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    Er wurde einst für eine FSK 18 (!) gekürzt: Einer der besten Filme aller Zeiten kehrt ins Heimkino zurück – erstmals in 4K
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Zu verrückt? Gibt es nicht! Wo Neues entsteht, beginnt für Daniel Kino, das sich ins Gedächtnis brennt. Je schräger und verrückter, desto besser!

    Eigentlich unglaublich, aber „Die Verachtung“ wurde von der FSK einst sogar für die höchste Altersfreigabe entschärft. Nun erscheint das Meisterwerk von Nouvelle-Vague-Größe Jean-Luc Godard neu fürs Heimkino – ungekürzt ab 6 (!) Jahren.

    Die Verachtung“ ist ein Film übers Kino, ein Film über Liebe – und nicht zuletzt ein Film über die Liebe zum Film. Den man in Deutschland lange Zeit gar nicht in seiner vollen Pracht erleben konnte: Denn der Film wurde einst um mehrere Minuten geschnitten – und erhielt am Ende dennoch nur eine FSK-18-Freigabe! Mittlerweile ist „Die Verachtung“ ungekürzt sogar ab sechs Jahren freigegeben.

    Das änderte allerdings nichts daran, dass die provokante Abrechnung mit dem Kommerzkino seither zu einem der größten Klassiker des französischen Kinos avancierte – der nicht selten auch in All-Time-Bestenlisten genannt wird. Erst kürzlich wählten ihn Kritiker*innen aus aller Welt für das prestigeträchtige Magazin Sight & Sound etwa zu einem der besten Film aller Zeiten (Platz 54) – und auch in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es die seltene Höchstnote. Umso freudiger sind die neuesten Nachrichten zum Film:

    „Die Verachtung“ feiert am 29. Juni sein längst überfälliges Heimkino-Comeback – und erscheint neu auf DVD und Blu-ray* sowie zum ersten Mal überhaupt in 4K:

    Erwähnenswert: Egal ob DVD, Blu-ray oder 4K-Blu-ray – alle Versionen enthalten „Die Verachtung“ als Digital Remastered Edition. Frisch überarbeitet, erstrahlt der Film mit verbesserter Bild- und Tonqualität in völlig neuem Glanz. Das Nonplusultra bildet aber selbstredend die UHD-Version.

    Die Heimkino-Neuauflage enthält neben dem zeitlosen Klassiker der französischen Neuen Welle auch noch zahlreiche Extras als Bonus – darunter unter anderem die Featurette „Es war einmal: Die Verachtung“, die Kurzfilme „Paparazzi - Die Verfolgung der B.B.“ und „Bardot und Godard“ sowie ein umfangreiches Booklet mit spannenden Hintergrundinfos zum Film.

    "Die Verachtung": Provokant & freizügig, bitterböse & wunderschön

    Inhaltlich dreht sich der Film, aus dem am Ende ein regelrechtes Meta-Feuerwerk wurde, um den von Michel Piccoli („Das große Fressen“) gespielten Schriftsteller Paul Javal, der den Auftrag bekommt, eine von Problemen gebeutelte Neuinterpretation der Odyssee zu retten. Er soll die Adaption für den Produzenten Jeremy Prokosch (Jack Palance) in eine neue Richtung lenken, im schlimmsten Fall auch gegen den Willen des Regisseurs (Fritz Lang als er selbst).

    Als Jeremy eines Tages jedoch Paul und dessen Ehefrau Camille (Brigitte Bardot) in seine prächtige Villa einlädt, beginnt das Projekt aus dem Ruder zu laufen. Denn der Produzent scheint vor allem Augen für Pauls bessere Hälfte zu haben – während diese wiederum glaubt, ihr Mann würde sie dem Produzenten zum Fraß vorwerfen, nur der Karriere wegen…

    Heimkino: Darum solltet ihr dieses einzigartige Meisterwerk, von dem ihr bestimmt noch nie gehört habt, spätestens jetzt nachholen

    Der Film beginnt mit einer einzigartig-genialen Reflexion über das Kino, die es einem gleichzeitig aber auch nicht unbedingt leicht macht, in ihn hineinzufinden. Wenn man aus der Ferne eine Filmcrew erspäht, eine knarzende Stimme aus dem Off die Erzählung einleitet und all das auch noch von schwerer Musik begleitet wird, ist das im ersten Moment alles andere als einladend – bis die Filmcrew schließlich immer näher rückt und die Kamera in Richtung des Publikums gedreht wird. Jene schwelgende Kameraführung ist eines DER Markenzeichen eines Films, der nicht nur wunderschön bebildert, sondern vor allem auch raffiniert erzählt ist.

    Die bereits erwähnte Metaebene entstand durch das Geplänkel, zu dem es während der Entstehung von „Die Verachtung“ zwischen Regisseur Godard und seinem Produzenten Joseph E. Levine kam: Godard wollte den Film nicht im Breitbild-Format drehen, kam gegen Levine allerdings nicht an – und ließ Fritz Lang im Film so am Ende wenigstens über das letztlich gewählte Format lästern. Und auch die wohl berühmteste Szene des Films kommt einem Mittelfinger in Richtung Levine gleich:

    Dieser verlangte von Godard nämlich, eine Nacktszene mit Hauptdarstellerin Brigitte Bardot einzubauen, um den Film besser verkaufen zu können und mehr Menschen in die Kinos zu locken. Auch in dieser Frage hatte Levine als Produzent zwangsläufig das Sagen, Godard aber erfüllte ihm jenen Wunsch mit einem Kniff: Im Zuge der dafür nötigen Nachdrehs beschloss der Filmemacher, Bardot zwar wie gewünscht nackt zu zeigen, potenzieller Erotik dabei allerdings möglichst entgegenzuwirken. So lenkt er etwa mit einer untypischen Farbästhetik von der sich darstellenden Bardot ab, und lässt diese ihren Mann in jener Szene bloß monotone Fragen darüber stellen, wie attraktiv er ihren Körper denn fände.

    Dass „Die Verachtung“ aber nicht nur eine bitterböse Abrechnung mit der Filmindustrie ist, sondern im Kern vor allem eine sehnsuchtsvolle Geschichte zweier Liebender, die sich entzweien, dürfte ebenfalls nicht von ungefähr kommen. Schließlich verarbeitete Godard während der Dreharbeiten auch selbst gerade eine Ehekrise – die wir zumindest auch ein Stück weit in „Die Verachtung“ zu sehen bekommen. Nun zum ersten Mal auch in 4K.

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