Albtraumhafte Bilder. Eine Filmmusik, die es sich in einer eigenwilligen Nische zwischen hinreißend und beklemmend bequem macht. Und zwei Schauspielgrößen, die mit Hingabe auftreten – alles unter der Regie des Suspense-Meisters Alfred Hitchcock: „Ich kämpfe um dich“ mag nicht dieselbe Prominenz genießen wie „Vertigo“, „Die Vögel“ oder „Psycho“, hat aber dennoch seine Spuren in der Filmgeschichte hinterlassen.
Die reguläre deutsche Blu-ray ist jedoch seit Jahren nur noch auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich, ebenso wie die limitierte Mediabook-Ausgabe. Daher mussten Filmfans zuletzt mit Blu-ray-Sammelboxen vorlieb nehmen, in denen er enthalten ist. Nun gibt es aber Nachschub: Am 4. Juni 2023 hat „Ich kämpfe um dich“ endlich eine Blu-ray-Neuauflage erhalten.
Der mit einem Oscar ausgezeichnete und für fünf weitere Academy Awards nominierte Film-Noir-Klassiker ist außerdem weiterhin auf DVD* erhältlich, zudem ist er als VoD bei Prime Video* zu finden.
Dreiklang aus Sigmund Freud, Salvador Dalí und Alfred Hitchcock
Die junge Psychoanalytikerin Dr. Constance Peterson (Ingrid Bergman) arbeitet in einer Nervenheilanstalt und zerbricht sich aufgrund ihres neuen Vorgesetzten den Kopf: Dr. Anthony Edwardes (Gregory Peck) ist zwar hübsch anzuschauen, wirkt allerdings auch überaus verwirrt. Es dauert daher nicht lange, bis Dr. Edwardes von seinem Kollegium der Hochstapelei bezichtigt wird. Wie wird Dr. Peterson reagieren? Folgt sie ihrem Verstand oder ihrer Begierde?
„Ich kämpfe um dich“ ist einer der ersten Hollywood-Filme, die sich Sigmund Freuds Traum- und Psychoanalyse annehmen – woran Produzent David O. Selznick gewissen Anteil hatte: Er wollte seine eigenen Erfahrungen mit Psychotherapie auf Zelluloid verarbeitet sehen. Selznick brachte daher sogar seine Therapeutin mit ans Set, wo sie als Beraterin fungieren sollte. Sie und Hitchcock gerieten allerdings aneinander, da die Psychotherapeutin auf eine akkurate Darstellung ihres Metiers beharrt haben soll.
Das biss sich mit Hitchcocks Absicht, sich an einigen Stellen kreative Freiheiten rauszunehmen. Der Höhepunkt dieser künstlerischen Eigenwilligkeit: Eine minutenlange Albtraumsequenz, die von Salvador Dalí entworfen wurde – einem der einflussreichsten Künstler des Surrealismus.
Von Dalís ursprünglichen Ideen blieb im fertigen Film nur ein Bruchteil übrig, nicht zuletzt, weil Selznick sie als zu ausschweifend empfand. Trotzdem zählen die auf seiner Vorarbeit basierenden, grotesk-beklemmenden Albtraum-Augenblicke zu den vielen Stärken dieses Psychothrillers. Dass die Dickköpfe Hitchcock und Selznick im Anschluss an „Ich kämpfe um dich“ getrennte Wege gingen, war allerdings genauso abzusehen wie ihre Meinungsverschiedenheiten.
Neben den psychedelischen visuellen Elementen prägt die außergewöhnliche Musik diesen filmischen Wendepunkt in Hitchcocks Karriere: Komponist Miklós Rózsa nutzte unter anderem das bis dahin wenig bekannte Theremin, um eine unberechenbare Musik zu schaffen, die weltfremd und dennoch vertraut, leidenschaftlich und zugleich nervenaufreibend klingt.
Die wegweisende Musik erhielt einen Oscar, Nominierungen wurden zudem für die Kameraarbeit, die Effekte, Hitchcocks Inszenierung und den Film ausgesprochen. Ebenso gab es eine Nominierung für Michael Chekhov in der Rolle eines Arbeitskollegen der Protagonistin.
Übergangen wurden wiederum Ingrid Bergman und Gregory Peck, obwohl sie mit packenden, mehrschichtigen Darbietungen bestechen. Ihr Wechselbad der Gefühle zwischen Abscheu, Fürsorge, Angst und prickelnder Leidenschaft ist genauso mitreißend wie rätselhaft und nachvollziehbar. Zudem darf Bergman mit sogleich mehreren weiblichen Figuren-Stereotypen aufräumen, was einer der Gründe dafür ist, dass dieser Psychothriller so hervorragend altert.
Heimkino-Premiere: Dieser finster-opulente Horror-Klassiker ist quasi der Vorgänger von "The Sadness"*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.