Ein fieser, unter die Haut gehender Thriller bahnt sich weiter seinen Weg: „Holy Spider“ feierte seine Weltpremiere im Mai 2022 – und zwar im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes. Dort wurde die aufwühlende Serienkiller-Geschichte mit Begeisterung aufgenommen. Im Januar 2023 gelang der international gefeierte, mit deutschen Geldern mitfinanzierte Film endlich ins hiesige Kino.
Das zahlende Publikum schenkte ihm leider wenig Beachtung, dafür wurde der Thriller mehrfach für den Deutschen Filmpreis nominiert – darunter für die Regiearbeit von Ali Abbasi, der auch zwei Episoden „The Last Of Us“ inszenierte. Jetzt bekommt der True-Crime-Thriller im Heimkino die Chance, sich sein Publikum zu erkämpfen: „Holy Spider“ ist ab dem 30. Juni 2023 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Der mit dem Deutschen Filmpreis in Bronze in der Kategorie „Bester Spielfilm“ prämierte Thriller ist außerdem als VoD verfügbar, unter anderem bei Prime Video*.
"Holy Spider": Erst atmosphärisch, dann geht's an die Nieren
Iran im Jahr 2001: Journalistin Arezu Rahimi (Zar Amir Ebrahimi) behandelt ein brennendes Thema, das die Polizei nicht ernst genug nimmt – eine Reihe an Frauenmorden. Alle Indizien deuten darauf hin, dass hinter den zahlreichen Morden ein einzelner Mann steckt: Kriegsveteran und Kleinunternehmer Saeed (Mehdi Bajestani). Trotzdem erweist es sich für die Journalistin als riesige Herausforderung, den sogenannten „Spinnenmörder“ festzunageln – nicht zuletzt aufgrund der vorherrschenden gesellschaftlichen Stimmung...
Neben dem internationalen Lob erhielt „Holy Spider“ zudem eine positive FILMSTARTS-Kritik. Die hält auch einen Aspekt fest, den Uneingeweihte vielleicht vorab wissen sollten: Abbasi, der mit Afshin Kamran Bahrami das Drehbuch verfasste, wähnt sein Publikum zunächst in relativer Sicherheit. Denn der True-Crime-Stoff wird zunächst wie ein klassischer Serienkiller-Thriller aufgezäumt – wenngleich einer, der „schauspielerisch, atmosphärisch und inszenatorisch wirklich hervorragend umgesetzt“ ist.
Er wurde einst für eine FSK 18 (!) gekürzt: Einer der besten Filme aller Zeiten kehrt ins Heimkino zurück – erstmals in 4KDoch nicht nur, dass anfangs eingestreuter, pechschwarzer Humor allmählich für intimere, brutalere Szenen Platz macht, die an die Nieren gehen: Im finalen Drittel weicht „Holy Spider“, bedingt durch die realen Ereignisse, die er behandelt, vom Genrealltag ab. Und im Zuge dessen nimmt der Thriller bitter-böse, schwer erträgliche Züge an.
Diese Passagen spalten das Publikum durchaus – in der FILMSTARTS-Kritik etwa schreibt Christoph Petersen, dass „Ali Abbasi allerdings derart plakativ zur Sache“ gehe, „dass seine Inszenierung die Schlag-in-die-Magengrube-Wirkung des Stoffes eher abmildert als verstärkt.“ Für andere Kolleg*innen ist es gerade das Schlussdrittel, das aus einem atmosphärischen Thriller mit denkwürdigem Setting einen beklemmend-unvergesslichen Blick in den Abgrund macht.
Aber ganz gleich, wie ihr zum Ende (und dessen Umsetzung) steht: Bereits Zar Amir Ebrahimis fesselnde Darbietung und die wuchtige Bildsprache machen diese niederschmetternde, wahre Geschichte zu einem der denkwürdigsten True-Crime-Projekte des Jahres. Einen weiteren eindrucksvollen Genrevertreter haben wir euch bereits in einem separaten Artikel empfohlen:
Ab sofort im Heimkino nachholen: Diesen außergewöhnlichen True-Crime-Film hat kaum wer im Kino gesehen*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.