Wenn ein Film in der FILMSTARTS-Kritik die volle Punktzahl absahnt, zählt er für uns eigentlich schon automatisch zu den besten Filmen aller Zeiten – allzu oft machen unsere Autoren und Autorinnen die fünf Sterne nämlich nicht locker. Dass „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ von Luis Buñuel aber nicht nur uns begeisterte, zeigen die Durchschnittswertungen auf diversen Kritikenportalen: 98 Prozent positive Stimmen bei Rotten Tomatoes und 93 von 100 Punkten auf MetaCritic? Viel mehr geht nun wirklich nicht. Umso bedauernswerter ist es, dass der surrealistische Kino-Meilenstein hierzulande nie die Aufmerksamkeit geschenkt bekam wie in anderen Teilen der Welt. Mit der demnächst ins Haus stehenden Heimkino-Neuauflage könnte sich das aber zumindest ein Stück weit ändern – diesen Artikel liest immerhin sicher auch gerade der ein oder andere Filmfan, der von der beißenden Gesellschaftssatire gerade zum ersten Mal hört.
Wer jedenfalls glaubt, erst Christopher Nolan hätte den Mindfuck im Kino salonfähig gemacht, sollte unbedingt mal einen Blick auf das Schaffen von Luis Buñuel werfen. Der brachte Kinogänger und Kinogängerinnen nämlich schon vor fast 100 Jahren um den Verstand (Stichwort: „Ein andalusischer Hund“). Einer seiner verrücktesten, bekanntesten und besten Filme feiert dieses Jahr runden Geburtstag – und der wird, wie könnte es auch anders sein, mit einer Neuauflage im Heimkino gefeiert: Zum 50. Jubiläum erscheint „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ am 22. Juni 2022 restauriert erstmals in 4K restauriert auf Ultra-HD-Blu-ray. Parallel dazu wird der Film auch auf Blu-ray mitsamt überarbeiteter Fassung neu aufgelegt:
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Neben optimierter Bild- und Tonqualität ist die 50th Anniversary Edition vor allem auch mit erwähnenswertem Bonusmaterial ausgestattet. Unter anderem mit an Bord ist so etwa eine ausführliche Szenenanalyse von Filmhistoriker und Buñuel-Experte Charles Tesson – und die kann bei einem derart einzigartigen, mit sämtlichen Konventionen des Erzählkinos brechenden Film durchaus Erkenntnisse bringen, die einem selbst im Zuge des Irrsinns-Potpourri schon mal entgehen können.
Das erwartet euch in "Der diskrete Charme der Bourgeoisie"
Im Zentrum des Films steht Botschafter Don Rafael (Fernando Rey), der mit seinen gutbürgerlichen Freunden – Henri und Alice Sénéchal (Jean-Pierre Cassel und Stéphane Audran) sowie François und Simone Thévenot (Paul Frankeur und Delphine Seyrig) – ein gemeinsames Dinner veranstalten will. Doch es kommt immer wieder irgendwas dazwischen, ja, es wirkt fast so, als hätte eine höhere Macht etwas dagegen, dass sich die illustre Runde zu Speis und Trank trifft. Mal irren sie sich im Datum, mal kommen ihnen ihre sexuellen Gelüste in die Quere und dann stürmt auch noch ein Sondereinsatzkommando mitten in die Veranstaltung…
Den brandneuen, anlässlich der kommenden 4K-Blu-ray veröffentlichten Trailer wollen wir euch an dieser Stelle natürlich nicht vorenthalten – gleichzeitig aber warnen: „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ macht dann am allermeisten Spaß, wenn man vorab möglichst wenig über ihn weiß – vorausgesetzt ihr habt nichts dagegen, wenn ein Film die Regeln des Erzählkinos durch den Fleischwolf dreht, dass euch hören und sehen vergeht. Wer stets genau wissen will, wo genau er sich gerade in einem Film befindet, dürfte mit Buñuels Meisterstück hingegen so seine Probleme haben…
Was man ganz ohne Spoilergefahr verraten kann: Das (alb-)traumhafte Stelldichein mit der gutbetuchten High-Society-Runde ist eine der vielen Abrechnungen mit den Oberen Zehntausend, die Ausnahme-Regisseur Luis Buñuel in seiner fast 50-jährigen inszenierte – und wohl die fieseste, launigste und kreativste von allen. „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ ist mal zum Brüllen komisch, mal zutiefst schockierend und hält immer wieder Überraschungen bereit, die dann ohnehin alles bisher Geschehene auf den Kopf stellen.
Kurz gesagt: Es gibt nur wenige Filme (und Filmemacher), die derart zügellos über den Tellerrand blicken und die Grenzen des Kinos auf eine Art und Weise ausloten, dass auch nach einem halben Jahrhundert noch über sie gesprochen (bzw. geschrieben) wird. Und zwar völlig zu Recht.
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