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    Kino der härtesten Gangart: Kult-Schocker von Regie-Meister Abel Ferrara nach fast 40 (!) Jahren endlich runter vom Index
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Fasziniert und berührt werden, aber auch ein stückweit über sich selbst erfahren – darin besteht für Daniel die Magie des Kinos.

    Eine stumme Frau, die mehrfach vergewaltigt wird und schließlich auf einen erbarmungslosen Rachefeldzug geht, bildet die Basis für Abel Ferraras „Ms. 45“ – der in Deutschland jahrzehntelang auf dem Index stand. Bis jetzt.

    Ja, bereits die Grundprämisse von Abel Ferraras hierzulande als „Die Frau mit der 45er Magnum“ bekannten „Ms. 45“ lässt einen schon mal schlucken. Denn der abgründige Thriller ist ein Musterbeispiel für klassisches, bitterböses Rape-and-Revenge-Kino – das es bei der FSK traditionsgemäß immer besonders schwer hatte. Viele Genre-Vertreter wie „Das letzte Haus links“ oder „Ich spuck' auf dein Grab“ erhielten von der Freigabebehörde so etwa kein grünes Licht, wurden indiziert oder gar beschlagnahmt. Ähnlich erging es auch dem Ferrara-Klassiker. Doch das ist nun Geschichte.

    Nach fast 40 Jahren auf dem Index ist „Die Frau mit der 45er Magnum“ nun nicht mehr indiziert! Das bestätigte kürzlich der Verleiher Platinum Cult Edition via Facebook. Die Listenstreichung sei erfolgreich gewesen, wird in dem Posting die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz zitiert. Der nächste Weg dürfte dann über die FSK gehen, die den Film dann vermutlich ab 18 Jahren freigeben wird – bevor dann wohl eine komplett ungekürzte Neuauflage im Heimkino erfolgen dürfte. Nähere Details sind hierzu bislang jedoch nicht bekannt.

    Der Film landete in Deutschland 1984 auf dem Index und hatte auch 25 Jahre später kein Glück bei der FSK. Die verweigerte dem Film auch bei der Neuprüfung nach einem Vierteljahrhundert im Jahr 2009 erneut die Freigabe. 14 weitere Jahre später gilt der Film nun aber endlich offiziell als rehabilitiert.

    Das ist "Ms. 45" alias "Die Frau mit der 45er Magnum"

    Im Zentrum der Geschichte steht die stumme Thana (Zoë Tamerlis), die auf dem Heimweg nach ihrer Arbeit in einer Kleiderfabrik in New York regelmäßig von fremden Männern bedrängt wird – bis sie eines Tages von einem maskierten Typen (Abel Ferrara) brutal überfallen und vergewaltigt wird.

    Schwer mitgenommen schleppt sie sich nach Hause, wo sie schließlich auf einen Einbrecher trifft und prompt erneut vergewaltigt wird. Doch die junge Frau hat nicht vor, sich fortan von Männern dauerhaft unterdrücken zu lassen. Sie holt zum Gegenschlag aus und tötet den Einbrecher. Und das ist nur der Anfang eines blutigen Rachefeldzuges…

    Die verstörendsten Filme aller Zeiten

    „Die Frau mit der 45er Magnum“ wird als Klassiker des feministischen Kinos gefeiert – auch wenn es immer wieder umstritten ist, wie sehr Rape-and-Revenge-Filme zu diesem gehören. Aber schließlich werden darin in der Regel von Männern geschundene Frauen inszeniert, die sich zur Wehr setzen – und nicht nur ihren unmittelbaren Peinigern, sondern damit auch dem Patriarchat den Kampf ansagen.

    Darüber hinaus wurde „Ms. 45“ aber eben auch nicht von irgendwem, sondern von Kult-Regisseur Abel Ferrara inszeniert. Der ist bekannt für seine abgründigen Stoffe um gebeutelte Figuren, liefert mit seinen unerbittlich harten Genre-Reißern regelmäßig Kino, das unter die Haut geht und auch noch lange nach dem Abspann beschäftigt – und versteht es wie kaum ein anderer, das nächtliche New York effektiv, düster und stilsicher als Schauplatz für sinistres Treiben zu nutzen. Das bewies er in einigen seiner größten Klassiker wie „Bad Lieutenant“ und „King Of New York“ – oder eben auch in „Die Frau mit der 45er Magnum“, mit dem Ferrara seinerzeit mächtig hohe Wellen schlug. Nicht nur, weil seine Hauptdarstellerin bei Beginn der Dreharbeiten noch gar nicht volljährig war, sondern auch, weil der Filmemacher selbst auch den ersten Vergewaltiger des jungen Mädchens spielte.

    Der einst von der Kritik gemischt aufgenommene Film wird heute längst als Kult gefeiert und hat sich so auch seinen Platz in der Popkultur gesichert: In der gefeierten Serie „Euphoria“ etwa verkleidet sich die von Barbie Ferreira gespielte Kat Hernandez für eine Halloween-Party nicht ganz zufällig als Thana...

    Ach, und übrigens: Falls Rape-and-Revenge-Unterhaltung genau nach eurem Geschmack ist, gibt es für euch seit einiger Zeit mit „Thriller - Ein unbarmherziger Film“ auch noch einen weiteren sehenswerten Genre-Klassiker endlich in voller Länge – aber Achtung, der ist sogar noch schwerer zu verdauen...

    Erstmals ungekürzt: Einer der laut Quentin Tarantino härtesten Filme aller Zeiten erscheint endlich fürs Heimkino
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