagercrantz zu einem weiteren Roman verarbeitet wurden.
Dass dabei noch mehr als in der Originaltrilogie Lisbeth Salander im Fokus der Handlung steht, dürfte den Hollywood-Verantwortlichen sicherlich gut gefallen haben. Schließlich ist die Goth-Hackerin die Kultfigur der Reihe schlechthin – und mit „The Crown“-Star Claire Foy wurde dann auch noch eine sehr vielversprechende Schauspielerin für den ikonischen Part verpflichtet ...
... und trotzdem hat Regisseur Fede Alvarez („Evil Dead“, „Don’t Breathe“) offenbar nicht verstanden, was den Reiz des Charakters für Millionen von Fans ausmacht. Noch mehr als der ikonische Look spielen da vor allem die Brüche und Ambivalenzen eine wichtige Rolle – eine waschechte Anti-Heldin eben. Aber in „Verschwörung“ wird aus Lisbeth Salander eine glattgebügelte Figur – und das ist weder cool noch empowernd, sondern einfach nur ziemlich öde.
Austauschbarer Action-Thriller
Dabei hätte gerade „Verschwörung“ eine starke Lisbeth Salander besonders gut gebrauchen können – denn der Rest des Films, in dem sich die Hackerin mit ihrer totgeglaubten Schwester Camilla (Sylvia Hoeks) über ein Computerprogramm zum Knacken der globalen Nuklearcodes zankt, erweist sich nämlich ebenfalls als völlig austauschbarer Hollywood-Action-Thriller von der Stange.
Kein Wunder also, dass das Reboot sich dann auch an den Kinokassen als riesiger Flop entpuppte: In den USA reichte es nur für ein Einspielergebnis von mickrigen 14 Millionen Dollar und in Deutschland langte es gar nur zu Platz 139 des Jahres mit schlappen 104.000 Zuschauer*innen!
"Aquaman 2: Lost Kingdom": Epischer Trailer zum meisterwarteten Kinofilm des JahresDies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.