„Cortex“ gehört zu jenen Filmen, die man mühelos übersehen kann. Das Regiedebüt von Moritz Bleibtreu („Die dunkle Seite des Mondes“) hatte es nämlich von Beginn an ganz und gar nicht einfach. Der Kinostart des düsteren Thrillers (22. Oktober 2020) wurde schlicht und ergreifend von der Corona-Pandemie verschluckt und erreichte damit zu einer Zeit die großen Leinwände, in der die Lichtspielhäuser entweder geschlossen hatten oder das Interesse von vielen Menschen, sich ins Kino zu begeben, aufgrund individueller Vorsichtsmaßnahmen nicht existent gewesen ist.
Hinzu kommt der Umstand, dass „Cortex“ nie auf Blu-ray oder DVD erschienen ist. Nachdem der Mindfuck-Thriller erst auf Amazon Prime Video erscheinen ist, kann man sich dem Film nun auch im Abo von Netflix anschauen. Das ist die nächste Chance für euch, herauszufinden, ob Moritz Bleibtreu nicht nur ein guter Schauspieler ist, sondern auch als Regisseur etwas auf dem Kasten hat.
Darum geht’s in "Cortex"
Sicherheitsmann Hagen (Moritz Bleibtreu) wird von dem einen auf den anderen Tag von verstörenden Alpträumen geplagt. Diese sind so ausgeprägt, dass er irgendwann nicht mehr in der Lage ist, zwischen Traum und Realität zu unterscheiden. Die heftigen Träume wirken sich daraufhin auch auf das alltägliche Leben von Hagen aus, sodass seine ohnehin bereits bröckelnde Beziehung zu seiner Frau Karoline (Nadja Uhl) zusätzlich darunter leidet.
Karoline wagt daraufhin einen Seitensprung mit dem Kleinkriminellen Niko (Jannis Niewöhner), was eine weitere Verkettung beängstigender Geschehnisse in Bewegung setzt. Das Leben der beiden vollkommen unterschiedlichen Männer wird gnadenlos auf den Kopf gestellt. Wie es scheint, geraten Hagen und Niko gemeinsam in eine nicht enden wollende Spirale aus Schein und Sein...
Außen hui, innen... naja
In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es für „Cortex“ nur durchschnittliche 2,5 von 5 Sternen. In seinem Fazit schreibt unser Chefkritiker Christoph Petersen: „Ein formal beeindruckender, atmosphärisch reizvoller, aber erzählerisch unausgegorener Traum-Thriller.“
Die offizielle FILMSTARTS-Kritik zu „Cortex“
Dementsprechend solltet ihr euch hier nicht auf ein Meisterwerk einstellen. Dennoch sei euch „Cortex“ empfohlen, denn was Moritz Bleibtreu hier handwerklich auf die Beine gestellt hat, ist schon aller Ehren wert. In der Kritik heißt es diesbezüglich: „Visuell hat ‚Cortex‘ richtig was drauf. Mit der dunklen, ausgewaschenen Farbpalette fühlen sich die Bilder immerzu an, als würde man sie wie der müdigkeitstrunkene Hagen ebenfalls nur gedämpft wahrnehmen. Hinzu kommen immer wieder ambitionierte Einstellungen, die im Gedächtnis hängenbleiben. […] In inszenatorischer Hinsicht muss sich ‚Cortex‘ also keinesfalls vor seinen Vorbildern verstecken.“
Wer ein Faible für tarantinoeske MacGuffins, Verweise auf das Schaffen von David Lynch („Lost Highway“) oder die ein oder andere Referenz an Christopher Nolan („Inception“) mitbringt, wird viel Freude an der Zitierlust von Moritz Bleibtreu finden. Da stört es in letzter Konsequenz dann vielleicht auch nur noch bedingt, dass die Story durchwachsen und die Charaktere eindimensional bleiben. Wer mal wieder Lust auf ein abgefucktes Traum-Rätsel hat, darf bei „Cortex“ gerne einen Blick riskieren. Die Erwartungen sollten allerdings in einem überschaubaren Rahmen bleiben.
Ex-Porno-Altersfreigabe für gefeiertes Drama: Regisseur beklagt "kulturelle Zensur"Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
