„Der weiße Hai“, „Jäger des verlorenen Schatzes“, „Jurassic Park“: Das ist nur ein Bruchteil der Klassiker, die Steven Spielberg inszeniert hat. Als Inbegriff des eskapistischen Hollywood-Kinos konnte Spielberg zu einem der größten Filmemacher der Traumfabrik aufsteigen. Der Meisterregisseur hat allerdings auch eine andere, eine düstere Seite, die er in „Krieg der Welten“ mit brachialer Gewalt auslebt.
Der Sci-Fi-Blockbuster aus dem Jahr 2005, der nach „Minority Report“ die zweite und bisher letzte Zusammenarbeit zwischen Steven Spielberg und Tom Cruise darstellt, läuft heute, am 7. Juli um 22.30 Uhr auf Sat. 1. Alternativ könnt ihr euch den Film auch auf Blu-ray, DVD und 4K bei Amazon besorgen.
Darum geht es in "Krieg der Welten"
Wie sich herausstellt, wurde die Erde schon lange von einer hochentwickelten, außerirdischen Rassen beobachtet, deren Plan es ist, die Menschheit vollständig auszurotten und den blauen Planeten zu erobern. Die Menschen sind sich darüber nicht im Klaren. Auch nicht die Familie Ferrier, die schon genug mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen hat.
Ray Ferrier (Tom Cruise) arbeitet als Kranführer im Containerhafen von New Jersey und versucht sich irgendwie über Wasser zu halten. Der Kontakt zu seinen beiden Kindern (Justin Chatwin und Dakota Fanning) wird immer schwieriger, weil er sie seit der Trennung von seiner Frau (Miranda Otto) nur noch am Wochenende sieht. Als Ray mal wieder seine Kinder bei sich hat, schlägt eine Serie von Blitzen immer wieder an derselben Stelle ein, bis plötzlich dreibeinige Maschinen dem Erdboden entsteigen. Der Kampf ums Überleben beginnt…
"Krieg der Welten" jagt euch einen Schauer über den Rücken
Ausgehend von dem weltweiten Bestseller „Der Krieg der Welten“ des Science-Fiction-Autors H.G. Wells, erschafft Steven Spielberg mit seiner Leinwandadaption einen zeitlosen Angstmacher – und greift damit auch den Kern der literarischen Vorlage auf: die Angst vor dem Unvorstellbaren. Gerade die erste halbe Stunde, in der die Ruhe vor dem Sturm in ein noch nie zuvor dagewesenes Endzeit-Szenario umschlägt, ist eine inszenatorische Meisterleistung.
Zuerst nämlich nimmt sich Spielberg die Zeit, um die dysfunktionalen Familienverhältnisse der Ferriers zu verdeutlichen, bis sich die Wolken unheilvoll am Himmel zusammenbrauen, Blitze in die Stadtmitte gefeuert werden und schließlich riesige Maschinen alles und jeden plattwalzen. Das grausame Chaos, welches in diesen Minuten entfesselt wird, ist schlechtweg verstörend – und hier erleben wir Spielberg, wie wir ihn noch nie zuvor erlebt haben.
Tom Cruise möchte noch 20 Jahre "Mission: Impossible"-Filme drehen – und nimmt sich Harrison Ford als VorbildSterbende, um ihr Leben schreiende Menschen, in denen aufgrund ihres plötzlich aufwallenden Überlebensinstinkts das Schlimmste zum Vorschein kommt: Bei „Krieg der Welten“ scheint es so, als würde Steven Spielberg von einer unerbittlichen Verängstigung getrieben sein, um den Sci-Fi-Blockbuster als astreinen Terror-Film zu erzählen. Hinter den großen Effekten, der bildgewaltigen Materialschlacht, steckt eine effektive Analyse kollektiver Angstzustände.
Steven Spielberg blickt in die amerikanische Seele
Die beklemmenden Aufnahmen von Steven Spielbergs Haus- und Hofkameramann Janusz Kaminski bleiben dem Zuschauer noch lange im Gedächtnis: Die zu Staub zerfallenen Menschen, die Leichen, die einen Fluss hinabtreiben, der in Flammen stehende Güterzug. Diese Eindrücke des Grauens stehen hier nicht (allein) in einem eskapistischen Kontext, sondern werden in „Krieg der Welten“ auf eine höhere Ebene übertragen.
Hinter dem bedrückenden Spektakelcharakter steckt nämlich auch eine Auseinandersetzung mit der damaligen Post-9/11-Gesellschaft, die mit einem Schrecken konfrontiert wurde, den sie sich niemals hätte ausmalen können. Auch in „Krieg der Welten“ wird die Menschheit vom puren Horror überrollt und der Film fühlt sich über seine gut zweistündige Laufzeit oftmals an wie eine außer Kontrolle geratene Panikattacke, die eine erinnerungswürdige Sequenz an die nächste reiht.
Obgleich Spielberg gegen Ende dann doch wieder etwas zu sehr Spielberg wird, bleibt nach dem Abspann von „Krieg der Welten“ der Kloß im Hals, der sich vor Anspannung angesammelt hat. Neben „München“, der ebenfalls zu den besten Filmen von Steven Spielberg gehört und den Meister untypisch brutal zeigt, ist „Krieg der Welten“ sicherlich ein Ausnahmewerk – sowohl in seinem Schaffen, als auch in der Blockbusterlandschaft. Ein grandioser Film.
Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.