Viele von euch haben „Oppenheimer“ sicher schon gesehen, aber wollen ihn vielleicht noch ein weiteres Mal und in einer „noch besseren“ Fassung schauen. Oder ihr habt es bislang noch nicht ins Kino geschafft und wollt gleich in die bestmögliche Vorführung gehen? Dann versuchen wir mit diesem Artikel ein wenig Abhilfe zu schaffen.
Christopher Nolan hat „Oppenheimer“ nämlich für eine Projektion im gewaltigen, superhochauflösenden IMAX-70mm-Format gedreht. Das dabei entstandene große Bildformat können die meisten Kinos nicht wiedergeben. Das heißt: Bei den meisten „Oppenheimer“-Vorführungen fehlt ein Teil des von Nolan geplanten Bildes.
Doch trotzdem vorweg: Wenn ihr nur wenig Auswahl habt, könnt ihr „Oppenheimer“ natürlich im Kino eures Vertrauens schauen. Christopher Nolan erklärte, dass man sehr darauf geachtet habe, dass auch die Vorführungen mit weniger Bildinformationen gut sind, dass auch sein visueller Stil darauf abgestimmt ist. Es geht also nur darum, „Oppenheimer“ in einer „noch besseren“ Version zu sehen, falls ihr über diese Möglichkeit verfügt.
Gehe ich zum Beispiel in Berlin lieber in eine der 70mm-Vorführungen im Zoo Palast oder im Delphi Filmpalast oder schaue ich den Film auf großer IMAX-Leinwand im UCI Luxe? Neben persönlichen Befindlichkeiten, die dabei eine Rolle spielen, ist auch klar, was Christopher Nolan empfiehlt. Wir haben ein Ranking erstellt – wobei wir an einer Stelle von Christopher Nolans Empfehlung abweichen.
1. IMAX / 70mm – Die Perfektion (aber nur in 30 Kinos auf der Welt)
Ganz vorne stehen natürlich IMAX-Vorführungen auf 70mm-Film mit einem 1.43:1-Seitenverhältnis. Für jeden Meter Höhe ist das Bild also 1,43 Meter breit. Ein riesiger Unterschied zum regulären 2.39:1-Seitenverhältnis, welches ihr sonst im Kino erlebt. Ihr bekommt viel mehr Bild am oberen und unteren Rand – ihr seht eigentlich nur noch Bild und keine Leinwand mehr. Christopher Nolan erklärte so, dass hier „die Leinwand verschwindet. Man kriegt ein Gefühl von 3D ohne die 3D-Brillen. Da ist diese große Leinwand und sie füllt das Sichtfeld des Publikums komplett aus. So lässt man sie komplett in die Welt des Films versinken.“
Ich kann ihm da voll zustimmen. Ich bin kürzlich nach Prag gereist, um „Oppenheimer“ in dieser bestmöglichen Fassung zu sehen und es war ein Erlebnis (von dem ich an anderer Stelle noch einmal ausführlich berichten werde). Ich wurde noch nie so in einen Film gesogen und von der reinen Bildpracht (und auch dem Ton) überwältigt. Hier mal ein Eindruck davon, wie die Größenverhältnisse sind:
Doch dass ich nach Prag reisen musste, demonstriert das Problem: Nur 30 Kinos auf der Welt zeigen „Oppenheimer“ in dieser Version – keines davon in Deutschland. Eine komplette Liste gibt es auf der IMAX-Webseite und ihr seht: Steht kein USA- oder Australien-Urlaub an, müsst ihr wie ich nach Prag oder alternativ nach London reisen.
2. 70mm-Film – Die beste Möglichkeit in Deutschland
Für Christopher Nolan sind die über hundert Vorführungen in 70mm-Film die zweitbeste Alternative. Mit einem Seitenverhältnis von 2.20:1 ist das Bild noch etwas größer als in den „regulären“ Vorführungen. Der Presseagentur AFP erklärte der Filmemacher: „Beide Formate sind irgendwie unterschiedlich und ich liebe beide.“
Diese Variante ist so die für Nolan und auch meiner Meinung nach beste Möglichkeit, „Oppenheimer“ in Deutschland zu sehen. Ich habe „Oppenheimer“ so auch bei meiner ersten Vorführung geschaut. Dies ist zum Beispiel in Berlin im Delphi Filmpalast und im Zoo Palast, in der Schauburg in Karlsruhe oder im Savoy in Hamburg möglich.
3. IMAX GT – bei Nolan wohl aber nur auf Platz 4
Die nächstbeste Möglichkeit, „Oppenheimer“ zu sehen, ist ein kleiner Streitpunkt. Wir kennen Christopher Nolans präferierte Reihenfolge in diesem Punkt zwar nicht explizit, gehen aber davon aus, dass wir an dieser Stelle von seinem Ranking abweichen müssen. Denn er gilt als klarer Verfechter analoger Vorführung.
Gleichzeitig spricht aber unserer Meinung nach mehr dafür, „Oppenheimer“ im Format IMAX GT zu genießen, wenn keine 70mm-Vorführung möglich ist. Hier bekommt ihr zwar ein digitales Bild – aber im richtigen Kino mit dem 1.43:1-Seitenverhältnis, welches euch wirklich alles zeigt, was Nolan zeigen wollte.
Doch Vorsicht: IMAX ist nicht gleich IMAX. Ihr müsst darauf achten, dass es wirklich das besonders große (= besonders hohe) IMAX-Bild bekommt. In Deutschland kann das unter anderem der Filmpalast in Kassel. Zu erkennen ist es, dass die Leinwand fast so hoch wie breit ist, fast schon (wenn auch nicht ganz) quadratisch anmutet.
4. 35mm-Film – klassisch und daher bei Nolan auf dem 3. Platz
Da Nolan ein Verfechter von Vorführungen mit analogen Filmkopien ist, gehen wir davon aus, dass er 35mm-Präsentationen von „Oppenheimer“ noch gegenüber IMAX GT bevorzugt – auch wenn ihr hier mit dem gewöhnlichen 2.39:1-Seitenverhältnis weniger vom Film seht.
Dass auf der offiziellen Webseite zu „Oppenheimer“ im Rahmen der Vorstellung aller Formate 35mm-Film vor den IMAX-Versionen gelistet wird, spricht unserer Meinung nach auch dafür, dass dies Nolans präferierte Wahl Nr. 3 ist.
Einschub: Die unterschiedlichen Seitenverhältnisse
Nachdem wir so viel über Seitenverhältnis geredet haben, ist es auch mal Zeit, dies zu visualisieren. Der Kino-Experte Anton Volkov hat dafür eine Grafik erstellt, die einen Eindruck davon vermittelt, wie groß all die genannten Format wirklich sind und wie viel Bild sie zeigen.
5. IMAX 4K Laser und Xenon 2K – größer als normal
Nun weiter im „Ranking“. Auf dem 5. Platz kommen die übrigen IMAX-Vorführungen. Diese zeigen „Oppenheimer“ in einem Seitenverhältnis von 1.90:1. Gegenüber IMAX GT und IMAX 70mm fehlt also hier am oberen und unteren Rand ein gutes Stück Bild. Das Format ist zwar größer als die reguläre Kinopräsentation, erinnert von der Form aber tendenziell an ein „normales“ Breitbild.
Es gibt zwei verschiedene digitale Verfahren: Laser und Xenon. Seit 2022 setzt IMAX nur noch auf die (bessere) Laserprojektion, aber es sind auch noch Xenon-Projektoren aus der Zeit davor im Einsatz.
6. Weitere digitale Vorführungen – der Regelfall
Die übrigen „regulären“ Vorführungen im klassischen 2.39:1-Kino-Seitenverhältnis wollen wir hier zusammenfassen – wobei natürlich gilt: Hat euer Kino besonders gute 4K-Laser-Projektoren von Dolby oder eine 4K-Digital-Projektion gibt es da auch noch einmal Abstufungen.
Wichtig ist, dass Christopher Nolan die digitalen Vorführungen nicht als „schlechter“ oder „mindere Qualität“ verstanden wissen will. Im Gegenteil: Er habe mit seinem Team sechs Monate daran gearbeitet, die originalen Filmaufnahmen zu digitalisieren und sicherzustellen, dass es für jedes einzelne Format die bestmögliche Kinoerfahrung geben wird.
Wenn ihr aber bisher „Oppenheimer“ in eurem Digital-Kino geschaut habt und von Christopher Nolans Drama begeistert seid, dann überlegt doch für einen zweiten Kinobesuch, ob ihr eine der „noch besseren“ Varianten auswählt – es muss ja nicht gleich eine Reise nach Prag sein...
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