Bevor der Titel „Westworld“ für eine dystopische Science-Fiction-Serie voller Twists stand, die ebenso für euphorischen Jubel wie für qualmende Köpfe sorgte, eroberte der gleichnamige Film 1973 die Kinos und stellte somit bereits mehrere Jahre vor „Terminator“ mörderische Technologie mit menschenähnlicher Gestalt in den Mittelpunkt des Geschehens.
Inszeniert und geschrieben von Michael Crichton, dem Schriftsteller hinter der „Jurassic Park“-Romanvorlage, leistete „Westworld“ zudem Pionierarbeit in Sachen digitaler Filmprozesse. Heute, am 11. Juni 2023, läuft der futuristische Western-Action-Thriller „Westworld“ ab 20.15 Uhr bei arte. Und wenn ihr wissen wollt, wie die Geschichte weitergeht: Derzeit ist die Fortsetzung „Futureworld“ bei joyn PLUS+ im Abo abrufbar.
Alternativ findet ihr sowohl „Westworld“* als auch „Futureworld“* unter anderem bei Prime Video als VOD zum Leihen und zum Kaufen.
"Westworld": Roboter-Killer versus Killer-Roboter
Im gigantischen Themenpark Delos können Vergnügungssüchtige durch Nachbildungen des alten Roms, prächtiger Burgen oder des Wilden Westens schlendern. Für den stolzen Eintrittspreis bekommen sie ordentlich was geboten, denn täuschend echte Androiden füllen die Themenwelten nicht nur mit (künstlichem) Leben: Sie stehen bei jeglicher Begierde zu Diensten – also auch für Sexfantasien oder die Suche nach eiskalten Duellen.
Dabei gilt eine eiserne Regel: Die Androiden sind reines Kanonenfutter, sie dürfen dem zahlenden Publikum kein Leid zufügen! Die Kumpel Peter (Richard Benjamin) und John (James Brolin) freuen sich daher wahnsinnig darauf, jeden Androiden abzuknallen, der ihnen doof kommt. Doch während ihres Besuches entwickeln die künstlichen Intelligenzen ein wehrhaftes Bewusstsein und blasen zur Menschenjagd!
Nur 30 Kinos (!) auf der ganzen Welt werden den neuen Film des "The Dark Knight" Regisseurs so zeigen, wie er es willMichael Crichton bedauerte später, dass „Westworld“ vom Publikum einzig und allein als Warnung vor Technologie verstanden wurde, die sich rasant weiterentwickelt. Denn wie Crichton zwölf Jahre nach Kinostart seines Regiedebüts im Fachmagazin Compute! betonte, beabsichtigte er, maßlose Gier zu kritisieren: In einer Filmsequenz wird über die Schließung des Parks diskutiert – die aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht erfolgt.
Dieses Motiv wiederholte Crichton in „Jurassic Park“. Allerdings hat der Ansatz von „Westworld“ nun, wo sich Großkonzerne weigern, klare Richtlinien für den zukünftigen Gebrauch von KI-Technologie aufzustellen, ein besonders prägnantes Echo. Aber auch abseits der wieder an Relevanz zulegenden thematischen Aspekte ist dieser Sci-Fi-Klassiker bemerkenswert.
Denn der Film über Raffgier, den ethischen Umgang mit KI und mangelnde Sicherheitsvorkehrungen verwendete als erster Lang-Spielfilm digitale Mittel zur Bildbearbeitung. Ganz konkret wurde mittels digitaler Technologie das Material ausgewählter Szenen verpixelt, um darzustellen, wie die Androiden die Welt sehen. Außerdem wurden computeranimierte Körperteile eingesetzt – bis zur ersten komplett am Computer animierten Figur in einem Realfilm sollten nach „Westworld“ jedoch noch zwölf Jahre vergehen.
Filmfans, die am Western-Aspekt von „Westworld“ mehr Interesse haben, können sich derweil über Yul Brynner freuen: Der markante Schauspieler spielt hier als Revolverheld-Roboter an seine legendäre Rolle in „Die glorreichen Sieben“ an. Doch es bleibt nicht bei der reinen Referenz: Er gibt zugleich eine denkwürdige Leistung als Schurke ab, der aus einem anderen Blickwinkel betrachtet auch bloß ein sich rächender Anti-Held wäre.
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