Sagt uns, woran ihr zuerst denkt, wenn ihr Kristen Stewart seht, und wir sagen euch, welcher Schlag Filmfan ihr seid: Denkt ihr an „Still Alice“ oder den ultra-unsinnig untertitelten „Camp X-Ray - Eine verbotene Liebe“, mögt ihr wohl dramatisches, doch zugängliches Kino. Denkt ihr an die nachdenklich-schaurige Prinzessin-Diana-Parabel „Spencer“, „Die Wolken von Sils Maria“ oder den Umstand, dass Stewart für letzteren Film als bislang einzige US-Amerikanerin den höchsten Filmpreis Frankreichs gewann, den César, so haltet ihr euch wohl gerne im Programmkino auf.
Und denkt ihr zuerst an die „Twilight“-Reihe, so fürchten wir, dass ihr in den späten 2000er- und frühen 2010er-Jahren stecken geblieben seid. Insbesondere, wenn ihr bei diesem Gedanken die Nase rümpft. In dem Fall solltet ihr heute Abend als Gegengift dringend den Fernseher einschalten. Und die anderen Gruppen schalten zum Genuss ein: Heute, am 15. Juni 2023, zeigt Servus TV ab 22.40 Uhr das spannend-bizarr-schöne Stewart-Highlight „Personal Shopper“.
Solltet ihr den Sender nicht in eurer Programmliste finden, gegen den hinter ihm steckenden Koffeinbrausekonzern allergisch sein oder schlicht der Werbung aus dem Weg gehen wollen: „Personal Shopper“ ist auch auf diversen Plattformen als Kauf- und Leih-VoD erhältlich, beispielsweise bei Prime Video.
Übrigens: Wenn ihr den alleskino-Channel* bei Prime Video Channels abonniert habt, könnt ihr „Personal Shopper“ (und einige weitere sehenswerte Titel) sogar ohne Zusatzkosten streamen.
"Personal Shopper": Geister-SMS, Star-Allüren und der Hobel des Schicksals
Maureen (Kristen Stewart) verdient sich ihren Lebensunterhalt als Shopping-Assistentin des Superstars Kyra (Nora von Waldstätten). Kyras Arroganz und abstruse Anforderungen machen es Maureen allerdings schwer, ihren Berufsalltag durchzustehen. Zudem wartet die sich für ein Medium haltende Amerikanerin und Wahl-Pariserin gequält auf ein Zeichen aus dem Jenseits, das ihr ihr Zwillingsbruder Lewis versprochen hat. Als sie plötzlich sonderbare SMS empfängt, sieht es so aus, als hätte das Warten ein Ende. Oder stammen die Nachrichten doch nur von Gary (Ty Olwin), zu dem Maureen eine abkühlende Fernbeziehung pflegt? Oder kommen sie von Ingo (Lars Eidinger), Kyras Liebhaber?
Regisseur und Autor Olivier Assayas schwebt mit „Personal Shopper“ zwischen den Genrewelten, weshalb sich dieses Kleinod aus verschiedenen Perspektiven betrachten lässt. Solltet ihr ernstes, jedoch nicht zu verkopftes Kino bevorzugen, so breitet der Franzose vor euren Augen einen stilvollen Thriller aus: Eine trauernde Frau, die sich aus beruflichen Gründen viel zu wenig um ihre eigenen Belange kümmert, erhält kryptische SMS. Statt dass bei ihr die „Achtung, Stalker!“-Alarmglocken läuten, klammert sie sich an der Idee fest, dass sie Botschaften von ihrem verstorbenen Bruder erhält.
Nähert ihr euch „Personal Shopper“ so, dann sind die Blicke, die Assayas in Maureens privaten Alltag und in die Glamour-Welt ihrer Arbeitgeberin wirft, galanter Hintergrund für eine kühle Suspense-Story. Eine Story, die dank der sich verstohlen um Ecken und über Schultern schlängelnden Kamera glatt den Eindruck erweckt, dass wir sie aus den Augen eines sinistren Beobachters verfolgen.
Endlich: Dieser Psychothriller von einem wahren Meister der Spannung erhält seine lang erwartete Heimkino-NeuauflageDoch falls ihr die künstlerisch nach sonderbaren Sternen greifenden Filme Stewarts mögt, funktioniert „Personal Shopper“ als zwischen Übernatürlichkeit und visualisiertem Kummer schwankendes Arthouse-Psychodrama. Dann sehen wir Maureen als ihre Identität verlierende Frau Mitte/Ende Zwanzig, deren Unaufdringlichkeit und Anpassungsfähigkeit sie zu einem perfekten Medium machen. Sowie zur perfekten Verlängerung einer auffälligeren Persönlichkeit, die eine ambitionslose Kopie benötigt.
Parallel zu dieser Schilderung bekommen wir mit, wie ihr Innerstes (oder etwas Übernatürliches) dagegen aufbegehrt, wie es Maureen ebenso unheimlich wie hartnäckig wachzurütteln versucht. Ganz gleich, wie ihr euch „Personal Shopper“ nähert, Stewart ist in sämtlichen Varianten eine regelrechte Wucht, die förmlich im Vorbeigehen tiefsten Kummer, sehnsüchtige sexuelle Begierde, aufzehrende Angst und selbstkritisch verurteilte Neugier auszudrücken vermag. Sowie eine Distanziertheit, die Maureen verdammen oder befreien könnte, je nachdem, was wohl hinter der nächsten Ecke auf sie lauert.
Da Assayas bizarr-trockenen Humor mit kühler Spannung und sensiblem Drama jongliert, bleibt es lange unvorhersehbar, was das denn sein könnte, das da lauert. Dass in einer einprägsamen Szene aus dem Off Marlene Dietrich „Das Schicksal setzt den Hobel an, und hobelt alle gleich“ schmettert, kann zumindest Drohung oder Versprechen sein. Das hängt schlussendlich von den Erfahrungen jener ab, in deren Ohr sich diese Zeilen winden...
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