„Evil Dead“ ist heute längst im Kino-Mainstream angekommen, aber 1981 war der erste Teil des dämonischen Franchise noch ein Wagnis. Und ohne die Starthilfe von Stephen King wäre die Reihe wahrscheinlich nie derart erfolgreich geworden...
Anfang der 80er Jahre konnte mit dem Namen Sam Raimi noch niemand etwas anfangen. Als er sich mit einer Gruppe von Freund*innen und nahezu ohne Geld auf den Weg in den Wald machte, um den ersten „Tanz der Teufel“-Film zu drehen, ahnte wohl noch nicht einmal der spätere Blockbuster-Regisseur (die „Spider-Man“-Trilogie mit Tobey Maguire) selbst, dass er gerade an einem Kult-Hit arbeitete, der den Horrorfilm der 80er Jahre prägen würde wie kaum ein anderer Film.
Doch genau das ist passiert: Raimi und seine Crew reagierten derart erfinderisch auf den Budget-Mangel, dass die Effektivität des Franchise-Auftaktes bis heute verblüfft, und Bruce Campbell zog als vielleicht erste männliche Scream Queen ins Pantheon der Horror-Ikonen ein. Der Dämonen-Slasher mit vereinzelt aufblitzendem Slapstick-Humor ist ein wahres Feuerwerk an Ideen, das nur Raimi selbst toppen konnte: 1986 mit „Tanz der Teufel 2“.
Bis auf einen Kurzfilm, der als Vorlage zu „Tanz der Teufel“ diente („Within The Woods“ von 1978), konnten zu diesem Zeitpunkt aber weder Raimi noch Campbell sonderlich viel vorweisen, und selbst nach Abschluss der Dreharbeiten war unklar, was mit dem Film passieren würde, bei dem es sich streng genommen um eine Amateur-Produktion handelte. Doch Raimi war ein Kämpfer, der einen Filmverleih nach dem anderen abklapperte, um sein Langfilm-Debüt irgendwie veröffentlichen zu können.
Dabei traf er auf den Produzenten und Verleiher Irvin Shapiro, der bereits Meisterregisseure wie Stanley Kubrick oder Martin Scorsese bei ihren ersten Gehversuchen unterstützt hatte – und eines der Gründungsmitglieder der Filmfestspiele von Cannes war, dem wahrscheinlich wichtigsten Filmfestival der Welt. Shapiro erkannte das Potenzial von „Tanz der Teufel“ und willigte ein, den Film außer Konkurrenz in Cannes zu zeigen – für einen kleinen Low-Budget-Horrorfilm ein riesiger Erfolg.
Natürlich geht eine Cannes-Premiere mit der Hoffnung einher, dass sich im Publikum potenzielle Käufer finden. Doch nicht etwa ein großer Verleiher oder Film-Manager brachte die entscheidende Wendung, sondern ein Schriftsteller: Unter den Zuschauer*innen befand sich niemand Geringeres als Stephen King, der dank Büchern wie „Carrie“ oder „Shining“ (und der so gefeierten wie erfolgreichen Verfilmungen) schon vor über 40 Jahren ein Star-Autor und eine einflussreiche Stimme war.
Sam Raimi: "Stephen King hat während des Films geschrien und gebrüllt!"
Im einem Interview mit dem Online-Magazine IGN erinnerte sich Raimi an das schicksalhafte Screening zurück: „Bei einer dieser Marketingvorführungen auf dem Filmfestival in Cannes, bei denen sich verschiedene Verleiher die Filme ansahen, um zu entscheiden, was sie in diesem Jahr kaufen werden, saß Stephen King im Publikum, und hinterher hörten wir: ,Er hat während des Films wirklich geschrien und gebrüllt!'“
Raimi war ein riesiger Stephen-King-Fan, und so nutzte er seine Chance – und bat den späteren „Es“-Autor um ein Zitat, das er für die Vermarktung des Films nutzen könnte. Doch King machte ihm ein anderes Angebot. „Er sagte: ,Das werde ich nicht tun, aber ich werde eine Rezension schreiben. Wenn du etwas aus der Rezension als Zitat verwenden willst, dann kannst du das tun'“, fuhr Raimi fort. Tatsächlich lobte King den Film im Twilight Zone Magazine in den höchsten Tönen. „Das war sehr großzügig von ihm“, so Raimi, „und wir konnten das positive Zitat, das er uns gab, verwenden. Ohne dieses Zitat wäre der Film vielleicht verloren gewesen, aber mit Stephen Kings Unterstützung waren wir dazu in der Lage, unsere ersten Verkäufe zu machen.“
So rettete Stephen King das "Evil Dead"-Franchise ein zweites Mal
„Tanz der Teufel“ wurde nicht auf Anhieb zum Blockbuster, aber er zog genug Zuschauer*innen ins Kino und gewann mit seiner Video-Veröffentlichung nochmal einige Fans hinzu. Raimi und Campbell drehten 1985 zunächst die missglückte Horror-Komödie „Die Killer-Akademie“, bevor sie sich an den Nachfolger zu ihrem Splatter-Meisterwerk von 1981 machten, der vor allem in Sachen cartoonhafter Verrücktheit noch einige Schippen drauflegte.
Obwohl „Tanz der Teufel“ ein moderater Erfolg war, standen Raimi und Campbell aber schließlich wieder vor dem gleichen Problem: Wer würde das Horror-Sequel kaufen? Einmal mehr eilte ihnen Stephen King zu Hilfe. In einem Interview mit Consequence bestätigte Bruce Campbell: „Er ist für zwei der ,Evil Dead'-Filme verantwortlich, nicht nur für einen.'“
Parallel zu den Dreharbeiten von „Tanz der Teufel 2“ versuchte sich auch Stephen King zum ersten und bisher einzigen Mal als Filmregisseur (mit dem Mega-Flop „Rhea M – Es begann ohne Warnung“, basierend auf seiner eigenen Kurzgeschichte). Ein Crew-Mitglied von „Tanz der Teufel 2“ musste entlassen werden und wechselte nach North Carolina, um an Kings Regiedebüt mitzuwirken, das von Hollywood-Schwergewicht Dino De Laurentiis produziert wurde. Dort hatte die Mitarbeiterin ein Gespräch mit King. „Ich komme gerade von der Arbeit mit diesen Typen, die versuchen, Geld für ,Tanz der Teufel 2' zu bekommen“, soll sie laut Campbell zu King gesagt haben. Der antwortete ungläubig: „Sie können kein Geld für ,Tanz der Teufel 2' auftreiben?“
King kontaktierte kurzentschlossen De Laurentiis und sagte ihm, dass er „Tanz der Teufel 2“ produzieren solle. „Wir trafen uns mit Dino und ich glaube, wir hatten innerhalb einer halben Stunde einen Deal“, erinnert sich Campbell – und so hat King das „Evil Dead“-Franchise sogar noch ein zweites Mal gerettet.
Die Fortsetzung erwies sich als größerer Erfolg und ermöglichte Raimi und Campbell, mit „Armee der Finsternis“ auch noch einen dritten Teil zu drehen (der sich aber deutlich von seinen beiden Vorgängern unterschied). 2013 lief ein von Raimi produziertes Reboot im Kino an, und nachdem sich „Evil Dead Rise“ dieses Jahr als äußerst erfolgreich erwiesen hat, ist ziemlich sicher davon auszugehen, dass mit der Reihe noch längst nicht Schluss ist.
Weil er nicht mit dem Regisseur zusammenarbeiten wollte: Tom Cruise lehnte Hauptrolle in einem der besten Stephen-King-Filme ab!*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.