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    "Es hat mir das Herz gebrochen": "Sound Of Freedom"-Regisseur erschüttert von Kritik am Überraschungs-Hit des Jahres 2023
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Der große Erfolg von „Sound Of Freedom“ an den US-Kinokassen ist die Überraschung des Jahres 2023. Doch sie ist verbunden mit viel Negativpresse. Nun sprach der Regisseur darüber und geht dabei auf Distanz zu seinem Star, QAnon und Donald Trump...

    Angel Studios

    Herausgebracht vom kleinen Label Angel Studios spielte „Sound Of Freedom“ bislang fast 173 Millionen Dollar ein. Und auch wenn ein Teil der Summe erzielt wurde, weil der Verleih mit einem besonderen Programm Menschen dazu brachte, mehr Kinokarten zu kaufen, als sie eigentlich benötigten und nutzten, ist der Erfolg mehr als sensationell. Der auf angeblichen wahren Begebenheiten basierende Thriller um den Kampf gegen den Handel von Kindern als Sex-Sklav*innen ist damit bislang der zehnterfolgreichste Film des Jahres an den US-Kinokassen, spielte u. a. mehr ein als „Fast & Furious 10“, „Mission: Impossible 7“ oder „Indiana Jones 5“.

    Doch es gibt sehr viel Kritik an dem Film. Dabei steht nicht nur die Frage im Mittelpunkt, was wahr ist und wie viel vielleicht erfunden und/oder übertrieben wurde. Vor allem wird in den kritischen Auseinandersetzungen immer wieder die Nähe von Hauptdarsteller Jim Caviezel sowie dem von ihm porträtierten Tim Ballard und ihren Aussagen zu QAnon-Verschwörungstheorien thematisiert. Kein Wort kam dabei bislang von Regisseur Alejandro Monteverde, der nun aber sein Schweigen brach und mit unter anderem dem Branchenmagazin Variety und der Los Angeles Times ausführlich über seine Gefühle gesprochen hat.

    Mein Film ist kein Qanon-Film ...

    Dabei verriet der mexikanischstämmige Regisseur, dass ihn gerade der Stempel als „QAnon-Film“ sehr getroffen habe: „Ich war wirklich krank. Ich dachte: Das ist alles falsch, das ist alles nicht wahr. Es hat mir das Herz gebrochen, als ich all die Polemik und die Kontroversen gesehen habe. Mein Instinkt war zu rennen, ich wollte mich verstecken, keine Interviews mehr geben.“

    Monteverde verweist zudem darauf, dass die Entwicklung für „Sound Of Freedom“ schon lange begann, bevor QAnon ein Thema war. Ursprünglich wollte er eine komplett fiktive Arbeit über Kinderhandel machen. Erst als sein Produzent Eduardo Verástegui mit der Idee an ihn herantrat, die wahre Geschichte von Tim Ballard zu adaptieren, entschied sich der Regisseur, seine bisherige Vorarbeit in das neue Projekt zu überführen.

    Sein Film sei deswegen weder ein QAnon-Film und auch trotz des bislang auf religiöse Erbauungsfilme spezialisierten Verleihs ein besonders „gläubiger“ Titel. Er habe „Sound Of Freedom“ für „gläubige Menschen, ungläubige und alle dazwischen“ gemacht. Allerdings ist sich Monteverde auch bewusst, wie sein Film vermarktet wird und wie problematisch viele Aussagen seines Hauptdarstellers und seiner Hauptfigur sind.

    … auch wenn einige Beteiligte QAnon-Verschwörungen verbreiten

    Er könne nicht kontrollieren, was Menschen in ihrer freien Zeit machen. „Es gibt aber Menschen, die zu nah an dem Film sind, die in der Politik sind“, erklärt er über Caviezel und Ballard, die mehr oder weniger offen im Rahmen der Promo-Tour zu „Sound Of Freedom“ QAnon-Verschwörungen verbreiteten und damit die Negativpresse auslösten.

    Ob er bereue, Caviezel besetzt zu haben, wird Monteverde gefragt und weicht gegenüber Variety ein wenig aus: „Ich versuche nie, mit Reue zurückzublicken, denn es gibt ja nichts mehr, was ich nun ändern kann.“ Aber er habe den Schauspieler angeheuert, von dem er damals dachte, dass er der beste für den Film sei. Und in dieser Funktion habe Caviezel geliefert: „Ich habe nie jemanden gesehen, der so engagiert und so professionell am Set war.“ Er erzählt so dem Branchenmagazin auch eine Geschichte, als sein Hauptdarsteller krank war, sich übergeben musste und trotzdem weitergedreht hat.

    "Es hat meiner Arbeit geschadet!"

    Es wird trotzdem deutlich, dass Alejandro Monteverde auf Distanz zu seinem Hauptdarsteller und zu Ballard geht - und dies nach eigener Aussage vielleicht schon früher auch mit Worten und nicht nur mit Taten hätte tun sollen. Als er mitbekommen habe, dass Caviezel plötzlich Interviews mit Leuten aus dem rechten Spektrum wie Steve Bannon macht und der Film dabei offen an Qanon-Anhänger*innen beworben wurde, sei sein erster Instinkt gewesen, sich zu distanzieren.

    Doch wie er der Los Angeles Times erklärt, transportieren solche Interviews zwar andere Inhalte, als er denke und er wolle davon kein Teil sein, aber er wolle Menschen auch nicht dafür verurteilen. Daher sei er damals auf Distanz gegangen. Doch nun erkenne er, dass die gesamte Geschichte nur ans Licht komme, wenn er auch rede.

    Sound Of Freedom
    Sound Of Freedom
    Starttermin 8. November 2023 | 2 Std. 11 Min.
    Von Alejandro Monteverde
    Mit Jim Caviezel, Bill Camp, Cristal Aparicio
    User-Wertung
    4,0
    Filmstarts
    3,0
    Im Stream

    Auch über die öffentlichen Äußerungen von Caviezel und Ballard sprach er mit Variety noch einmal. Was sie nach dem Film tun, sei ihre Sache und jeder habe das Recht, sich zu äußern, um dann aber anzuschließen: „Bei diesem speziellen Film, ja, es hat meiner Arbeit geschadet.“ Im Gespräch mit der Los Angeles Times bestätigt er auch noch einmal, dass Caviezels persönliche Ansichten die Botschaft des Films „beeinträchtigt haben“ – und zwar auf eine Weise, die nicht übereinstimmen würde mit dem, wofür er als Person, Filmemacher und Geschichtenerzähler stehe.

    Auf Distanz geht Alejandro Monteverde auch zur politischen Vereinnahmung des Films. „Sound Of Freedom“ wurde vorab unter anderem Donald Trump gezeigt und sein Lob zur Werbung genutzt. Während Caviezel und Ballard bei der Vorführung für den Ex-Präsidenten persönlich anwesend waren, blieb Monteverde bewusst fern.

    Dass mit der Bezeichnung „ein christlicher Thriller“ Werbung gemacht wurde, empört ihn laut Variety sogar. Schließlich gebe es im ganzen Film nur ein paar Szenen, in welche Religion überhaupt erwähnt wird.

    Trotzdem hat er bereits Ideen für "Sound Of Freedom 2"

    Auch wenn Monteverde von den vielen negativen Erfahrungen erschüttert wurde, überwiegen wohl die positiven, allen voran die Freude über den Erfolg des Films. So ist er nicht nur bereit für „Sound Of Freedom 2“, sondern hat bereits Ideen für eine Fortsetzung. Es gebe bereits Gespräche, in einem Sequel den Fokus auf Haiti zu legen.

    Der karibische Inselstaat galt lange Zeit als besonders großes Problemschauplatz für Kinderhandel (hier vor allem in Richtung Nachbarland Dominikanische Republik). Tim Ballard hat mehrfach erzählt, dass er in Haiti vor rund zehn Jahren besonders erschütternde Einsätze hatte und angeblich Undercover als weißer Sex-Tourist ein Fake-Waisenhaus auffliegen ließ.

    Während also in den USA bereits über ein Sequel nachgedacht wird, ist noch völlig unbekannt, ob, wie und wann „Sound Of Freedom“ nach Deutschland kommt. Nach und nach startet eine internationale Auswertung (als erstes sind Bahrain und Kuwait dran). Alejandro Monteverde tritt so nun das erste Mal öffentlich nicht nur auf, weil er die Berichterstattung rund um seinen Film in eine andere Richtung lenken will, sondern auch weil er die in dieser Woche startende Auswertung teilweise begleiten wird. Womöglich ist dafür auch deutlich besser geeignet als Jim Caviezel und Tim Ballard, wenn man verhindern will, dass der Film immer wieder in Zusammenhang mit QAnon gesetzt wird.

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