Mein Konto
    "Fight Club"-Regisseur tritt DC-Hit in die Tonne: "Ein Betrug an psychisch Kranken"
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    David Fincher ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. In einem Interview teilte er bemerkenswert offen gegen „Joker“ im Speziellen sowie das Hollywood-System als Ganzes aus...

    Anlässlich seines bis dato letzten Films „Mank“ gab David Fincher der britischen Zeitung The Telegraph ein bemerkenswert offenes Interview. Hier lenkte er selbst das Gespräch plötzlich auf „Joker“ – und äußerte heftige Kritik an dem viel diskutierten DC-Film mit Joaquin Phoenix. Eigentlich kritisiert Fincher in dem Interview die Hollywood-Studios, die er einmal sogar die „fünf Familien“ nennt (ein Verweis auf „Der Pate“, womit er die Studios mit Mafia-Familien gleichsetzt).

    Hollywood gehe keine Risiken mehr ein – und selbst „Joker“ sei keines: „Niemand hätte vorher gedacht, dass sie mit ‚Joker‘ die Chance auf einen gigantischen Hit haben würden, wäre nicht ‚The Dark Knight' der massive Hit gewesen, der er war.“ 1999, also neun Jahre vor dem Batman-Hit, hätte niemand einen Film wie „Joker“ gemacht.

    „Joker“ wurde laut Fincher also nur gemacht, weil „The Dark Knight“ so erfolgreich war – und dass der Regisseur keinen anderen Grund sieht, macht sein folgender Seitenhieb deutlich.

    Scorsese-Mash-Up "Joker"

    Finchers Worte: „Ich glaube nicht, dass sich sonst jemand das Material angeschaut und dann gedacht hätte: ‚Ja, lasst uns Travis Bickle und Rupert Pupkin nehmen, sie verschmelzen, diese Figur dann in einen Betrug an den psychisch Kranken einschließen und das Ergebnis raushauen, um eine Milliarde Dollar zu verdienen.'“

    Mit der Nennung der Namen Travis Bickle und Rupert Pupkin spielt Fincher darauf an, dass „Joker“ für ihn ein Mash-Up der beiden Martin-Scorsese-Klassiker „Taxi Driver“ und „The King Of Comedy“ ist – ein Vorwurf, den auch viele Kritiker machten.

    Mit seiner wenig hinter dem Berg haltenden Wortwahl („trap him in a betrayal of the mentally ill“) zeigt er zudem wenig Wertschätzung für das Ergebnis. Er bezeichnet den Film ja sogar als „Betrug an den psychisch Kranken“.

    "Fight Club" vs. "Joker"

    Die Aussage von David Fincher stieß auch deshalb auf besonders viel Resonanz, weil neben Martin Scorsese auch sein Name immer wieder im Zusammenhang mit „Joker“ genannt wurde – vor allem sein Werk „Fight Club“.

    Viele „Joker“-Fans bezeichneten das DC-Drama als „legitimen Nachfolger“ des Kultfilms mit Brad Pitt, oft wurde beide Filme auch als sogenannte „companion pieces“ (zusammengehörige Filme) bezeichnet. Es gibt sogar die Fan-Theorie, dass „Fight Club“ quasi das Prequel zu „Joker“ sei.

    Verglichen werden beide Filme oft auch deswegen, weil sie nicht nur psychisch kranke Hauptfiguren haben, sondern auch als prägende Werke über die sogenannte Incel-Kultur bezeichnet werden. Als Incels werden Männer bezeichnet, die dem Feminismus die Schuld geben, dass sie selbst keinen Sex haben, und vor allem im Internet mit frauenfeindlichen Sprüchen auffallen.

    Fincher scheint also auf der Seite vieler Kritiker*innen zu stehen, die rund um die Veröffentlichung von „Joker“ Meinungstexte veröffentlichten, in denen sie argumentierten, warum der DC-Film nur ein „Möchtegern-Fight-Club“ sei oder warum „Fight Club“ alles richtig mache, was „Joker falsch mache“ – und vor allem warum „Fight Club“ und „Joker“ als perfekter Anti-Incel-Film und als Pro-Incel-Film gar nicht miteinander verglichen werden sollten.

    Dass Fincher sich des Vergleichs bewusst ist, wird allein schon dadurch deutlich, dass er – wie oben zitiert – im Interview das Jahr „1999“ wählt. Es ist das Jahr, in dem „Fight Club“ erschien. Ungewöhnlich ist, wie deutlich sich Fincher geäußert hat, denn meist ist man in Hollywood sehr diplomatisch, wenn es um Aussagen zu Kolleginnen und Kollegen geht...

    Für dieses versteckte Detail in "Fight Club" müsst ihr ganz genau hinsehen – dabei ist es in fast jeder Szene!

    *Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision. Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top