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    Lohnt sich "Secret Invasion"? So gut ist das Marvel-Comeback von Samuel L. Jackson bei Disney+
    Julius Vietzen
    Julius Vietzen
    -Redakteur
    Seit "Iron Man" ist Julius ein riesiger Fan, der nach "Avengers: Endgame" und dem Ende der Infinity-Saga nun auch die Multiversums-Saga im MCU in vollen Zügen genießt.

    Wir haben die ersten 2 Episoden von „Secret Invasion“ gesehen und verraten euch in unserer Kritik, ob die neue MCU-Serie überzeugen kann. Knüpft Marvel an alte Stärken an oder rutscht das Avengers-Universum noch tiefer in die (vermeintliche) Krise?

    Das MCU befindet sich in einer (kleinen) Krise: Der Erfolg an den Kinokassen sowie bei Fans und Fachpresse ist mittlerweile nicht mehr garantiert, dazu kommen Probleme hinter den Kulissen, wie mit Kang-Darsteller Jonathan Majors und Produzentin Victoria Alonso. Kein Wunder also, dass Marvel-Architekt Kevin Feige bereits Änderungen versprach und der geplante MCU-Terminkalender zuletzt mehrmals über den Haufen geworfen wurde (woran aber auch der aktuelle Streik in Hollywood seinen Anteil hat).

    Acht Monate nach der letzten Folge von „She-Hulk“ steht nun „Secret Invasion“ auf Disney+ in den Startlöchern. Eine so lange Wartezeit zwischen MCU-Serien gab es noch nie. Dennoch sind die Auswirkungen des Marvel-Kurswechsels hier noch nicht wirklich zu spüren - schließlich wurde dieser erst unternommen, als „Secret Invasion“ schon in Produktion war. Und so führt „Secret Invasion“ das Avengers-Universum in den ersten beiden Episoden, die wir vorab gesehen haben, zwar in eine spannende, düstere, erwachsene Richtung. Gerade die erste Folge wird jedoch wohl niemanden bekehren, der nach „Thor 4“ und „Ant-Man 3“ sowieso schon an den Niedergang von Marvel glaubt.

    Nick Fury (Samuel L. Jackson) hat einige Jahre im Weltall und auf der Raumstation S.A.B.E.R. verbracht, doch nach dem Tod von Soren, der Frau seinen Skull-Freundes Talos (Ben Mendelsohn), kehrt er widerwillig auf die Erde zurück – und gerät mitten hinein in eine weitreichende Verschwörung:

    Überall auf der Welt kommt es zu Anschlägen, hinter denen nur scheinbar verschiedene Organisationen stecken. In Wahrheit ist dafür der Skrull-Anführer Gravik (Kingsley Ben-Adir) verantwortlich, der viele der Alien-Gestaltwandler um sich geschart hat, darunter auch Talos' Tochter G'iah (Emilia Clarke). Die Skrulls sind frustriert, denn sie leben seit mittlerweile 30 Jahren auf der Erde und haben immer noch keine neue Heimat gefunden. Gemeinsam mit Talos und Maria Hill (Cobie Smulders) nimmt Nick Fury den Kampf gegen Gravik und seine Anhänger*innen auf. Doch diese haben in den vergangenen Jahren viele Machtpositionen besetzt und scheinen dem ehemaligen S.H.I.E.L.D.-Direktor immer zwei Schritte voraus zu sein...

    Agenten-Thriller à la Marvel

    „Secret Invasion“ beginnt mit einem sogenannten Cold Opening, das Publikum wird also mitten in die Handlung geworfen: Der aus „Captain America: Civil War“ und „Black Panther“ bekannte Everett Ross (Martin Freeman) schleicht durch die Straßen von Moskau, bekommt von einem anderen Agenten eine brisante Information und wird von einem mysteriösen Verfolger gejagt – inklusive Parcour-Einlage über die Dächer der russischen Metropole und doppeltem Schlusstwist.

    Doch das Versprechen dieser Eröffnungsszene können die Chefautoren Kyle Bradstreet und Brian Tucker sowie Regisseur Ali Selim zumindest in der ersten Folge nicht durchweg einlösen: Immer wieder werden die großen Vorbilder des Agenten- und Verschwörungsthrillers aufgerufen, doch an die Qualitäten etwa der „Bourne“-Reihe können die Verantwortlichen in dieser ersten Episode nur selten anknüpfen.

    Ehrwürdig ergraut: Samuel L. Jackson als Nick Fury 2022 MARVEL.
    Ehrwürdig ergraut: Samuel L. Jackson als Nick Fury

    Zu konfus wirkt die Handlung, weil immer wieder wichtige Informationen fehlen, die dann erst ab Episode 2 mit einigen Flashbacks nachgereicht werden, und zu sprunghaft und leichtsinnig das Verhalten der Figuren: Es ist schon bezeichnend, dass der von Samuel L. Jackson mittlerweile mit buschigem, grauen Bart verkörperte Geheimagenten-Veteran Nick Fury teilweise wie ein blutiger Anfänger wirkt und sich von Gravik an der Nase herumführen lässt – mit durchaus tragischen Konsequenzen.

    Ein Erklärungsansatz ist in der ersten Episode zwar vorhanden, wird jedoch eher hastig nachgereicht und längst nicht ausführlich genug erzählt: Nick Fury trägt seit Thanos' Fingerschnipser und dem Blip ein Trauma mit sich herum, das er im Weltraum-Urlaub (erfolglos) zu verdrängen bzw. zu verarbeiten versucht hat. Das bleibt in der ersten Episode aber noch pure Behauptung, weil es vorher im MCU noch nie thematisiert wurde.

    Fantastische Darsteller*innen

    So lebt die erste Folge fast alleine von dem Cast – und der ist wirklich fantastisch, auch abgesehen von dem bereits erwähnten Samuel L. Jackson, der immer wieder zu ganz großer Form aufläuft, auch wenn es ihm das Drehbuch nicht immer leicht macht. Auch wenn seine Figur Nick Fury eben manchmal etwas zu leichtsinnig handelt, ist Jacksons Schauspiel dennoch so lässig und souverän wie gewohnt.

    Neben Jackson überzeugen vor allem Ben Mendelsohn als Talos und Oscargewinnerin Olivia Colman, die als Agentin Sonya Falsworth so viel Spaß vor der Kamera hat, wie seit ihrem grandiosen Auftritt als Dorfpolizistin in Edgar Wrights „Hot Fuzz“ nicht mehr.

    Hat richtig viel Spaß: Olivia Colman als Sonya Falsworth 2022 MARVEL.
    Hat richtig viel Spaß: Olivia Colman als Sonya Falsworth

    Jackson und Mendelsohn hingegen haben schon in „Captain Marvel“ bewiesen, dass sie eine großartige Chemie haben und dürfen diese nun auch bei „Secret Invasion“ wieder ausspielen. Das Highlight der ersten beiden Folgen ist so dann auch ein simples Gespräch zwischen Talos und Fury an Bord eines Zuges, bei dem Fury aus seiner Jugend erzählt und Talos eine schockierende Enthüllung über die Skrulls preisgibt.

    Ähnlich ist es bei einer fantastisch gespielten Diskussion zwischen Fury und Rhodey alias War Machine (Don Cheadle), die alles von der langjährigen Freundschaft der beiden Männer über den strukturellen Rassismus in den USA bis hin zur ihren unterschiedlichen Ansichten über den Umgang mit den Skrulls umfasst. Dass wir hier zwei Dialogszenen so hervorheben, vermittelt bereits ein gutes Bild von den Stärken und Schwächen der MCU-Serie.

    Folge 2 ist viel besser

    Mit Episode 2, in der auch diese beiden Gespräche stattfinden, kommt deutlich mehr Schwung in „Secret Invasion“: Wie eingangs erwähnt sorgen einige Flashbacks dafür, dass sich langsam ein klareres Bild der Handlung abzeichnet, die Motivation der Figuren wird besser herausgearbeitet, es gibt weitere überraschende Wendungen und in den (wenigen!) Action-Szenen schwingt ein Hauch von „John Wick“ mit.

    Zudem kommen in Episode 2 dann auch Fans der Comic-Vorlage „Secret Invasion“ sowie der Marvel-Comics im Allgemeinen auf ihre Kosten. Schließlich erfahren hier mehr über die Vorgehensweise der Skrulls, die nicht nur die Welt übernehmen wollen, sondern auch schon einen Plan haben, wie sie mit den – in den ersten zwei Folgen übrigens betont abwesenden – Avengers fertig werden wollen...

    Fazit: Wer sich durch die etwas verworrene erste Folge kämpft, wird mit einer starken zweiten Episode belohnt, die das Potenzial für eine der ungewöhnlichsten und spannendsten Marvel-Serien offenbart. Vor allem Samuel L. Jackson läuft in „Secret Invasion“ zu ganz großer Form auf, doch auch Olivia Colman und Ben Mendelsohn sind bislang überragend.

    "Secret Invasion"-Schocker: Ist [SPOILER] wirklich tot? Das Ende von Folge 1 erklärt [UPDATE]

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